Die Ruhe vor dem Sturm

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Es fiel mir schwer, mit Mazikeen mitzuhalten, als wir zurück zu den anderen gingen. Sie war wütend, sie war extrem wütend und ich wusste genau, dass sie am liebsten alle auf diesem Platz umgebracht hätte.
"Ihr seid wieder zurück!" sagte Tim erleichtert, als er uns sah und umarmte mich kurz, "Aber wo ist Jace?" fragte er, besorgt die Antwort bereits zu kennen.
"Wir konnten ihm nicht helfen, wir waren zu spät." sagte Mazikeen, "Ich konnte meinem Bruder nicht helfen! Und Anni auch nicht!"
"Was meinst du damit?" fragte Tim besorgt, doch Mazikeen stiegen wieder Tränen in die Augen und sie verschwand.
"Anni war da...sie sollte gar nicht da sein Tim, das war alles gar nicht so geplant!"
"Haben sie sie...?"
"Sie lebt noch, glaube ich. Ich muss ganz dringend mit Paul reden, tut mir Leid." sagte ich und verschwand nach drinnen.
Ich war gerade dabei, alle Räume abzusuchen, als ich ohne Vorwarnung in eine Umarmung gezogen wurde.
"Es geht dir gut, Gott sei Dank!" es war meine Mutter, "Mazikeen hat mir erzählt, was passiert ist. Das arme Ding, geht es dir gut? Willst du darüber reden? Wie machen wir jetzt weiter?" löcherte sie mich mit Fragen.
"Mama!" unterbrach ich sie, "Es geht mir gut, naja, mehr oder weniger, aber ich muss ganz dringend mit Paul reden." versuchte ich mich vor ihrer Bemutterung zu retten. Sie nickte und ließ mich los. Ich setzte meine Suche fort, jedoch weiterhin ohne Erfolg.
"Paul?" fragte ich, bevor ich vorsichtig eine Tür öffnete, doch ich fand nur Aaron und Veni, die irgendetwas planten.
"Oh du bist wieder zurück?" fragte Aaron ungläubig, "Wo hast du die kleine Assassine gelassen?"
"Es geht ihr nicht so gut, wir konnten ihren Bruder nicht retten."
"Man das tut mir Leid. Hast du die bleiche Lady gesehen?" fragte er dann nach.
"Wen?"
"Na die Kleine, die mich vermöbelt hat."
"Ja, da hab ich schlechte Neuigkeiten."
"Ich will es gar nicht hören! Verschwinde!" würgte er mich ab und schaute wieder auf seinen Plan. Ich schloss wieder die Tür und suchte weiter nach Paul, fand ihn aber nicht. Niedergeschlagen trottete ich in eins der Klassenzimmer, in dem Tim und Tobi saßen und Karten spielten.
"Da bist du ja, hast du Paul gefunden?" fragte Tim, als ich mich neben ihn auf den Boden fallen ließ und mich an ihn anlehnte. Ich seufzte und schüttelte den Kopf. Tim legte seinen Arm um mich und strich mir über meinen Brustkorb. Als die beiden fertig waren, sammelte Tobi die Karten zusammen und stand auf.
"Ich lasse euch beide mal allein." erklärte er und verschwand. Ich wusste genau, dass Tim und ich mal reden sollten, aber ich hatte Angst, vor dem was er sagen könnte. Angst, dass er mich nicht so mochte, wie ich ihn mochte. Ein Kuss muss ja nicht unbedingt etwas bedeuten.
"Worüber denkst du nach?" fragte Tim und strich mir vorsichtig durch die Haare.
"Wäre es sehr kitschig, über dich zu sagen?" fragte ich und grinste ihn an.
"Ein bisschen vielleicht." lachte er und zog mich dann auf seinen Schoß. 
"Sind wir eigentlich zusammen?"
"Ist das gerade dein Ernst?"
"Tut mir Leid, ich dachte nur-"
"Natürlich! Ich dachte, dass wäre dir klar." lachte Tim und küsste mich.
"Du musst mir einen Gefallen tun." sagte ich schließlich und schaute ihn erst an.
"Natürlich, was brauchst du?"
"Du musst wieder zurück ins Schloss und dafür sorgen, dass Anni nichts passiert."
"Wie ist dein Plan?" fragte er, doch den wollte ich lieber allen zusammen erklären.
"Komm mit." sagte ich, stand auf, nahm Tims Hand und zog ihn hinter mir her. Ich öffnete die Tür zu dem Klassenzimmer, in dem vorhin noch Aaron und Veni saßen, welche mittlerweile Gesellschaft von Mazikeen bekommen hatten.
"Super, es sind alle da." sagte ich und schloss die Tür hinter mir.
"Was hast du vor Stegi?" fragte Veni leicht besorgt.
"Ich hab einen neuen Plan." fing ich an.

"Das klingt doch ziemlich gut." sagte Aaron, als ich fertig war. Mazikeen stand auf und ging auf mich zu. Vor mir, etwas zu nah für meinen Geschmack, blieb sie vor mir stehen.
"Gib mir deine Hand."
"Was? Wieso?" Mazikeen rollte mit den Augen und nahm meine Hand. Sie drehte meine Handfläche nach oben, nahm ihr Messer und schnitt mir damit in den Arm. Schnell zog ich meinen Arm weg und hielt die Wunde fest, "Was soll das?!"
"War ich schon fertig?" fragte sie genervt und wischte das Blut von ihrer Klinge.
"Ja! Du wirst mir nicht noch einmal in den Arm schneiden." Die Tür hinter uns flog auf und Henry trat ein.
"Was ist hier los?" fragte er.
"Dein Sohn ist eine Mimose!" gab Mazikeen zurück und lächelte mich unschuldig an.
"Das stimmt doch gar nicht!" protestierte ich. Henry lachte und legte mir eine Hand auf die Schulter.
"Ich war damals auch nicht begeistert davon Kleiner, aber da musst du durch." Widerwillig hielt ich Mazikeen wieder meinen Arm hin. Sie hob ihre linke Hand über meine Wunde und sagte irgendetwas, in einer Sprache, die ich nicht verstand, dann verband sie meinen Arm und lächelte mich an.
"Nun gehörst du wirklich zum Rudel und wir sind uns alle gegenseitig zur Treue verpflichtet." erklärte sie, Henry lächelte zufrieden und umarmte mich dann. ich verstand immer noch nicht ganz, was gerade passiert war.

Ich hatte wieder meinen Poncho übergezogen und brachte Tim zurück zum Schloss.
"Bist du sicher, dass das funktionieren wird?" fragte er unsicher.
"Du schaffst das, ich glaube ganz fest an dich."
"Danke." Wir blieben stehen und betrachteten das Schloss.
"Wir sehen uns bald wieder, das verspreche ich dir." Wir umarmten uns kurz, dann küssten wir uns, "Ich liebe dich Tim." flüsterte ich, so leise, dass nur er es hörte.
"Ich liebe dich auch Stegi." Seine Hand lag auf meiner Wange, über welche er vorsichtig mit seinem Daumen strich. Ich wünschte, wir hätten ewig so bleiben können, doch wir hörten, wie jemand auf uns zukam.
"Ich sollte jetzt gehen" Tim nickte, dann verschwand ich.

Ich schaffte es noch sicher vor dem Morgengrauen zurück zur Schule, wo alle ungeduldig auf mich warteten.
"Ist alles gut gegangen?" fragte Tobi sofort, ich nickte.
"Ja, es ist alles nach Plan gelaufen." Es war alles vorbereitet, wir waren alle bereit. Mazikeen und ich gingen ein paar Schritte durch den Wald.
"Mazikeen?"
"Was denn Stegi?"
"Hast du nicht gesagt, dass das nicht dein Krieg ist?"
"Es wurde zu meinem Krieg, als sie meinen Bruder ermordet haben."

[TO BE CONTINUED]


Dystopia [Stexpert] [BEENDET]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt