Der Putsch Teil 2

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Nervös tigerte Stegi auf und ab. Immer wieder blieb er stehen, in der Hoffnung seinen Vater zu hören, doch es blieb still. Mazikeen saß auf dem Balkon und meditierte.
"Stegi, ich muss dir noch etwas sagen." unterbrach Tim die unangenehme Stille zwischen den dreien. Angesprochener blieb wie angewurzelt stehen und schaute Tim mit großen Augen an.
"Kann das nicht noch warten?"
"Nein." Tim stand auf und nahm Stegis Hand, "Mein Vater hat einige Vorkehrungen getroffen, während ich weg war." er zögerte kurz, als würden ihm die richtigen Worte fehlen.
"Und was?" fragte Stegi und legte seine Hand auf Tims Wange.
"Ich bin verlobt."
"Was?"
"Ich kenne sie nicht wirklich und ich hab auch überhaupt keine Gefühle für sie, aber ich wollte es dir sagen."
"Aber du hast doch nicht vor, sie zu heiraten?!" Bevor Tim antworten konnte, flog die Tür auf und ein paar Wachen starrten die beiden an.
"Hände hoch und wegtreten von dem Prinzen!" Befahl einer von ihnen. Tim nickte kaum merklich und Stegi tat, was ihm befohlen wurde. 
"Ihre Verlobte hat uns hergeschickt, um nach Euch zu sehen. Ein Glück kamen wir noch rechtzeitig."
"Ja, bringt ihn zu der Hofverrätertin."
"Haltet Ihr das wirklich für eine gute Idee?"
"Das ist ein Befehl!" Die Wachen nickten und packten Stegi, welcher sich widerwillig mitziehen ließ. Mazikeen war aufmerksam geworden und zu Tim gegangen. Unbemerkt folgten die beiden den Wachen in die Katakomben den Schlosses, von wo sie schnelle Schritte hörten, die näher zu kommen schienen, bis Anni vor ihnen stand, in ihrer Hand ein Messer mit blutiger Klinge. Noch bevor die Wachen reagierten, hielten Mazikeen und Tim ihnen jeweils ein Messer an die Kehle.
"Sowas sehe ich doch gerne." sagte Anni und packte das Messer weg. Die beiden ließen Stegi los, welcher sie fesselte und dann knebelte.
"Ist das schön, dich wiederzusehen." sagte Mazikeen und umarmte Anni kurz. Tim sagte nichts, sondern fiel ihr um den Hals. Zusammen verließen sie wieder die Katakomben.
"Was ist jetzt genau der Plan?" fragte Anni auf dem Weg nach draußen.
"Wir suchen den König." erklärte Stegi knapp. 
Langsam drang der Kampf bis in das Schloss selbst vor und es wurde schwieriger, unbemerkt und schnell durch das Schloss zu schleichen. Die vier gingen Konfrontationen so gut es ging aus dem Weg, als sie in Aaron rannten. Er tackelte Stegi um und hielt ihm sein Messer an die Kehle, hielt dann aber kurz inne.
"Stegi?!" sagte er leicht ungläubig, bevor er aufstand und ihn auf die Beine zog, "Und? Habt ihr ihn schon gefunden?"
"Sind gerade auf dem Weg." Aaron nickte. Die vier versuchten so schnell wie möglich durch die große Eingangshalle des Schlosses zu kommen, wobei sein ein paar Wachen ausschalten mussten. Aus einem Raum hörten sie ein Schluchzen. Stegi blieb stehen und öffnete vorsichtig die Tür. In dem großen, leeren Raum saß eine Frau in pompösem Kleid auf dem Boden.
"Bitte tut mir nichts. Ich gebe euch alles, was ihr haben wollt!" bettelte sie und schaute Stegi flehend an.
"Wo ist der König?"
"Das weiß ich nicht."
"Mutter?" fragte Tim und drängte sich zwischen Anni, Mazikeen und Stegi durch.
"Tim!" sagte sie erleichtert und sprang auf, die beiden schlossen sich sofort in die Arme.
"Es geht dir gut, Gott sei Dank."
"Wer sind diese Leute?"
"Das sind meine Freunde, sie haben mich beschützt, mir geholfen und mich gerettet."
"Aber...sie sind gefährlich."
"Das sind sie nicht Mutter, vertrau mir."
"Tim, können wir kurz?" unterbrach Stegi die beiden, Tim nickte und ging mit Stegi ein paar Schritte von den anderen weg.
"Was ist los?"
"Was hast du vor Tim?"
"Nach was sieht es denn für dich aus? Ich helfe meiner Mutter."
"Und wie machen wir jetzt weiter?"
"Ich bring sie raus und ihr sucht meinen Vater. Ich will ohnehin nicht dabei sein, wenn ihr ihn exekutiert." gab Tim zu und seufzte. Stegi strich Tim fürsorglich über den Arm und gab ihm dann einen kurzen Kuss.
"Pass bloß auf dich auf."
"Immer doch, bring das zu Ende, was du angefangen hast." 
"Das werde ich!" versprach Stegi, umarmte Tim kurz und verschwand dann mit den anderen aus dem Zimmer.
"Wo gehen wir hin?" fragte die Königin besorgt.
"Ich bringe dich hier raus." versicherte Tim seiner Mutter und zog sie vorsichtig, aber auch bestimmt hinter sich her.

"Da stimmt doch etwas nicht." sagte eine blonde Frau, in dunkelrotem Ballkleid, welches vorne deutlich kürzer war als hinten, dazu trug sie High Heels.
"Entspannt euch Prinzessin, sobald dieser kleine Aufstand vorbei ist, werdet ihr meinen Sohn heiraten." sagte der König, der auf seinem Thron saß und die Prinzessin beobachtete, die nervös auf und ab tigerte.
Plötzlich flog die Tür auf und Stegi, Mazikeen und Anni traten ein.
"Ach wen haben wir denn da? Die drei kleinen Schweinchen." begrüßte der König die drei mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen.
"Dir wird dein dummes Grinsen schon noch vergehen, wenn ich mit dir fertig bin." knurrte Mazikeen ihn an
"Wer seid ihr?" fragte die Prinzessin gespielt unschuldig, während sie eine Hand hinter dem Rücken hielt.
"Jetzt tu nicht so unschuldig!" fauchte Anni sie an, "Du weißt ganz genau, wer wir sind und ich weiß ganz genau, wer du bist."
"Ach ja? Und wer bin ich?"
"Tim soll dich heiraten!" verstand Stegi auf einmal.
"Richtig erkannt." sagte sie selbstsicher, während Stegi auf sie zu rannte.
"Stegi, nein!" Mazikeen versuchte, ihn am Arm zu packen, doch er war zu schnell. Bevor jemand etwas tun konnte, rammte die Prinzessin ihm eine Spritze in den Hals und stieß ihn dann wieder von sich weg.
"Was machst du jetzt ohne deine magischen Kräfte Kleiner?" fragte sie.  Stegi griff an die Spritze, die noch in seinem Hals steckte, zog sie wieder raus und warf sie auf den Boden.
"Anni, kümmert euch um den König, ich nehme mir unsere neue Freundin vor knurrte er. Mazikeen und Anni schauten sich kurz an, Anni nickte und zog ihr Schwert.
"Bringen wir es zu Ende." Stegi wollte sich nicht auf Waffen verlassen, er ging auf sein Gegenüber zu und packte sie an den Schultern, er warf sie auf den Boden und kniete über ihr.
"Und was hast du jetzt mit mir vor?" Stegi antwortete ihr nicht, sondern wollte zuschlagen, doch irgendwas hielt ihn auf, er sah die Angst in ihren Augen und irgendwas darin erinnerte ihn an seine kleine Schwester.
Anni umgriff den Griff ihres Schwerts und schlug dem König damit ins Gesicht.
"Anni, tu das nicht, bitte-"
"Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du meine Mutter ermordet hast! Ich werde dir das gleiche antun!"
"Wir werden dich dafür büßen lassen, was du uns angetan hast!" mischte sie Mazikeen ein und schlug ihn. Abwechselnd schlugen sie auf den König ein.
"Meine Mutter."
"Mein Bruder!"
"Meine Schwester!!" schrie Stegi und wie aus dem Nichts schlug er auf den König ein. Als er drohte, ohnmächtig zu werden, zog Mazikeen Stegi von ihm runter.
"Was soll das?! Ich war noch nicht fertig!" Anni hielt Stegi ihr Schwert hin.
"Beende es, für immer." Stegi nahm das Schwert, holte aus und wollte gerade durchziehen, als jemand seine Hand festhielt.
"Bitte nicht, Stegi. Tu das nicht." Es war Tim, er stand hinter ihm und umklammerte seine Hand.
"Was machst du hier Tim?" fragte Stegi ungläubig und ließ das Schwert sinken.
"Ich hab meine Mutter raus gebracht und hab dann sofort umgekehrt." Tim zog Stegi in seine Arme und strich ihm über den Kopf, er ließ das Schwert auf den Boden fallen, "Es ist vorbei Stegi, wir haben gewonnen." Anni und Mazikeen ließen die beiden allein und kümmerten sich um die Prinzessin.
"Das wars wohl mit dem Traum, Prinzessin zu werden." kommentierte Anni lachend und zog sie auf die Beine.
"Tim! Das kannst du nicht tun!" Tim löste sich von Stegi und schaute sie gleichgültig an.
"Du Anni, ist in Lizzys Zelle noch Platz?"
"Nicht wirklich."
"Dann solltest du dich lieber ans Kuscheln gewöhnen."

Tim ging einen langen, dunklen Gang entlang, welcher nur durch einzelne Kerzen an den Wänden beleuchtet wurde. Vor der letzten Zelle blieb er stehen und atmete tief durch, dann schob er ein kleines Fenster an der Metalltür auf.
"Was willst du von mir?" brummte ihn eine tiefe Stimme an.
"Seitdem du hier unten sitzt, komme ich jeden Tag runter, um mit meinem Vater zu reden, aber jedes Mal finde ich nur den alten König, der sauer auf die ganze Welt ist."
"Wenn ihr mich schon nicht hinrichtet, dann lasst mich wenigstens in Frieden."
"Eigentlich wollte ich dich nur wissen lassen, dass du ab zwölf Uhr heute Mittag kein König mehr sein wirst."
"Das tust du mir nicht an!"
"Meinem Vater hätte ich sowas nie angetan, aber du bist nicht mein Vater, das warst du nie."

Tim kniete auf dem Boden, auf dem Schlossplatz, umringt von Menschen. In der ersten Reihe standen Stegi, seine Eltern, Anni und Mazikeen, die sofort begannen zu jubeln und zu klatschen, als Tim die Krone aufgesetzt bekam. Er stand auf und ging ein paar Schritte auf die Menge zu, noch nie war er so nervös gewesen.
"Ich danke euch allen! Ich möchte euch versichern, dass die Tyrannei meines Vaters nun endgültig ein Ende hat! Ich kann nicht versprechen, euch fehlerfrei zu regieren, aber ich werde mir Mühe geben und um euch zu versichern, dass ich euch alle hören werde, werde ich einen Rat einberufen, der die Interessen des Volkes vertritt und mir dabei hilft, eure Wünsche und Forderungen umzusetzen!" Die Menge jubelte, Tim hatte den ersten Schritt in Richtung einer Demokratie gemacht, um näher an seinem Volk zu stehen, "Dieser Sieg war nicht allein mein Verdienst! Mit sofortiger Wirkung beende ich den Krieg zwischen unserem Königreich und der Siedlung der Formwandler! Sowohl wir, als auch sie sollen in diesem Königreich willkommen und sicher sein!" 

[TO BE CONTINUED]

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