Repression

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Mittlerweile war die Sonne dabei unterzugehen. Es war niemand mehr auf dem Platz, auch nicht meine Mutter. Sie und Tobi hatten Maddys Leiche mitgenommen und wollten sie sauber machen. Ich saß vor der Blutlache und starrte meine Spiegelung in dieser an. Ich hörte Schritte, jemand kam auf mich zu.
"Stegi?" hörte ich Aaron fragen. Ich reagierte nicht, er setzte sich neben mich und ich sah im Augenwinkel, wie er mich anschaute. "Das ist alles meine Schuld. Ich weiß du denkst, dass ich dich hasse aber ich wollte nicht, dass sowas passiert, das musst du mir glauben." 
"Ich kann dich vielleicht nicht leiden aber das heißt nicht, dass ich dich für ein Monster halte, das will, dass Kinder sterben." 
"Es tut mir wirklich Leid. Hätte ich mich einfach gestellt wäre das alles nicht passiert. Ich weiß, dass das nichts wieder gut macht aber wenn du irgendetwas brauchst, dann komm zu mir okay?" Ich nickte, Aaron stand auf und ließ mich wieder allein. Ich saß bewegungslos da, bis es komplett dunkel war. Es musste sich einfach etwas ändern, es wird sich etwas ändern. Dieses Mal sind sie zu weit gegangen. In diesem System läuft etwas falsch, wenn unschuldige Kinder getötet werden. 

Irgendwann mitten in der Nacht stand ich auf. Es wurde langsam Herbst und in den Nächten war es deshalb mittlerweile schon recht kalt. Ich ging in unser Haus, in welchem meine Mutter zusammen mit Tobis Eltern und Tobi am Küchentisch saß und sich unterhielten. Wortlos lief ich an ihnen vorbei.
"Stegi?" hörte ich Tobi vorsichtig nach mir rufen, doch ich ignorierte ihn und ging nach oben. In meinem Zimmer öffnete ich meinen Schrank und suchte nach meiner Jacke. Dabei fand ich meinen Kletterharken, den ich schon seit Ewigkeiten gesucht hatte. Ich befestigte ihn an meinem Gürtel, zusammen mit einem Seil. Als ich endlich meine Jacke gefunden hatte zog ich diese schnell über und ging wieder nach unten. Tobi und seine Eltern wollte gerade gehen, als ich die Treppe nach unten kam. Ich blieb am Treppenabsatz stehen und schaute Tobi an, der mit verschränkten Armen neben seinen Eltern stand, die sich gerade von meiner Mutter verabschiedeten. Als er mich sah lächelte er mich kurz an, bevor er seinen Eltern dann wortlos folgte. Ich verschwand schnell aus der Tür. Meine Mutter schien es nicht zu interessieren, wo ich hinwollte, aber das nahm ich ihr auch nicht übel, sie hatte im Moment andere Sorgen.
Draußen stahl ich mich an Tobi und seinen Eltern vorbei, doch sie bemerkten mich.
"Stegi warte!" rief Tobi mir hinterher. Ich blieb stehen, als wäre ich ein Dieb, der gerade auf frischer Tat ertappt wurde. Tobi kam zu mir und wollte mich in den Arm nehmen, doch ich duckte mich weg.
"Ich hab noch was zu erledigen Tobi." brummte ich etwas unfreundlich.
"Was hast du vor?" fragte er besorgt. Sein Blick fiel auf meinen Kletterhaken. "Oh nein Stegi! Du wirst nicht ins Schloss gehen."
"Wer sagt, dass ich ins Schloss will?" ich stützte eine meiner Hände an meiner Hüfte ab und zog eine Augenbraue hoch.
"Wenn du dieses Teil dabei hast endet es nie gut, ich kenne dich." Tobi klang wirklich besorgt und er hatte ja auch Recht. Immer wenn ich dieses Ding dabei hatte passierte irgendwas oder ich stellte irgendwas an, aber dieses Mal nicht. Ich wollte nicht zum Schloss oder zu Tim, ich wollte mich einfach nur ablenken und ich wusste einen Weg, der garantiert funktionieren wird.
"Du hast ja Recht, aber ich verspreche dir Tobi, ich werde nicht zum Schloss gehen, ich werde mich auch nicht mit irgendeinem Kriminellen treffen."
"Das ich dir nicht glaube weißt du oder?" fragte er genervt.
"Jaja Mama. Ich pass schon auf mich auf." sagte ich ebenso genervt zu ihm und verschwand.

Etwas nervös stand ich vor der Tür eines ordentlich aussehendes Hauses. Ich war schon eine ganze Weile nicht mehr hier gewesen. Allerdings war ich mir ziemlich sicher hier richtig zu sein, obwohl alle Lichter im Haus ausgeschaltet waren. Ich nahm all meinen Mut zusammen und klingelte. Nichts passierte, im Haus rührte sich nichts. Als ich sicher war, dass niemand zuhause war setzte ich mich auf die Türschwelle und wartete. Irgendwann musste er ja nach Hause kommen.
Nach einer Weile hörte ich Schritte, doch ich rührte mich nicht. In dieser Gegend trieben keine Kriminellen ihr Unwesen, das traute sich keiner. Doch die Person ging nicht an mir vorbei, sondern blieb vor mir stehen. Ich schaute auf und sah Paul vor mir stehen.
"Was machst du denn hier Stegi?" fragte er und streckte mir seine Hand entgegen. Er zog mich auf die Beine und schaute mir in die Augen. Schon damals hatte er etwas an sich, was mich immer total aus der Fassung gebracht hat. Er zog eine Augenbraue hoch, um mir zu signalisieren, dass ich auf die Seite gehen konnte, sodass er aufschließen konnte. Er bat mich ins Haus und schloss die Tür hinter sich.
"Du hast das Haus also endlich für dich allein?" fragte ich und schaute mich um, obwohl es dunkel war konnte ich erkennen, dass sich nichts verändert hatte. Das Haus war immer noch genauso gemütlich wie damals.
"Ja, meine Eltern haben sich entschieden ihre alten Tage am Meer zu verbringen, also lebe ich mittlerweile allein." erklärte er und stellte sich dicht hinter mich.
"Bekommst du das denn hin?" fragte ich frech und musste grinsen.
"Ich bin 24 Stegi, ich glaube ich kann ganz gut auf mich aufpassen." Er legte seine Arme um meine Taille und seinen Kopf auf meine Schulter.
"Was wird das?" fragte ich ihn, obwohl ich es eigentlich genau wusste und genau deswegen war ich auch eigentlich hier.
"Du kennst mich doch mittlerweile recht gut Stegi und du weißt dass ich ein Faible für verbotene Dinge habe." flüsterte er mir ins Ohr und hauchte einen Kuss auf meinen Hals. Ich drehte mich in seinen Armen um und legte meine Lippen auf seine. Paul war zwar kurz überrascht, erwiderte den Kuss dann aber und wanderte mit seinen Händen ein Stück tiefer. Er hob mich hoch und ich schlang meine Beine um seine Hüfte. Paul war schon immer ein toller Liebhaber gewesen. Wir harmonierten wunderbar, hatten sehr ähnliche Vorlieben. Ich hasste mich immer noch dafür, dass ich ihn damals betrogen hatte, auch wenn er es mir schon lange nicht mehr verziehen hatte, konnte ich nicht mehr mit ihm zusammen sein aus Angst es ihm nochmal anzutun. Paul trug mich zu seinem Schlafzimmer und schmiss mich dort etwas unsanft auf sein Bett. Diese Situation hatte ich schon so oft durchlebt, dass sie mir eigentlich vertraut sein sollte, dennoch spürte ich Aufregung in mir. Paul hatte mich schon immer verrückt gemacht und der einzige Grund, warum wir nach unserer Trennung keinen Kontakt mehr hatten war, dass ich mich von ihm fernhalten musste, da ich sonst dauerhaft über ihn hergefallen wäre. Paul kniete über mir und zog mir meine Jacke aus. Er grinste mich dreckig an und küsste mich dann erneut.

[TO BE CONTINUED]

Ich  bleibe hier jetzt mal jugendfrei und beende das Kapitel hier 😉
Ich glaube wir wissen alle, auf was das ganze hinausläuft

Dystopia [Stexpert] [BEENDET]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt