Im Traum

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Ich fand mich in einem dunklen Raum wieder, ich lag auf dem Boden, welcher aus kalten Fliesen bestand, welche sich allerdings nicht kalt anfühlten, sie waren lediglich da. Vorsichtig stand ich auf, ich konnte langsam den Raum um mich herum erkennen, es befand sich sonst niemand in dem Raum. 
Ich fand eine Tür, welche ich vorsichtig öffnete, schlagartig strömte Licht in den dunklen Raum, es blendete mich und ich misste ein paar mal blinzeln, bevor sich meine Augen wieder an das Licht gewöhnt hatten.
"Okay Henry, nochmal von vorne! Auf mein Kommando!" hörte ich eine Stimme rufen, eine Stimme, die mir ungewöhnlich vertraut vorkam. Es war meine Mutter, sie war jünger, trug einen Arztkittel und hatte ein Klemmbrett in der Hand. Sie beachtete mich nicht, als würde ich gar nicht wirklich da sein.
Wir befanden uns in einem Labor. Vor uns eine Glasscheibe, dahinter ein Raum, in dem sich ein junger Mann befand, er war verkabelt und stand einfach nur da. Meine Mutter richtete ihren Blick auf ein paar Monitore und gab ihm ein Zeichen. Er verwandelte sich und die Monitore zeigten seine Herzschläge, seine Gehirnaktivität und seine Atemfrequenz an. Ich schaute wieder ihn an, in dem Raum stand ein Hund, er war recht groß, hatte braun-rotes langes Fell und große Schlappohren.
"Alles klar, danke!" sagte meine Mutter und Henry verwandelte sich wieder zurück. Meine Mutter öffnete die Tür, die die beiden Räume verband und betrat ihn, sie entfernte die Kabel und lächelte Henry warm an.
"Hast du morgen Abend Zeit?" fragte Henry und zwinkerte meiner Mutter zu, welche nur die Augen verdrehte und anfing zu kichern.
"Prinzipiell schon aber du darfst das Gelände leider nicht verlassen." seufzte meine Mutter und legte das Klemmbrett und die Kabel ab. Henry legte seine Arme auf ihre Hüfte und zog sie zu sich.
"Seit wann interessieren dich denn Regeln?" lachte er.
"Seitdem ich bei dem nächsten Verstoß dieser meinen Job verliere Henry." lachte meine Mutter und legte ihre Hände in Henrys Nacken.
"Dann bleiben wir eben auf dem Gelände. Wenn du dabei bist, darf ich ja auch aus dem Gebäude." 
Henry und meine Mutter verschwammen und wurden blasser, um mich herum wurde es langsam schwarz, bis mich die Schwärze komplett umgab und ich das Gefühl hatte, zu fallen.

Ich saß in meinem Bett, es war immer noch mitten in der Nacht, das Tagebuch lag vor mir.
"Was war das?" nuschelte ich und schüttelte den Kopf. Ich ließ mich nach hinten auf mein Kissen fallen und fuhr mir durch die Haare. Ich drehte mich auf die Seite und schlief ein.

Am nächsten Morgen wachte ich durch ein Klopfen am meiner Tür auf. Ich blinzelte ein paar Mal, es wurde draußen gerade langsam hell.
"Was ist denn?" rief ich durch mein Kissen genuschelt.
"Steh auf du Faulpelz!" hörte ich Lizzy von der anderen Seite der Tür rufen. Ich brummte unzufrieden und drehte mich auf den Rücken. Lizzy öffnete vorsichtig die Tür und steckte ihren Kopf in mein Zimmer.
"Geh raus!" brummte ich unzufrieden und fuhr mir durch die Haare.
"Es gibt Frühstück du Morgenmuffel. Muss ich erst den Eimer holen?" kicherte sie und ging wieder. Ich raffte mich auf und rollte mich aus meinem Bett auf den Boden. Ich schnappte mir einfach ein paar Klamotten, zog mich an und ging runter zum Frühstücken. Ich wollte meine Mutter darauf ansprechen, was Nachts passiert war aber leider wich Lizzy ihr nicht von der Seite und klebte förmlich an ihr um auch jedes kleinste Detail über unser Leben in den letzten paar Jahren herauszufinden. Meine Mutter erzählte ihr freudig alles in penibelster Ausführung, um auch ja nichts zu vergessen. 
Nachdem ich mein Frühstück gegessen hatte, verschwand ich wieder nach oben, setzte mich vor mein Bett und blätterte in Henrys Tagebuch, ich las mir den gleichen Eintrag von letzter Nacht erneut durch, doch dieses Mal passierte nichts, es wurde nicht schwarz um mich, ich fühlte mich nicht komisch, ich saß unverändert auf meinem Boden. Beim Überfliegen der Einträge erfuhr ich, dass Henry mittlerweile mit meiner Mutter zusammen war und sie es gemeinsam geschafft hatten, das Labor, in dem er lebte und meine Mutter arbeitete für "ein externes Experiment" zu verlassen und er wollte ihr etwas "ganz besonderes zeigen".
Im nächsten Moment fand ich mich neben Henry wieder, es war eine warme Nacht, Henry war umkreist von Männern und kniete auf dem Boden.
"Was hast du dir dabei gedacht?!" schrie einer, der großen, pompösen Federschmuck auf dem Kopf trug und eine Art Gehstock in seiner rechten Hand hielt. "Einfach einen Menschen herzubringen in unserer heiligsten Nacht!"
"Ich...ich wollte..." stotterte er, konnte aber nicht die richtigen Worte finden.
"Du kennst die Regeln Henry! Und du kennst auch die Strafe!" sagte er plötzlich ganz ruhig. Meine Mutter wurde gefesselt neben Henry auf den Boden geworfen.
"Mama!" schrie ich, für einen Moment vergaß ich, dass sie mich ja gar nicht hören konnte.
"Tut ihr nichts!" flehte Henry sie an, seine Stimme klang erstickt und er schluckte schwer.
"Das ist die Strafe für das Missachten unserer Regeln Henry, die gelten für jeden hier, auch für mich und auch für dich. Es tut mir Leid."
"Nein bitte! Macht mit mir was ihr wollt, aber lasst Moira gehen!" flehte er sein Gegenüber an.
"Henry..."
"Bitte, sie kann doch nichts dafür, es war meine Idee und mein Fehler. Du hast mir beigebracht, für meine Fehler gerade zustehen und genau das tue ich jetzt!" Henry wollte aufstehen, wurde aber an den Schultern festgehalten.
"Ich verbanne dich und deine gesamte Blutlinie von unserem Land! Sehe ich dich hier noch ein einziges Mal, wittere ich auch nur deinen Geruch, dann töte ich euch beide." verkündete er sein Urteil und verschwand dann.

[TO BE CONTINUED]

Dystopia [Stexpert] [BEENDET]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt