Fake

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Die Zeit in einem anderen Land veränderte einen sehr und ich war nicht mehr die ganz so schüchterne. Ich riss mein Mund auf und war Selbstbewusster. Ich war nämlich mit meiner Mutter zu meiner Oma nach Deutschland gezogen, weil es ihr sehr schlecht ging. Meine Mutter pflegte meine Oma, weshalb ich sie sehr bewunderte. Doch als meine Oma starb, musste ich meine Mutter aus diesen tiefen Loch der Trauer alleine herausziehen. Sie gab sich die Schuld für den Tod ihrer Mutter, aber es war der Krebs der meine Oma innerlich zerfraß. Ich musste für meine Mutter stark sein, egal wie ich mich fühlte, sonst würde sie zerbrechen. Nie wollte ich das meine Mutter je wieder leidet. Nie mehr. Jeder dr jemanden kennt mit Krebs, kennt diese Verzweiflung. Die Verzweiflung nichts machen zu können, fast Zuschauer zu sein, wie ein geliebter Mensch vor den eigenen Augen leidet und irgendwann stirbt. Meine Oma versteckte ihren Schmerz hinter einem Lachen, um meine Mutter nicht zu belasten, aber ich erkannte es und mich verletzte es sie so leiden zu sehen. Die Medikamente halfen ihr nicht einmal mehr diesen grauenhaften Schmerz zu vergessen. Wenn meine Mutter arbeiten war, half ich meiner Oma und sie erzählte mir von früher. Sie hatte bereits abgeschlossen. Abends saßen wir einfach stumm da und kuschelten, ihre Hände waren mit meine verflochten und ihre Kraft wurde weniger. Sie versuchte jeden zu täuschen, damit sie niemanden belastet, aber ich sah es. Wenn sie alleine war, versank sie in eine tiefe Trauer und die Wut in ihr machte sich Luft. Mal zerbrach eine Tasse, mal ein Bild und irgendwann wenn sie ihre Wut ausgelebt hatte, sackte sie weinend in ihr Bett zusammen. Sie schaute auf das Bild neben ihrem Bett und weinte. Ich wollte sie umarmen und trösten, aber ich hatte Angst, Angst falsche Worte zu sagen, Angst sie zu verletzen. Vielleicht fehlte mir einfach der Mut sie in meine Arme zu nehmen. Wenn sie endlich schlief, räumte ich die Scherben weg, deckte sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Oikawa hatte mir mal gesagt, dass nur ich derjenige sei, der weiß was hinter meinem Lächeln steckte und ich wusste, dass meine Oma genau das bei sich tat. Ich lernte meinen Schmerz hinter einem Lächeln zu verstecken, aber wenn ich alleine war, weinte auch ich vor mich hin.

Auf der Trauerfeier meiner Oma, waren so viele verwandte, die sich nicht einmal bei ihr gemeldet hatten und doch taten sie so als wäre sie ihr am nächsten gewesen

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Auf der Trauerfeier meiner Oma, waren so viele verwandte, die sich nicht einmal bei ihr gemeldet hatten und doch taten sie so als wäre sie ihr am nächsten gewesen. Es machte mich krank solche Leute zu sehen. Meine Mutter hatte alles arrangiert und ich half ihr wo ich nur konnte. Sie war eine Person, die kein Lächeln brauchte, weil sie ihre Emotionen freien Lauf ließ. Sie war zwar stark, aber ich wäre auch am Boden zerstört wenn ich sie verlieren würde. Nun saßen wir alle an einem Tisch, aßen Brötchen und redeten über die alten Zeiten. Jedoch half ich meine Mutter in der Küche und ich sagte ihr, dass sie sich zu den anderen gesellen sollten. Ich nahm die Brötchen, legte sie sorgfältig in ein Körbchen und dann brachte ich sie zu Tisch. In meine Klasse nannte man mich die Eiskönigin, weil ich eher emotionslos schaute, statt wie alle immer zu lächeln. Auch hier schaute ich recht normal und versuchte zu lächeln, aber die anderen musterten mich auffällig.

„Wisst ihr noch als Oma uns immer Plätzchen mitbrachten, als wir krank waren?", fragte ein Junge in meinem Alter. Manchmal wünschte ich mir meinte Oma öfters gesehen zu haben, aber es war relativ schwierig das sie uns in Japan zu besuchen. „Das ist Jahre her.", meinte eine Frau. Sie wirkten alle unecht und ich fing an diese Abscheu gegenüber ihnen zu unterdrücken. „Sag mal Magda. Wieso schaut Suki so emotionslos?", fragte meine Tante, dabei wurde ich von ihr abgescannt. Ich servierte das Trinken und kümmerte mich um das dreckige Geschirr. Meine Mutter lächelte:„Sie hatte eine schwere Zeit." „Die hatten wir auch, Schwesterherz. Jeder von uns.", meinte meine Tante. Ich brachte die Sachen in die Küche und atmete noch einmal tief ein und aus. Würden diese Idioten weiter machen, dann wüsste ich nicht wie ich ruhig bleiben sollte. Ich brachte die Snacks raus und meine Mutter wirkte betrübt. „Es war so schwer Mutter in einen solchen Zustand zu sehen. Wir konnten nur wenig helfen, aber es hatte gereicht.", sagte mein Onkel. Die Kinder spielten am Handy auf dem Sofa. Die haben geholfen? Ganz sicher nicht! „Mal schauen was Mutter uns vererbte.", meinte meine Tante. Ihr Ernst? Meine Mutter schluckte schwer. Wie konnten sie so etwas nur sagen?! Ich stellte unsanft die Gläser auf den Tisch. „Pass auf Suki. Das Geschirr ist wertvoll.", meinte mein Onkel. Ekelhaft! Ich biss mir auf meine Zähne, zwang mir ein Lächeln auf:„Entschuldigt ihr raffgierigen Aasgeier." Sie sogen scharf die Luft ein und ich ballte meine Hände zur Faust. „Was hast du gerade gesagt, Fräulein?", fragte meine Tante. Meine Mutter schaute auf ihre Hände, ihr lief eine einzelne Träne vom Gesicht. Deren Worte hatten sie verletzt und das wollte ich nicht. „Das ihr alle Aasgeier seid! Wer von euch hat Oma in den letzten Jahre oder Monate besucht? Niemand! Wer half meiner Mutter bei der Pflege? Niemand! Ihr seid alle Heuchler und am liebsten würde ich euch hier raus werfen! Wie könnt ihr jetzt an das Erbe denken, wenn das Begräbnis erst vor kurzem war? Ihr seid ekelhaft.", zischte ich sie an. Deren Augen wurden groß und ihre Köpfe wurden rot vor Wut. „Wie kannst du es wagen so mit deiner Tante und mir zu sprechen?", schrie mein Onkel. Ich nahm das Wasser und schüttete es auf ihn:„Wir sollen verwandt sein? Ganz sicher nicht. Mit solchen Leute würde ich nicht einmal reden." Meinte Mutter packte mich am Handgelenk und sah mich flehend an. Ich riss mich zusammen, aber als meine Tante den Mund öffnete, wusste ich das es mit meiner Geduld vorbei war. „Dein Vater ist ein dreckiger Mann! Heiratet eine Deutsche und zwingt sie mit nach Japan zu kommen und um dort ein Kind großzuziehen.", schrie meine Tante. Der Griff meiner Mutter wurde lockerer und ich nahm die Jacken meiner Verwandter, die Schuhe und schmiss sie aus dem Haus. „Mein Vater ist ein herzensguter Mensch. Er hat meine Mutter nicht gezwungen mitzukommen, sondern Mama ist freiwillig mit gegangen. Sie haben mich wunderbar erzogen und euch muss erst einmal jemand Manieren beibringen.", schrie ich, dabei drängte ich sie nach Draußen und schloss die Tür. Ich hörte das schluchzen meiner Mutter, weshalb ich schnell zu ihr ging und sie in meine Arme nahm und sie tröstete. Keiner sollte meine Mutter weh tun, sonst bekommt derjenige es mit mir zu tun. Sowas hatte sie nicht verdient. „Sie sind weg.", flüsterte ich leise, dabei strich ich ihr sanft über den Kopf. All die Trauer und Müdigkeit zeigte sich, weil sie in meinen Armen zusammenbrach. Ich half ihr bis zur Couch, deckte sie zu und räumte auf. Ich rief meinen Vater an, dass wir bald zurückkommen werden. Er fragte wie es meiner Mutter ginge und ich erzählte ihm was passiert war. „Die waren damals schon so. Ich hoffe wenn deine Mama wieder hier ist mit dir, dass es euch besser geht.", meinte mein Vater und ich stimmte ihm zu. Ich buchte die Flüge und machte den Termin mit dem Notar. Er würde morgen hier her kommen und mit uns reden. Müde legte ich mich in mein Bett und dachte nach. Ich schloss meine Augen, aber die Tränen flossen trotzdem hinab und fielen zu Boden. Ich legte meine Hände auf mein Gesicht und weinte leise vor mich hin. Der Schmerz in meiner Brust zog sich zusammen und alles fiel auf mich ein. Irgendwann schlief ich auch ein.

Am nächsten Morgen wachte ich von alleine auf, fühlte mich geplättet und schwach. Ich stand auf, richtete mein Blick in den Spiegel und stellte fest, dass ich Augenringe hatte und völlig fertig aussah. Gähnend lief ich in das Bad und schminkte mich. Danach zog ich mich um und machte für Mama Frühstück. Sie saß schweigend einfach auf der Couch und blickte ins Leere. Ich streichelte ihr über ihren Rücken, aber es half nicht wirklich. Die Tür klingelte und ich öffnete diese. Der Notar stand davor und ich bat ihn herein. „Wollen Sie etwas trinken?", fragte ich den Notar freundlich. Er winkte ab und setzte sich meiner Mutter gegenüber. „Frau Katō. Ich weiß es ist ziemlich schwer für Sie, aber ich muss mit Ihnen über das Testament Ihrer Mutter reden.", meinte er ruhig. Meine Mutter sah hoch und ich nickte dem Notar zu:„Ich höre Ihnen auch zu." „Nun denn. Ihre Mutter hat Ihnen und Ihrer Tochter alles vermacht. Die anderen bekommen nichts.", meinte der Notar lächelnd. Verwirrt schaute ich ihn an:„Uns? Es gehört alles uns?" „Genau. Ich überweise das Geld auf Ihren Konto und dann wäre alles erledigt.", erklärte der Notar. Ich hab ihm meine Hand und verabschiedete mich von ihm. Meine Mutter sah mich weinend an und ich nahm sie in meine Arme. Zum Glück war der Flug schon übermorgen. Das Haus kann erst einmal bleiben und ich musste Mama einfach zurück bringen. Sie brauchte Papa, weil ich ihr nicht lange helfen könnte, da ich selbst es verarbeiten muss.

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