Samuel (10)

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Verwirrt sitze ich in meinem Auto. Ich weiß im Moment nicht was ich denken soll. Das Ganze ist richtig aus dem Ruder gelaufen. So sollte es nicht sein. Ich wollte nur wissen was die Nachricht sollte und ihm erklären wieso ich eine Frau heirate.

Was mach ich denn jetzt? Ich kann das nicht so stehen lassen. 

Ich steige aus meinem Auto wieder aus und renne zur Türe. Meine Faust macht sich selbstständig und hämmert gegen die Türe. Ich höre gar nicht mehr auf und als die Türe plötzlich aufspringt bin ich so erschrocken, dass ich meinem Gegenüber die Faust auf die Stirn geklopft habe. 

"Oh mein Gott entschuldigen sie Hugh, das war nicht beabsichtigt." entschuldige ich mich bei Hugh, der die Türe aufmachte. Mein Blick wandert über seinen Körper, denn er hat die Hose und das Oberteil gegen eine komische Unterwäsche die den Po freilegt, getauscht. 

"Ehm, ich muss noch einmal zu Julian." sage ich und drücke mich an ihm vorbei, auf dem Weg auf die Terrasse, in der Hoffnung ich finde Julian dort.

Ich stürme hinaus und sehe Julian dort auf der Liege liegen und sich die Schläfen massieren. 

"Wer war so irre gegen die Tür zu klopfen Hugh?" fragt er, doch dreht sich nicht zur Türe. Ich stelle mich hinter ihn an den Anfang der Liege und lege meine Hände an seine Schläfe. Im Gegensatz zu ihm weiß ich wie ich seine Kopfschmerzen weg bekomme, die er wohl hat.

"Ich wars." sage ich diesmal ruhig, doch er fährt nach oben und will sich aufsetzen. Hält sich jedoch gleich die Stirn. 

"Leg dich hin Julian, ich mach das. Doch bitte hör mir zu." sage ich und lege meine Hände wieder an seine Schläfen. Mit leichtem Druck fange ich an meine Finger zu kreisen. 

"Als wir uns damals küssten, wusste ich, es wird nichts geben was besser ist als das. Ich kann mich noch so gut an das Gefühl erinnern was mich überkam als deine Lippen die meinen berührten. Mir wurde heiß, ich bekam Gänsehaut, mein ganzer Körper schien zu brennen. Es war das schönste was ich je erlebt habe. Nachdem wir uns lösten, war ich mehr als verwirrt, doch ich hoffte innerlich, dass dieser Kuss nicht der Letzte sein wird. Ich musste darüber nachdenken. War ich jetzt bi, oder schwul oder war das nur zum ausprobieren. Alles was ich wusste war das ich es nochmal will, genauso wie dich. Und mit diesen Gedanken ging ich nach Hause. Ich kam gerade zur Haustüre rein, da stand mein Vater vor mir. Er packte mich an den Haaren, zog mich in die Garage, schmiss mich auf den Boden und trat auf mich ein. Befahl mir aufzustehen und benutzte dann die Fäuste. Am nächsten Tag war ich auf dem Weg in dieses Bootcamp. Du weißt das mein Vater ein Admiral bei der Navy ist. Für ihn gab es das nicht, ich war ekelhaft und unter seiner Würde. Was denken denn die anderen wenn der große Admiral Kane einen schwulen Sohn hat? Ein Jahr war ich dort. Bis ich Kenny kennen lernte, hatte ich schon zwei Selbstmordversuche hinter mir, da ich dem Druck einfach nicht standhalten konnte." kurz atme ich durch und zeige Julian meine Narben an den Handgelenken.

"Als ich nach knapp über einem Jahr von dort nach Hause kam, war ich ein gebrochener Mann. 19 Jahre, top diszipliniert, ohne jegliches Gefühl. Vater war stolz darauf, was aus seinem Sohn wurde. Für ihn war es nur ein Experiment und als ich zurück kam wurde darüber auch nicht mehr geredet. Doch auch wenn ich nach außen hin keine Gefühle zeigte. Drohte ich innerlich zu platzen. Nach einem halben Jahr in etwa, stellte mir Vater dann Andrea vor. Tochter seines Admiral Kumpels. Beide voll versessen darauf das wir uns kennen lernen und heiraten. Doch Andrea hatte anderes im Sinn, was mich erleichterte, denn ich wollte sie ja nicht heiraten. Drei Jahre später stand sie dann vor unserer Türe und Vater ließ sie passieren. Die ganzen Jahre über seit meiner Entlassung hatte ich mit Kenny Kontakt, als dann das mit Andrea passierte, kam er in die Stadt und wir zogen zusammen. Das währte aber nicht lange, da Andrea darauf bestand dass sie und ich zusammen zogen. Und dank Vater taten wir das dann auch. Jetzt hatten unsere Väter die Nase voll und setzten Andrea den Floh ins Ohr das wir heiraten sollten. Und nun stehe ich hier. Habe zweimal, innerhalb kürzester Zeit, mit der Liebe meines Lebens geschlafen und damit meine Verlobte betrogen und werde dennoch in einer Woche heiraten weil mein Vater das so will. Er wird mich umbringen wenn ich das nicht tu Julian." ich streiche mit meinen Fingern von seiner Schläfe hinunter zu seinen Wangen, beuge mich zu ihm und gebe ihm einen Kuss auf die Stirn. 

"Es tut mir leid Jul. Ich wollte nur das du alles weißt und mich und meine Beweggründe verstehst. Lebwohl." hauche ich, lasse von ihm ab und laufe schnell aus seinem Haus hinaus, aber nicht ohne vorher Hugh noch einen missbilligenden Blick zu zuwerfen. 

Draußen setze ich mich in mein Auto und fahre nach Hause. Dorthin, wo meine Verlobte wohl schon auf mich wartet um mir das Fell über die Ohren zu ziehen.

Never EnoughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt