Julian (29)

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"Ich werde jetzt gehen Judge. Danke für die Session.", sagt der Blonde und steht auf.
Ich liege auf dem Bett in dem Einzimmer Apartment, welches ich ja für sowas gemietet habe und sehe dem Blonden dabei zu, wie er sich anzieht.
"Meinst du, wir könnten das wiederholen?", fragt er dann und schaut zu mir hinunter.
Ich bequeme mich aus dem Bett, stehe dem Typen gegenüber, von dem ich noch nicht einmal mehr sicher bin wie er heißt und antworte: "Ich denke eher nicht. Es liegt nicht an dir, aber ich wiederhole in der Regel keine Sessions mit jemanden den ich schon hatte Josh."
Ich hoffe, dass ich den Namen richtig behalten habe, denn er sagte ihn mir nur ein einziges Mal, dort im No Straight.

"John!", antwortet der Blonde nur und schaut mich an.
"Ja sorry, ich hab es nicht so mit Namen.", entgegne ich ihm, während ich mir meine Boxershorts anziehe und er nickt nur.
Dann zieht er sich fertig an und meint: "Wäre wohl auch schwer sich jeden Namen zu merken, wenn du nie einen Sub zwei Mal hast."
Er wendet sich von mir ab und will gehen.

"Eben. John ich bin auf nichts Festes aus. Such dir dafür jemand anderen, den du dann heiraten kannst.", sage ich nur und schiebe mich an ihm vorbei, denn als ich angefangen habe zu sprechen, blieb der Blonde mitten im Raum stehen.
"Geh jetzt und einen schönen Abend noch.", meine ich weiter und öffne die Wohnungstür.
"Du bist echt ein Arschloch Judge.", meint John und verlässt die Wohnung mit hängenden Schultern und hängendem Kopf.
"Du bist nicht der Erste der mir das sagt.", meine ich dann und schließe die Tür.

Als ich ihn vorhin dort im No Straight gesehen habe, musste ich ihn einfach ansprechen. Er schrie förmlich danach dominiert zu werden. Das ist auch der Grund, warum er nicht meinen richtigen Namen kennt, denn ich stellte mich gleich mit Judge vor und als er das hörte fragte mich dieser John direkt, ob ich ein Dom sei. Ich nickte und schneller als er gucken konnte, waren wir hier in der Wohnung und hatten eine Session. Für mich nichts besonderes und auch der Abgang ist nichts neues mehr. Arschloch war, wenn ich es mir so recht überlege, noch eine der netteren Bezeichnungen die mir mein Gegenüber anschließend entgegen brachte.
Dass die auch immer gleich mehr wollen. Können die sich nicht mit einmal begnügen?

Als ich geduscht bin und aufgeräumt habe, verlasse ich das Apartment und steige in mein Auto, fahre durch die Nacht zu mir nach Hause.
Unterwegs schalte ich das Radio ein und es ertönt Just the way you are von Bruno Mars.
Meine Finger suchen den Knopf, wollen den Sender wechseln, doch ich lasse die Hand wieder sinken.
Der Song der dort läuft, lief auch damals in meiner Highschoolzeit rauf und runter und erinnert mich unweigerlich an Samuel.

Ich hatte Recht mit der Vermutung, dass ich auf meine letzte Nachricht, die ich vor drei Jahren an ihn verfasst habe, keine Antwort mehr gekriegt habe.
Drei Jahre sind nun rum und ich habe keine Ahnung wo er steckt, was er macht, wie es ihm geht und das ist auch gut so.
Ich habe Jess gesagt, als er irgendwann mir etwas von Samuel erzählen wollte, dass ich es nicht hören will und dass er mich mit diesem Thema in Ruhe lassen soll.
Seitdem schweigt er sich aus und auch wenn ich mal auf Kenny treffe erzählt er mir nichts von seinem Freund.
Ich wollte es so und es ist gut so.

In den drei Jahren ist mein Club Dark Nights noch etwas beliebter geworden und läuft wirklich gut.
Jess und Kenny sind immer noch ein Paar, aber das ist ja klar.
Marsha arbeitet immer noch fleißig in meiner Villa und ist dort mittlerweile auch eingezogen, nachdem sie ihren Mann verlassen hat, der sie betrog.

Hugh hingegen ist ausgezogen, vor etwa zwei Jahren.
Er kündigte, als er endlich kapiert hat, dass er bei mir keinerlei Chancen auf mehr hat, als das was ich ihm eh schon gab.
Irgendwann kam mal eine Postkarte bei mir Zuhause an, die an Marsha adressiert war und von Hugh stammte. Auf der Karte stand, dass er jetzt glücklich sei und in Seattle lebt, bei einem Mann der ihn wertschätzt.
Marsha hat uns irgendwann erwischt, als wir mal wieder zu Gange waren und sie reagierte ziemlich gelassen darauf.
Später dann, als sie bei mir wohnte, zeigte ich ihr dann die zweite Etage meiner Villa, denn Hugh war ja nicht mehr da, der diese sonst immer gereinigt hatte.
Sie nickte nur, sagte nichts und erst einige Tage später meinte sie, dass jeder selbst wissen muss was er braucht um glücklich zu sein.

Immer noch läuft dieses blöde Lied und ich halte an einer roten Ampel. Ich nehme mein Telefon zur Hand und öffne den Chat mit Samuel, lese wie schon tausendmal zuvor die letzte Nachricht die ich an ihn verfasst habe und lege das Handy dann wieder weg.
Ich würde lügen, wenn ich sage dass er mir nicht fehlt, aber das muss ja niemand wissen.

Das Lied ist zu Ende und ich höre den Moderator wie er in das Mikrofon sagt: "Hallo meine lieben Nachtschwärmer, schön das ihr immer noch so munter seid wie ich... "
Ich blende das Gelaber des Typen aus und lenke das Auto weiter durch die Straßen, während diese LateNight Show läuft.
Ich höre sie, dann wenn ich gerade im Auto unterwegs bin und dieser Momo stellt zu einem Thema Fragen, die er dann in der jeweiligen Sendung beantwortet. Soviel habe ich mitbekommen und manchmal ist es schon komisch was so manche Leute erzählen.

Als ich Zuhause ankomme, gehe ich ins Haus und auf dem Schrank im Foyer liegt die Post.
Schon immer legt Marsha sie dort hin.
Ich schaue nach, blättere Umschlag für Umschlag durch und runzle die Stirn als ich ein Brief meiner ehemaligen Highschool zwischen den Fingern halte.

Sehr geehrter Julian Peters,
Hiermit laden wir Dich und eine Begleitung zum 10 Jährigen Klassentreffen ein.
Das Treffen findet am 08.08 diesen Jahres in der Turnhalle der Ransom Everglades School statt.
Es beginnt um 6 pm.
Wir sorgen für das leibliche Wohl unserer Gäste und freuen uns dich wiederzusehen.
Bitte gib uns bis zum 01.08. beschied ob du allein oder in Begleitung kommst, damit wir besser planen können.
Die Telefonnummer steht unten.

Liebe Grüße die damaligen Klassensprecher
Gladys Warwick und Les Baker

Also in zwei Wochen, doch ich werde allein gehen, ich habe niemanden den ich dort mit hinnehmen will.
Ob Samuel auch da sein wird?
Will ich das?
Will ich ihn sehen?
Fragen die ich jetzt nicht beantworten muss. Das Einzige was ich jetzt erstmal muss, ist schlafen und dann sehe ich weiter, ob ich überhaupt auf das Klassentreffen gehe, oder nicht.

Never EnoughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt