Samuel (26)

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Was soll das denn? Warum tut er denn das? Und dann zuckt er nicht einmal mit der Wimper als man ihn erwischt hat.
Ich dachte er mag mich, ich dachte er vermisste mich. Er hat die ganze Zeit versucht mich dazu zu überreden die Hochzeit sausen zu lassen. Mich von Andrea zu trennen.

Jetzt ist alles das Geschehen was er wollte, aber trotzdem fickt er diesen Hugh und das obwohl er weiß ich könnte jeden Moment herein kommen.

Ich bin verletzt und enttäuscht. Er scheint doch jeden nur zu verarschen. Sein Blick als er mit mir sprach war eiskalt und fest entschlossen. Ich kann ihm nicht wichtig sein.

Wer behandelt denn jemanden den er liebt, so wie er es getan hat?
Ich kann es nur wiederholen, ich bin furchtbar enttäuscht.

Ich werde immer nur enttäuscht. Von meinem Vater, von Andrea von allen die mir je was bedeuteten, außer Kenny, aber auch das ist nur eine Frage der Zeit.

Jetzt stehe ich hier und packe zum zweiten Mal in zwei Tagen meine Reisetasche. Ich mache noch das Bett ordentlich und begebe mich die Treppen hinunter in die Küche.

Dort steht Hugh und trinkt ein Glas Wasser. Sein selbstgefälliges Grinsen entgeht mir dabei nicht.

"Junge, dein Lachen wird dir noch vergehen, nämlich spätestens dann wenn Julian dich fallen lässt. Er wird nie deine Wünsche von einer richtigen Beziehung erfüllen, dafür ist er nicht geschaffen. Merk es dir." er sieht mich an und läuft dann lachend an mir vorbei.

"Das werden wir ja noch sehen." meint er noch als er schon zur Türe hinaus ist.

Ich schüttel den Kopf und suche Zettel und Stift. Nachdem ich beides gefunden habe schreibe ich Julian eine Notiz.

Vater will dich sehen.

Navyklinik, Etage 3 Zimmer 706

Ich lege den Zettel auf die Anrichte, schau mich noch einmal um und gehe dann zur Haustüre hinaus zu meinem Auto.

Ich fahre auf dem direkten Weg nach Hause und hoffe, dass Andrea weg ist. Ich parke das Auto auf meinem Parkplatz und sehe hinauf zum Wohnzimmerfenster. Das Licht ist aus und allgemein sind alle Räume die ihr Fenster zur Straße hin haben dunkel.

Ich ziehe den Schlüssel aus meiner Tasche, öffne die Türen und begebe mich in meine Wohnung. Sie ist tatsächlich leer. Wirklich leer. Wie auch immer sie es geschafft hat, sie hat alles mitgenommen außer das Sofa. Ich gehe in das Schlafzimmer und erschrecke. SO leer habe ich das noch nie gesehen. Es steht nur mein Kleiderschrank drin und meine restlichen Sachen liegen verteilt auf dem Boden. Ich fange an die Dinge zusammen zu legen. Ich muss morgen dringend Kartons besorgen. Ich stehe auf und klappere die anderen Räume ab. Sie hat wirklich alles mitgenommen was wichtig wäre. Und vor allem, sie hat alles mitgenommen was eigentlich mir gehört, denn ich habe es gekauft.

Ich lasse mich genau da wo ich gerade stehe auf die Knie fallen und schreie.

"Womit habe ich das verdient, hä? Womit? Was hab ich denn so schlimmes getan, dass man mich so behandelt? Ich versteh es nicht. Alles wäre so einfach.....Alles wäre so einfach....alles...wenn.....ich kann nicht mehr." zum Ende hin werde ich immer leiser und weine. Ich hätte mich nicht bequatschen lassen sollen damals. Und mich irgendwo weit weg umbringen sollen so das mich nicht zweimal jemand finden kann. Sanft streichen meine Finger über meine Narben am Handgelenk.

Seufzend stehe ich auf und setze mich auf das Sofa. Meine Gedanken kreisen, doch sie bleiben nicht mal an einem Punkt stehen.

Als mein Wecker klingelt habe ich das Gefühl ich hab gar nicht geschlafen. Ich habe viel nachgedacht und bin auch zu einem Entschluss gekommen, den werde ich Kenny mitteilen wenn ich in der Praxis bin.

Ich trotte unter die Dusche, ziehe mich nach dem Abtrocknen an und fahre in die Praxis. Unterwegs halte ich noch schnell an einem Café um mir wenigstens noch meinen Energieschub zu holen.

In der Praxis angekommen, stürmt Kenny gleich auf mich zu.

"Meine Güte, du siehst ja gar nicht gut aus. Hast du nicht geschlafen?" fragt er mich besorgt.

Ich nippe an meinem Kaffee und laufe an ihm vorbei in mein Büro. Nachdem er auch eingetreten ist, schließe ich die Türe hinter ihm.

"Kenny ich muss mit dir reden. Gestern Abend hab ich Julian mit Hugh in der Küche erwischt. Was heißt erwischt, Julian und ich sind ja nicht zusammen, aber ich dachte eigentlich wir nähern uns gerade wieder an. Ich war wirklich sehr enttäuscht, egal." winke ich ab und nehme noch ein Schluck von meinem Kaffee. "Ich habe meine Tasche gepackt und bin nach Hause, wo Andrea zum Glück weg war. Aber meine Sachen auch. Sie hat so gut wie nichts da gelassen. Als ich dann auf dem Sofa saß, fasste ich nach langer Überlegung einen Entschluss. Kenny, ich werde wegziehen. Ich kann das hier nicht mehr. Ich will nicht in der Nähe von Julian wohnen, ich will nicht mehr in dieser Wohnung wohnen und allgemein einfach nicht mehr hier sein, doch bevor ich mir noch ein drittes Mal versuche das Leben zu nehmen, ziehe ich um. Es tut mir leid. Ich werde mich hinsetzen und eine Wohnung woanders suchen, wo genau, da lass ich mich überraschen. Die Praxis bleibt bestehen, du brauchst dir da keine Sorgen zu machen, eure Arbeitsplätze sind sicher."

"Bist du sicher dass du das tun willst Sam?." fragt er mich und ich nicke.

"Ja bin ich."

"Dann spricht von meiner Seite aus nichts dagegen. Hauptsache dir geht es dabei gut." antwortet er mir. Er ist wirklich ein sehr guter Freund.

Never EnoughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt