Julian (13)

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Natürlich habe ich in dieser Nacht nicht gut geschlafen.
Ich bin dann, nachdem ich ins Bett gegangen war, wieder aufgestanden und habe mir Hugh in mein Studio geholt. Doch wäre es mir um ein vielfaches lieber gewesen, wenn dort nicht Hugh sondern Samuel gewesen wäre. Aber Jess hat recht, ich kann das nicht, ich kann niemand unerfahrenen haben, der keine Ahnung hat. Ich würde diesem Menschen nicht gut tun und das wäre nicht richtig.

Mein Studio befindet sich in der zweiten Etage meiner Villa und diese Etage besteht aus diesem Studio und einem Badezimmer.
Marsha weiß, dass sie dort nicht hoch soll, sie muss nicht wissen was da oben ist.
Hugh hingegen weiß es dafür um so besser und reinigt diese Etage, dann wenn Marsha nicht mehr da ist, denn sie denkt, dass auch er keinen Zutritt in die zweite Etage hat.

Mittlerweile ist es Mittag und ich schaue auf mein Handy.
Samuel hat nicht geantwortet und es stimmt mich etwas traurig. Aber ich muss ihm die Wahl überlassen und hoffe nur, dass er Kenny nicht böse ist, weil dieser mir die Nummer gegeben hat.

"Marsha.", rufe ich durch das Haus und sie kommt lächelnd angelaufen.
"Ja Mister Peters?", fragt sie und ich antworte: "Ich muss jetzt los. Wenn Olivia nachher kommt, sagen sie ihr, sie soll nicht vergessen sich auch mal um die Blumenbeete zu kümmern."
"Mach ich Mister Peters.", sagt Marsha nur und ich nicke, ziehe mir meine Schuhe an und verlasse dann mein Haus.

Olivia ist meine Gärtnerin, doch ist sie in ihrer Arbeit etwas schluderig. Vielleicht sollte ich sie entlassen und mir jemanden suchen, der seinen Job etwas mehr ernst nimmt.

Ich schwinge mich auf mein Motorrad, mir ist heut einfach nicht nach Auto und fahre dann zum Dark Nights.
Heute habe ich einige Vorstellungsgespräche für die Geschäftsidee der exklusiven Partys, die Jess mir vorgeschlagen hatte.

Am Club angekommen, betrete ich ihn.
Es ist still.
Die Putzkolonne ist weg und meine Mitarbeiter noch nicht da.

Ich laufe durch ihn hindurch in mein Büro und werde freudig begrüßt: "Hey Julian. Na du?"
"Na Jess, habt ihr denn gut geschlafen, du und Kenny?"
"Ja haben wir und selbst? Hast du Samuel geschrieben?", entgegnet er mir und ich nicke, bevor ich antworte: "Ja habe ich, aber er hat nicht geantwortet. Wer weiß, vielleicht ist es auch besser so. Ich mach mir doch nur was vor."
"Inwiefern?", fragt mein bester Freund und ich erläutere: "Ich hab ihm geschrieben, dass wir Freunde werden können, aber mal ehrlich. Tief in mir drin, weiß ich dass ich das nicht schaffen würde. Ich würde wohl eingehen, wenn ich dabei zusehen müsste wie er sein verkorkstes Leben führt und so tut als sei er glücklich."

"Kryptonit hm?", meint Jess nur und ich lächle leicht, als ich mich daran erinnere, dass ich Samuel Jess gegenüber so beschrieben habe, als wir da unten am Strand waren.
"Ja das ist er wohl.", sage ich dann nur und denke an gestern, als er bei mir war, als wir uns gestritten und er mich gereizt hat. Ich mag das komischerweise viel zu gerne, wenn es sich so hochschaukelt. Es ist merkwürdig, aber mich erregt es sehr.

Dann Samuels Verhalten, als er vor mir gekniet hat. Er hat es mit sich machen lassen und öffnete erneut seinen Mund, nachdem ich ihn das erste Mal atmen ließ. Verdammte Kacke, warum musste Jess ausgerechnet Kenny kennen lernen, der dann auch noch ein Freund von Samuel ist.

"... eingeladen.", dringt Jess' Stimme in mein Ohr und ich schaue ihn verwirrt an.
"Du hast mir gerade gar nicht zugehört, oder?" fragt er und ich nicke, bevor ich dann sage: "Nee sorry, war gerade in Gedanken."
"Wo warst du?", äußert Jess und ich winke ab: "Nicht so wichtig. Was hast du gerade gesagt?"
"Julian, Kenny hat mich als sein Partner mit zum Junggesellenabschied von Samuel eingeladen.", bringt er hervor.
"Und weiter?", frage ich und mein bester Freund presst seine Lippen aufeinander, senkt seinen Blick und antwortet dann: "Ich hab zugesagt. Ich mag Kenny sehr, weißt du."

"Ich versteh dein Problem nicht. du kannst doch machen was du willst.", entgegne ich ihm und er schaut mich wieder an, spricht dann: "Ja schon, aber die ganze Situation ist schon komisch. Ich fühle mich, als säße ich zwischen den Stühlen und müsse mich wegen Samuel zwischen dir und Kenny entscheiden."
"Musst du nicht. Kenny und du seid zusammen oder ihr seid auf dem Weg dahin zusammen zu kommen. Samuel hat damit nichts zu tun. Geh du auf den Jungesellenabschied, habt euren Spaß und so. Mach dir um mich keinen Kopf. Ich komm klar auch wenn du mit Kenny zusammen kommst. Wie schon gesagt, das eine hat mit dem Anderen nichts zu tun."
"Sicher?", fragt Jess und ich nicke nur.

"Wann ist denn der Abschied?", frage ich beiläufig, während ich die Unterlagen der einzelnen Bewerber zusammensuche.
"Am Donnerstag. Die Hochzeit ist am Samstag.", antwortet mir mein bester Freund und wieder einmal nicke ich nur.
Ich schaue auf mein Handy und wie ich es erwartet habe, ist keine neue Nachricht von Samuel darauf.

"Jess die Bewerber kommen gleich, hast du eigentlich mit den Behörden gesprochen?", frage ich und Jess erklärt mir alles und endet damit, dass wenn die Auflagen erfüllt sind, was er so nebenbei schon gemacht hat, unsere Idee nichts im Wege steht.
"Super, dann geh ich mal nach vorne und empfange den ersten Bewerber.", sage ich und verlasse dann mein Büro.

Fünf Bewerbungsgespräche später habe ich mich für zwei entschieden. Alle anderen passten einfach nicht. Morgen werden nochmals drei kommen und mal sehen ob da noch etwas dabei ist.
"Julian.", höre ich Jess und blicke auf.
Ich stehe gerade hinter der Bar, rede mit meinem Angestellten und trinke dabei eine Bacardi-Cola.
"Ja?", bringe ich Jess entgegen und er meint: "Ich würde dann jetzt Feierabend machen. Kenny und ich wollen heute ins Kino."
"Viel Spaß.", sage ich nur und Jess verlässt mit einem breiten Grinsen das Dark Nights während ich mich wieder meinem Angestellten widme.

"Passe einfach auf und gib mir Bescheid, falls du etwas ungewöhnliches bemerkst.", sage ich und Sean meint: "Mach ich Boss. Wir werden schon herausfinden, welcher Angestellte sich hier kostenlos bedient."
"Ich verlass mich auf dich.", antworte ich, klopfe ihm auf die Schulter und trinke dann mein Glas leer.

Dann verlasse ich die Bar und gehe zurück in mein Büro, denn der Club öffnet in wenigen Augenblicken.
Ich setze mich an den Schreibtisch und arbeite noch etwas, doch schweifen meine Gedanken immer wieder zu Samuel.

Never EnoughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt