Samuel (18)

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Heute Abend ist der Junggesellenabschied. Ich habe da eigentlich gar keine Lust darauf. Aber Andrea bestand darauf.

Sie selbst war die ganzen Tage damit beschäftigt zu telefonieren, zur Kosmetikerin zu gehen und mit ihrer Mutter die Hochzeit fertig zu planen. In letzter Zeit hat sie wirklich ziemlich gute Laune und scheint ausgeglichen zu sein, warum auch immer.

Auf der Arbeit ist heute auch alles ruhig. Was nicht heißt wir hätten keine Arbeit, sondern die Kundschaft ist heute eher ruhig. Ich schaue in den Kalender und sehe den elf Uhr Termin. Ich verdrehe die Augen und habe keine Ahnung was ich darüber denken soll. 

"Kenny?" rufe ich Richtung seinem Raum.

"Ja Sam?" antwortet er.

"Hast du Julian um elf den Termin gegeben?"

"Nein Chef, das war ich." höre ich Sondra rufen und begebe mich dann in meinen Behandlungsraum wo Miss Grey liegt und wartet.

Super, jetzt kommt er auch noch hier her. Was denkt er sich denn eigentlich dabei? Was glaubt er was wir hier tun? Das ist meine Arbeit, bei ihm auf der Arbeit sieht das Ganze ja anders aus, aber hier? Toll, jetzt macht er mich ganz nervös.

"Mister Kane, sie sind heute aber nicht richtig anwesend, kann das sein?" fragt mich Miss Grey nun. 

"Ja, es tut mir leid, ich werde mich beherrschen. Ich hoffe ich habe ihnen gerade nicht weh getan." entschuldige ich mich schuldbewusst bei ihr. Doch sie lacht nur. 

"Nein, nein, eher das Gegenteil, sie sind heute so kraftlos. Geht es ihnen nicht so gut? Haben sie Probleme Mister Kane?" fragt sie mich neugierig.

"Ach Miss Grey. Ich werde am Samstag heiraten."

"Oh, aber das ist doch was tolles?"

"Ja unter normalen Umständen schon, aber ich liebe diese Frau nicht. Ich liebe jemand anderes."

"Aber Mister Kane, dann heiraten sie nicht, wieso sollten sie jemanden heiraten den sie nicht lieben."

"Weil es für alle Beteiligten das Beste wäre."

"Mister Kane, ich kenne die Beweggründe nicht und sie gehen mich auch nichts an, aber sie müssen derjenige sein der glücklich ist, nicht ihre Eltern oder Freunde oder sonst wer. Ihre Eltern, mal ernsthaft gesprochen, sterben eh vor ihnen irgendwann und wenn sie dann Pech haben ist es schon zu spät um sich umzuorientieren und sie waren ihr ganzes Leben lang unglücklich. Genauso ihre Freunde, wer ihre Situation nicht toleriert, oder akzeptiert, der ist nicht ihr Freund und war es auch nie. Ich bitte sie Mister Kane, tun sie nichts was sie ins Unglück stürzen sollte."

"Danke Miss Grey, ich werde mir ihren Rat zu Herzen nehmen." sage ich ehrlich und ich meine es auch so. Ich werde über ihre Worte nachdenken. 

Die Zeit vergeht und es ist schon elf Uhr, als meine Türe aufspringt und Julian vor mir steht. 

Mit hochgezogener Augenbraue sehe ich ihn an.

"Ausziehen, bis auf deine Shorts." befehle ich ihm, was ihm wohl etwas gegen den Strich geht.

"Julian, meine Arbeit, meine Regeln. Und an die hat sich auch ein Julian Peters zu halten." Er grinst mich an und zieht sich aus. Ganz aus. Das er auch immer übertreiben muss. 

"Man Julian....." "Dir gefällt das doch, gib es zu." "Natürlich gefällt es mir wenn du nackt vor mir stehst, aber wie gesagt das ist meine Arbeit und jetzt leg dich bitte auf den Bauch auf diese Liege. Sondra schrieb auf, dein Rücken sei sehr verspannt, also lass mich schauen was ich dagegen tun kann."

Er legt sich tatsächlich hin und ich lege ein Handtuch über seinen Hintern damit ich ihn mir nicht die ganze Zeit anschauen muss. 

"Heute Abend ist dein Junggesellenabschied, hm?" fragt er mich, während ich anfange seine Schultern zu bearbeiten.

"Ja Julian." ist das Einzige was ich ihm zur Antwort gebe.

"Wo geht ihr hin?" fragt er mich.

"Warum willst du das wissen? Ich denke nicht das du kommen möchtest."

"Nein das stimmt, eigentlich will ich nicht kommen. Man Samu ich versuche ganz normal mit dir zu sprechen, wie es vielleicht ein guter Freund tun würde."

"Julian, ich denke das funktioniert nicht. Entweder ganz oder gar nicht, anders geht das zwischen uns nicht. Du würdest verrückt werden mich jedesmal mit ihr zu sehen und mich würde es verrückt machen zu wissen das du dich umhertreibst. Es reicht das du diesen Hugh in deinem Haus hast, ich könnte wetten der lässt es sich ganz schön von dir besorgen. Ich meine, ok, er sieht nicht schlecht aus, aber....ach egal." ich schäme mich schon wieder dafür ihm meine Eifersucht zu zeigen, doch ist es jetzt eh zu spät.

Er sagt nichts, gar nichts. Wahrscheinlich überlegt er sich gerade dass es ein Fehler war herzukommen.

Nach 40 Minuten Behandlung, steht Julian auf, zieht sich an und schaut mich verletzt an, bevor er sich rumdreht und ohne sich zu verabschieden aus dem Behandlungszimmer stürzt.

Die Zeit verging und plötzlich war es schon Abends. Nachdem wir Feierabend machten, sind Kenny und ich nach Hause gegangen um uns zu Duschen und fertig zu machen für den Abend. Andreas Freundinnen saßen sich ihre Ärsche auf meinem Sofa platt um vorzuglühen und ich machte das ich davon komme. 

Jetzt sitze ich in Bobs Bar, mit Kenny, Jess, Freddy und Corey und feier meinen Junggesellenabschied. Naja was heißt feiern. Die Anderen feiern und ich lass mich voll laufen. Was für eine super Party. Mein Blick schweift durch die Bar und ich sehe unterschiedliche Gruppierungen. Eine davon scheint wirklich ausgelassen zu Feiern. Ich beneide sie. Ich schaue wieder zurück zu unserem Tisch, als mein Blick an der Eingangstüre hängen bleibt. Geschockt sehe ich ihn an und er tut es mir gleich. Damit hatten wir wohl nicht gerechnet das wir uns hier über den Weg laufen. Na das kann ja spaßig werden, denke ich und nippe an meinem Glas.

Never EnoughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt