Julian (11)

1.1K 88 25
                                    

Diese Hände, jedesmal aufs Neue wenn ich sie fühle, machen sie mich wahnsinnig.
Sie sind so weich und klein und passen einfach perfekt zu Samuel.
Er offenbarte mir gerade seine Geschichte, die voller Tragik ist und erwähnte ganz nebenbei, dass ich die Liebe seines Lebens bin.

'Lebwohl'

"Sir?", höre ich Hughs Stimme und ich wende mich zu ihm.
"Ist alles in Ordnung?", fragt er und ich antworte: "Ja alles gut. Hugh geh und lass mich allein."
Er nickt und ich sehe, dass er etwas traurig scheint.

Als ich wieder allein, auf meiner Terrasse bin, schließe ich, für einen Moment die Augen.

'Lebwohl'

Ich kann das doch nicht einfach zulassen. Ich kann Samuel doch jetzt nicht wieder gehen lassen, mit dem Wissen das er nicht glücklich werden kann mit dieser Frau.
Was mache ich denn jetzt?

'Lebwohl'

Ich springe von der Liege auf, renne ins Haus, durch das Zimmer ins Foyer und reiße die Haustür auf, doch Samuel ist schon weg.
War ja klar, es ist ja auch schon einen Moment her, dass er gegangen ist.

Ich gehe zurück auf die Terrasse, schnappe mir mein Handy und wähle Jess' Telefonnummer.
"Julian, was gibt's?", fragt er und ich sage: "Ich brauche Samuels Handynummer. Frag Kenny danach!"
"Du brauchst was? Wofür?", bringt er hervor und ich antworte: "Samuel war gerade da und hat mir alles erklärt, das mit der Frau und was in der Zeit passiert ist, in der wir uns nicht gesehen haben. Ich muss Kennys Nummer haben, damit er mir die von Samuel gibt."
"Julian, jetzt mal langsam.", äußert mein bester Freund und ich setze mich auf die Liege.
"Was denn?", frage ich und höre wie er meint: "Erzähl mir, was Samuel dir gesagt hat."

Und ich tue es, erzähle Jess was Samuel mir erklärt hat und beende es mit folgenden Worten: "Ich will nicht das er unglücklich ist. Jess, er hat gesagt ich bin die Liebe seines Lebens."
Es herrscht einen Moment Schweigen und dann äußert mein bester Freund: "Julian, Samuel wird seine Verlobte nicht verlassen. Dafür hat er viel zu viel Angst vor seinem Vater. Da können auch die Gefühle die er für dich hegt nichts ändern."
"Frag Kenny trotzdem.", meine ich nur und fahre mir mit meiner freien Hand, durch mein braunes Haar.
"Und dann? Was dann?", fragt nun Jess und ich antworte: "Dann kann ich Samuel schreiben, dass er keine Angst vor irgendwas haben muss und das ich für ihn da bin."

"Oh man Julian.", beginnt er und ich kann mir vorstellen das er gerade seine Stirn gerunzelt hat.
"Okay, stellen wir uns mal vor Samuel entscheidet sich, warum auch immer, sich von Andrea zu trennen und zu dir zu kommen. Vergisst du da nicht noch eine Kleinigkeit?", macht Jess weiter und nun bin ich der, der die Stirn runzelt.
"Was soll ich denn vergessen habe?", frage ich daher.
"Echt jetzt? Julian deine Vorliebe zum BDSM.", äußert er und ich frage weiter: "Ja und, was ist damit?"
"Du weißt und hast es auch schon selbst gesagt, dass du es brauchst, aber viel zu ungeduldig bist, dir jemanden zu nehmen, der komplett unerfahren ist. Du selbst sagtest, dass du jemanden brauchst der Erfahrung hat, der sozusagen fertig ist, weil du eben so ungeduldig bist. Denkst du nur weil Samuel jetzt in dein Leben kommt, du dich ändern kannst?", erklärt er und wieder schweigen wir.

Er hat Recht. Jess hat einfach Recht.
Ich kann mich nicht ändern, auch für Samuel nicht. Nicht so. Ich habe keine Geduld dafür jemandem zu erklären wie BDSM funktioniert, was mein Sub zu tun oder zu lassen hat. Ich kann das nicht, das Grobe muss wenigstens sitzen. Die Feinheiten, wie eben die Vorlieben die der Andere hat, diese zu besprechen, kein Problem und ist auch notwendig, aber nicht diesen ganzen Kinderkram, mit Break- und Safeword und so weiter. Mein Sub muss wissen worum es geht und er muss auch ein wenig was vertragen können.

"Julian, sag mal, bist du eingeschlafen?", fragt Jess und holt mich so aus meinen Gedanken.
"Nee bin ich nicht.", entgegne ich ihm und höre: "Was denkst du?"
"Das du Recht hast.", meine ich nur und lege mich nun auf die Liege.
"BDSM macht dich aus, das weißt du selbst. Ich kann mich noch an die Zeit erinnern in der du dachtest du kannst auch ohne das ganze Zeug. Julian du warst kaum auszuhalten. So unausgeglichen habe ich dich nie davor und auch nie wieder danach gesehen.", redet mein bester Freund weiter und ich antworte: "Und das waren nur drei Wochen."
"Eben. Ich weiß das Samuel dir wirklich was bedeutet, sonst hättest du dich nicht betrunken und wärst so verzweifelt gewesen, aber... .", beginnt Jess und dann höre ich Kennys Stimme: "Hase ich weiß du hast Julian echt gern, aber könnt ihr das nicht morgen besprechen? Ich will schlafen."

"Kenny ist bei dir?", frage ich Jess und er antwortet: "Ja ist er."
"Und ich habe jedes einzelne Wort gehört.", äußert nun Kenny und ich schließe die Augen.
"Jess gib ihn mir kurz, und dann könnt ihr von mir aus schlafen.", sage ich, nach einem kurzen Augenblick der Stille und er entgegnet mir: "Wenn du meinst."

Einen Moment später höre ich Kenny: "Julian ich weiß das Samuel nicht glücklich ist und ich sehe dieser Hochzeit mit einem Gräuel entgegen, das kannst du dir nicht vorstellen. Aber egal was ich sage, Samuel bleibt bei Andrea."
"Kenny er darf sie nicht heiraten.", meine ich und öffne meine Augen wieder.
"Aber laut dem was ich gerade zwischen dir und Jess gehört habe, würde er bei dir auch nicht glücklich werden. Samuel hat keine Ahnung wie BDSM funktioniert.", sagt er und ich antworte: "Hier geht es doch nicht nur um BDSM... ."
"Aber es macht dich aus.", unterbricht mich Kenny und ich kreise meine Finger über meine linke Schläfe.

Verdammte Scheiße.

'Lebwohl'

"Kenny, gib mir seine Telefonnummer. Ich kann ihm doch wenigstens ein Freund sein.", sage ich dann und hoffe, dass wir das vielleicht hinkriegen, auch wenn ich weiß das ich Samuels Liebe des Lebens bin. So kann ich vielleicht doch einfach für ihn da sein.
"Sam wird mich hassen, aber ich geb sie Jess und er leitet sie an dich weiter.", meint er dann und ich bedanke mich.

Als ich Jess wieder am Telefon habe, äußert dieser: "Das du immer kreigst was du willst, ist echt erstaunlich."
"Hm.", mache ich nur und sehe zu den Sternen hinauf.
"Schlaf nachher gut und pass auf dich auf. Bis morgen.", kommt es von meinem besten Freund und als auch ich mich verabschiedet habe, legen wir auf.

Einige Sekunden später habe ich eine Nachricht von Jess, in der die Telefonnummer von Samuel steht.
Ich speichere diese ab, öffne ein neuen Chat und schreibe dann:

Hallo Samu

Ich habe Kenny überredet, dass er mir deine Nummer gibt.
Ich weiß, du wirst jetzt vielleicht sauer auf ihn sein, aber bitt tu mir den Gefallen und sei es nicht.
Ich habe ihn überredet, dass er sie mir gibt, weil ich dir noch etwsa sagen wollt.

Du warst so schnell weg und hast mir gar keine Zeit gegeben um zu antworten,
deswegen mache ich es so.
Ich habe verstanden was du mir sagen wolltest, als du mir deine Beweggründe erklärt hast, doch
sag nicht Lebwohl zu mir.

Ich will dir sagen, dass ich für dich da bin und
dass ich hoffe, dass wir einen Weg finden um Freundschaft aufzubauen.
Ich will dich nicht nerven, dich bedrängen oder sonst irgendwas.
Ich will einfach nur das du weißt, dass ich dich nicht allein lasse.

Sag nicht Lebwohl zu mir

Julian

Ich lese die Nachricht nochmal durch, schicke sie weg und mache mich dann auf den Weg ins Bett.

Never EnoughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt