Prolog

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Tiefe Dunkelheit beherrscht die Nacht. Nichts rührt sich in der bleischweren Stille, die alles umhüllt und Nebelschwaden durchziehen die Umgebung, wie Rauch.

Inmitten dieser Dunkelheit steht ein Mädchen – ganz allein. Der Wald, in dem es sich befindet, ist so dicht, dass man das fahle Mondlicht durch die Kronen der Bäume nur erahnen kann und ein leichter Wind bewegt ihre Nadeln, sodass sie sich gegenseitig berühren. Das Geräusch, das sie dabei erzeugen, klingt wie das Flüstern vieler Stimmen – fast, als versuche der Wald, seine Besucherin tiefer in die Schatten zu locken.

Bemüht, diesem unheilvollen Wispern zu widerstehen, geht das Mädchen den schmalen Waldweg entlang. Seine Haare bewegen sich im Wind, die Augen huschen aufmerksam von einer Seite zur anderen. Seit vielen Stunden ist es nun schon unterwegs und der Weg vor ihm verspricht, dass es noch einige Zeit so weitergehen wird.

Plötzlich hört es ein Geräusch.

Da ist etwas. Oder jemand? Aufgeschreckt wendet sich das Mädchen nach allen Seiten, doch vor sich, hinter sich und neben sich findet es nichts weiter, als die Bäume und das geheimnisvoll flüsternde Leben im Unterholz. Dennoch spürt es die Anwesenheit von etwas anderem. Das Nächste, was das Mädchen hört, jagt ihm einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Schritte! Wie angefroren bleibt es stehen und starrt geradeaus, wo der Weg in vollkommener Schwärze verschwindet.

Noch ein Geräusch, diesmal deutlich näher. Das Mädchen beginnt, zu zittern und Furcht macht sich in seinem Körper breit, wie ein eiskaltes, tödliches Geschwür.

Renn weg!, schreit sein Verstand, aber das Mädchen ist nicht imstande, ihm Folge zu leisten. Noch immer steht es da und starrt dorthin, wo es den Ursprung des Geräuschs vermutet, als wolle es der Dunkelheit mit seinem Blick befehlen, das freizugeben, was sich in ihr verbirgt.

Ein Knacken im Unterholz. Dann das Rascheln von Blättern in den Sträuchern am Wegrand. Jede einzelne Faser im Körper des Mädchens steht unter Spannung – und dann sieht es, wie eine Gestalt durch die Finsternis schleicht, ebenso wachsam, wie das Mädchen selbst. Mit jedem Schritt geben die Schatten mehr von der Identität des Unbekannten frei – bis dem Mädchen mit erschreckender Gewissheit klar wird, wer ihm gegenübersteht, denn seine Mörder kennt es zu gut.

Lauf um dein Leben! Die Stimme in seinem Inneren kreischt nun unerträglich laut und endlich kann sich das Mädchen aus seiner Starre befreien und macht auf dem Absatz kehrt. Es beginnt zu rennen, wahrscheinlich schneller, als es jemals in seinem Leben gerannt ist. Der Unbekannte nimmt die Verfolgung auf und zum Entsetzen des Mädchens verringert sich der Abstand innerhalb weniger Sekunden. Das Adrenalin rast durch seine Adern und das Mädchen rennt und rennt, als hinge das ganze Universum davon ab, dass es diesen Kampf überlebt.

Es springt über Baumwurzeln, die sich wie Schlangen über den Weg breiten, sieht die Bäume in einer irrsinnigen Geschwindigkeit vorbeisausen, sodass sie sich zu einer homogenen Masse zu vereinen scheinen und es hört den Wind in seinen Ohren heulen, wie das unheimliche Singen der Wölfe.

Sein Verfolger ist bereits so nah, dass das Mädchen seine keuchenden Atemzüge hören kann und in seiner Verzweiflung versucht es, noch schneller zu rennen, obwohl das eigentlich nicht mehr möglich ist. Doch wie durch ein Wunder entfernen sich die Geräusche hinter ihm, wenn auch nur allmählich. Fest entschlossen, sich davon nicht beeindrucken zu lassen, rennt das Mädchen jedoch weiter, ohne seine Geschwindigkeit im Mindesten zu verringern.

Es ist nur eine Falle, sagt es sich. Ein Trick, um mich in Sicherheit zu wiegen. Es rennt immer weiter, lässt Bäume und Sträucher hinter sich und registriert nur vage, dass sich unter das Heulen des Windes und die leiser werdenden Atemzüge seines Verfolgers noch etwas anderes mischt. Verwirrt spitzt es die Ohren und versucht, die anderen Geräusche auszublenden. Ein Rauschen erfüllt die Luft und ebenso bemerkt das Mädchen, dass auch der Wald sich lichtet. Dann, nach einigen Sekunden, weiß es, wo es sich befindet, denn an diesem Ort ist es schon einmal gewesen. Gleichzeitig schleicht sich jedoch eine weitere Erkenntnis in seinen Kopf: Viel weiter wird der Weg nicht gehen, dann sitzt es in der Falle. Es läuft geradewegs in eine Sackgasse.

Ungeachtet dieser Tatsache behält das Mädchen jedoch sein Tempo bei – noch hat es Zeit. Vielleicht geschieht irgendein Wunder.

Der Weg schlängelt sich weiter durch den Wald und das Rauschen wird mit jedem Schritt lauter. Unermüdlich lauscht das Mädchen nach hinten und zu seiner Überraschung fällt sein Verfolger noch weiter zurück – bis es schließlich überhaupt nichts mehr hinter sich hört. Kein Atmen mehr, kein Knacken im Unterholz, nichts.

Seltsam, denkt das Mädchen. Im Laufen schaut es nach hinten. Tatsächlich, da ist niemand mehr. Wahrscheinlich ist er zu weit zurückgefallen und hat aufgegeben. Dennoch beschließt es, sich nicht auf diese Annahme zu verlassen, sondern auf der Hut zu sein und lenkt den Blick wieder auf den Weg vor sich.

Bloß – da ist kein Weg mehr. Nur noch Dunkelheit. Das Rauschen hat eine beinahe unerträgliche Lautstärke erreicht und noch ehe das Mädchen begreift, was passiert, verliert es den Halt und stürzt mit einem lauten Schrei in die Tiefe.

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Sooo...
Der Anfang ist gemacht!
Ich hoffe der Prolog konnte euch einen kleinen Vorgeschmack geben und euch neugierig machen auf den Rest xD
Wenn es euch gefallen hat, vergesst nicht zu voten und, wenn ihr mögt, gerne auch zu kommentieren. Ich freue mich auf eure Meinung ;)

WOLVES - the lies we use to tell || BAND 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt