Kapitel 24

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Ein paar Monate zuvor

Es war einer dieser ersten sonnigen Tage im Jahr, als der ganze Schlamassel seinen Anfang nahm. Der März zeigte sich immer mehr von seiner schönen Seite und ließ den Winter allmählich in Vergessenheit geraten. Die Vögel sangen in aller Lautstärke und überall sah man neues Leben aufblühen. Der Frühling kam.

Es war Montagmorgen und Jolina, Louisa und ich verzogen uns in der Pause wie üblich an unseren Stammplatz beim Haupteingang und unterhielten uns über das vergangene Wochenende.

Während unseres Gesprächs schweiften meine Gedanken wie so oft zu Alex und ich spürte ein Kribbeln im Bauch, als ich an unser Treffen am vergangenen Samstag dachte. Beinahe zwei Jahre waren wir nun zusammen und auch, wenn ich mir jedes Mal sicher war, es konnte nicht besser werden, entdeckte ich mit jedem Tag neue Facetten an ihm, die ihn für mich umso wertvoller machten. Teilweise machte ich mir schon Sorgen, wie ich auf meine Umwelt wirken musste, weil sich bei mir fast alles nur noch um Alex drehte, aber meine beiden Freundinnen hatten dafür zum Glück Verständnis und quittierten mein ab und zu seltsames Verhalten jedes Mal lediglich mit einem belustigten Augenrollen.

So starrte ich also mal wieder mit abwesendem Blick auf einen Punkt in der Ferne, als Louisa meine Gedanken wie so oft zu erraten schien und mich mit einem wissenden Grinsen musterte.

„Wo ist Alex eigentlich? Kommt er diese Pause noch?"

Ich schüttelte den Kopf. „Er sagte, er müsse irgendeine Angelegenheit klären. Aber nächste Pause hat er Zeit."

Louisa lächelte und nickte. „Und sonst ist alles gut bei euch?"

Der Blick, mit dem sie diese Frage stellte, sagte eigentlich schon aus, dass sie sich die Antwort bereits denken konnte.

„Ja", nickte ich dennoch. „Alles bestens."

Beim Anblick meines Gesichtsausdrucks schüttelte Lou lachend den Kopf.

Als es klingelte, machten wir drei uns auf den Weg zurück zum Klassenzimmer und reihten uns in den Strom der anderen Schüler ein. Ich versuchte, mich dicht an die beiden zu halten, doch als Lou vorrausging, die Tür zu unserem Gang öffnete und dahinter verschwand, packte mich Jolina plötzlich am Arm, ehe ich ihr folgen konnte.

„Warte kurz", sagte sie und zog mich in eine Nische. Ein paarmal sah sie sich um und als die meisten Schüler an uns vorbeigegangen waren und es etwas ruhiger war, wanderte ihr Blick zurück zu mir.

„Es geht um Alex", hob sie an. „Es gibt da etwas, das ich dir erzählen muss."

Beim Klang seines Namens zog ich überrascht die Augenbrauen hoch. Jolina wollte über Alex reden? Das war seltsam – normalerweise interessierte sie sich nicht sonderlich für ihn. Klar, sie war nett zu ihm und hatte auch nichts gegen ihn, aber ich spürte, dass die beiden nicht wirklich warm wurden miteinander. Es herrschte vielmehr Gleichgültigkeit zwischen ihnen. Was ich ehrlich gesagt komisch fand, denn mit Louisa verstand Alex sich gut.

Ich für meinen Teil hatte die vage Theorie, dass Jolina sich durch ihn verdrängt fühlte und er in ihren Augen unsere Dreierfreundschaft durcheinander brachte, aber sicher war ich nicht. Wie dem auch sei, Fakt war: das sie hier und jetzt scheinbar etwas Wichtiges über ihn zu sagen hatte. Fragend sah ich sie an.

„Alex? Was ist mit ihm?"

„Ich weiß es nicht", entgegnete sie. „Ich habe nur etwas mitbekommen und dachte, vielleicht ist es gut, wenn du davon weißt."

Etwas mitbekommen? Nun machte sie mich aber langsam neugierig. Und nervös. Was war mit Alex los? Hatte er irgendwas angestellt?

„Und was?", drängte ich. Sie sollte mich nicht so auf die Folter spannen.

WOLVES - the lies we use to tell || BAND 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt