Mirjam
2.26 UhrMit einem unangenehmen Pochen in meinem Fuß wache ich auf. Und würde am liebsten sofort wieder im Nichts versinken, so stark sind die Schmerzen, die sich nun dazugesellen. Durch den kompletten rechten Knöchel ziehen sie sich, sodass ich das Gefühl habe, mein Fuß könne jeden Moment platzen.
Überhaupt ist es hier extrem ungemütlich. Die Unterlage, auf der ich liege, ist hart und uneben und es ist...feucht. Hat es geregnet? Keine Ahnung, wie lange ich hier schon liege. Jedenfalls ist mir kalt und meine Zähne klappern, selbst mit meinem dicken Pullover.
Zaghaft schlage ich die Augen auf, blinzle ein paarmal – und sehe über mir das nächtliche Schwarz des Himmels. Eines klaren Himmels, an dem ich nach längerem Hinsehen vereinzelt Sterne funkeln sehe. Verwirrt runzle ich die Stirn. War es nicht eben noch bewölkt gewesen? Aber nein, erinnere ich mich dann. Es hatte sich vorher schon aufgeklart – durch die Bäume war das nur nicht so aufgefallen.
Die Bäume! Wo sind sie hin? Wo bin ich hier überhaupt?
Einem plötzlichen Impuls folgend stütze ich mich auf einen Ellbogen – ein bisschen zu schnell vielleicht, denn prompt durchzuckt meinen Fuß eine neue Welle von Schmerz – und erblicke Wasser. Sehr viel Wasser. Der Fluss, denke ich. Das Rauschen ist jetzt ganz nah und als ich mir den Hals verrenke und den steilen Abhang über mir erblicke, kann ich mir denken, was passiert ist: Ich bin die Böschung runtergestürzt.
Oh nein! Ich seufze und lasse mich wieder in meine Liegeposition fallen. Paul. Die Verfolgungsjagt. Mein Blick nach hinten. Na toll.
Als ich mich so ruckartig nach hinten fallen lasse, durchzieht meinen Fuß natürlich gleich wieder ein schmerzhaftes Pochen und ich hebe erneut schwerfällig den Kopf, um einen Blick darauf zu werfen. Keine Ahnung, was damit passiert ist, aber er tut echt höllisch weh. Vermutlich bin ich umgeknickt. Wie dem auch sei, ich muss versuchen, auf die Beine zu kommen.
Ich rolle mich auf den Bauch – diesmal vorsichtiger, als vorhin – und ziehe die Hände unter den Körper. Dann stemme ich mich hoch und ziehe mein gesundes Bein an, sodass ich auf das Knie gestützt bin. Mit diesem Bein und meinen beiden Händen stütze ich mich immer weiter nach oben und hangle mich an der Böschung empor, bis ich beinahe aufrecht stehe. Aber der Boden ist zu uneben, als dass ich grade stehen, geschweige denn mich einbeinig fortbewegen könnte, selbst, wenn ich mich an der Böschung entlanghangle. Ich müsste hüpfen, aber dann würde ich sofort wegrutschen, denn das Ufergras ist beinahe nass vom Tau.
Als ich zu diesem Ergebnis komme, überlege ich fieberhaft, was ich nun machen soll. Ich schaue mich um und da sehe ich plötzlich im Mondlicht etwas aufblitzen. Mein Handy!
Langsam taste ich mich wieder nach unten und krabble auf Händen und einem Knie darauf zu. Als ich es jedoch hochnehme, sehe ich, dass das Display zersplittert ist. Vermutlich ist es auf einem Stein gelandet. Als ich versuche, es anzuschalten, bleibt es tot. Mutlos seufze ich. Na super. Und jetzt? Sieht aus, als bleibe mir nichts anderes übrig, als um Hilfe zu rufen.
„Hilfe!", schreie ich.
Keine Reaktion. Natürlich. Trotzdem gebe ich nicht auf. Mit einer absurden Hoffnung rufe und rufe ich weiter, doch niemand scheint mich zu hören.
Nach einigen erfolglosen Minuten lasse ich mich resigniert zurückfallen und schließe die Augen. Hier ist keiner. Verzweifelt wische ich mir mit der Hand durchs Gesicht. Jetzt weiß ich echt nicht mehr, was ich noch machen soll.
„Mirjam?" Beim Klang der Stimme reiße ich abrupt die Augen auf. „Was ist passiert?"
Ungläubig, weil ich nicht erfassen kann, ob diese Stimme grade meinem Wunschdenken entspringt, oder ob mir tatsächlich jemand zu Hilfe kommt, richte ich mich auf und recke den Kopf, um nach oben schauen zu können. Alex setzt konzentriert einen Fuß vor den anderen und klettert vorsichtig die Böschung zu mir nach unten. Okay. Scheinbar doch kein Wunschdenken. Was ich da sehe, ist real. Gott sei Dank! Ich atme auf.
DU LIEST GERADE
WOLVES - the lies we use to tell || BAND 1
HorrorBAND 1 der "WOLVES"-Trilogie _________________________________________ Vier Schulklassen. Eine Abschlussfahrt. Ein prunkvolles Schloss im Schwarzwald. Und ein Spiel, das schon bald tödlicher Ernst wird... Ein bekanntes Partyspiel im Großformat - mi...