"Wolkenlos und ozeanblau" - Mensch, Herbert Grönemeyer
Louis' blaue Augen huschen entnervt über mein Gesicht und er verschränkt die Arme vor der Brust.
"Woher wollen Sie überhaupt wissen, dass mit meinem Freddie etwas nicht stimmt?", schießt er mir entgegen und trotz seinem angriffslustigen Tonfall höre ich die Zuneigung, als er den Namen seines Sohnes ausspricht.
"Mit Verlaub, Herr Tomlinson, ich habe eine fünfjährige Ausbildung hinter mir und unter anderem in Pädagogik maturiert. Ich denke, ich weiß, wovon ich spreche."
Mit einem Mal verändert sich etwas in seinem Auftreten und Sorge huscht über sein Gesicht, weshalb er für einen Moment den Kopf senkt, ehe er wieder zu mir aufsieht.
"Was hat er denn gemacht? Hat er etwas gesagt? Briana meinte nur, dass Sie mit mir sprechen wollen."
"Nun", beginne ich und schließe den Kleber vor mir, da das Gespräch wohl länger dauern wird und der sonst austrocknet. "Freddie ist sonst immer relativ aufgeweckt und guter Dinge. Heute kam er mir ein wenig niedergeschlagen und tollpatschig vor, das ist sonst nicht seine Art. Ich habe ihn gefragt, was los ist und ob zu Hause alles okay ist, aber er wollte mir nichts sagen."
"Das hat er gut gemacht, schließlich geht es Sie nichts an und einfach ein Kind zu fragen, wie die familiäre Situation aussieht, ist ja wohl wirklich unterste Schublade. Er hätte Ihnen unser ganzes Privatleben auftischen können, er weiß doch nicht, was er erzählen darf und was nicht", faucht der Musiker nun wieder und sieht mich dabei so wütend an, dass mir ein wenig mulmig wird. Ich habe doch nur versucht meinen Job zu machen und herauszufinden, was Freddie belastet. "Dem Himmel sei Dank habe ich ihm immer eingebläut, Fremden nichts zu erzählen."
"Bei allem Respekt, ich sehe Ihren Sohn beinahe jeden Tag für mehrere Stunden, ich denke ich kann von mir behaupten, kein Fremder für ihn zu sein. Außerdem geht es mir rein um das Wohl der Kinder und wenn ich das Gefühl habe, dass etwas nicht stimmt, dann spreche ich das an und frage nach", erkläre ich mich und es macht mich zornig, dass ich mich vor ihm rechtfertigen muss.
Was denkt er denn, wer er ist, dass er meine Arbeit in Frage stellen kann? Fast hätte ich ihm an den Kopf geworfen, dass ich seinen Sohn bestimmt besser kenne und öfter sehe als er, denn ich weiß zufällig, dass er das letzte Jahr eine Welttournee gemacht hat und wohl kaum zuhause gewesen ist, doch ich reiße mich gerade noch zusammen.
Als Antwort erhalte ich nur ein verärgertes Brummen und ich erhebe mich ruckartig von meinem Stuhl und gehe zur Küche hinüber, weil er mir einfach nur unglaublich auf den Geist geht und ich meinem Ärger irgendwie Luft machen muss. Energisch greife ich nach einem Glas, stelle es vor mich und öffne den Verschluss der Sirupflasche so fest, dass ich ihn abreiße. Scheißteil.
"Zwischen mir und meiner Frau ist im Moment nicht alles so einfach", ertönt plötzlich seine hohe Stimme hinter mir und ich drehe mich erschrocken zu ihm um.
Er steht nur eine Armlänge von mir entfernt und lächelt mich beinahe entschuldigend an.
"Das tut mir leid", sage ich ehrlich und halte ihm das Glas hin, in das ich soeben den Verdünnungssirup und Wasser gefüllt habe, was er mit einem dankenden Nicken entgegennimmt.
"Ach, das... das bekommen wir schon wieder hin", winkt er ab und nimmt einen Schluck, wobei sein Kehlkopf auf und ab hüpft.
"Das hoffe ich sehr, entschuldigen Sie, wenn ich so direkt frage, aber ist es zu einem Streit vor Freddie gekommen? Oder könnte er anders irgendetwas mitbekommen haben, was sein Verhalten heute erklärt?"
"Gestern ist es zu einer kleinen Auseinandersetzung zwischen Briana und mir gekommen und Freddie war nebenan im Wohnzimmer. Gut möglich, dass er da was mitbekommen hat", gibt Louis zu und wirkt dabei ein klein wenig geknickt. "Fortan sollten wir solche Besprechungen wohl lieber auf Tageszeiten verlegen, bei denen er nicht anwesend ist."
"Das wäre vermutlich besser", pflichte ich ihm bei und lehne mich gegen den Ofen hinter mir, während ich ihn aufmerksam beobachte.
Sein Bart könnte einmal wieder gestutzt werden und seine Haare hängen ungemacht von seinem Kopf, was ihn aussehen lässt, als wäre er gerade erst aufgestanden. Vielleicht ist er das ja auch, wer weiß.
"Es tut mir leid, ich wollte mit der Frage nach der Situation bei Ihnen in der Familie nicht Ihre Privatsphäre missachten, ich habe mir einfach nur Sorgen gemacht", bitte ich nach einem Augenblick, den wir schweigsam verbracht und in dem wir uns einfach nur angesehen haben, um Verzeihung.
Böses Blut mit Eltern kann ich wirklich nicht gebrauchen, weswegen ich mich zu dieser mehr oder weniger ernst gemeinten Entschuldigung durchringe und ihn, so sympathisch ich kann, anlächle.
"Ich kann es ja eh nachvollziehen", lenkt auch er ein, erwidert mein Lächeln jedoch nicht.
"Sind Sie nächste Woche denn bei der Karnevalsfeier dabei?", wechsle ich das Thema und erhalte einen verdatterten Blick.
"Karneval? Denken Sie ich mache mich dort zum Affen?"
"Ich bin mir sicher Freddie würde sich freuen, wenn Sie auch da wären", versichere ich ihm und er schüttelt wenig begeistert den Kopf.
"Ich mag Karneval nicht, mochte ich noch nie. Außerdem habe ich keine Lust als Clown von Paparazzi abgelichtet zu werden", entgegnet er und trinkt sein Glas in einem Zug aus.
Paparazzi. Das muss wirklich unangenehm sein, wenn man nichts machen kann, ohne Angst haben zu müssen, dass einen jemand heimlich fotografiert. Fast habe ich ein wenig Mitleid mit dem unsympathischen Kauz. Ob er wohl auch auf dem Weg hierher belagert worden ist? Gerne würde ich fragen, aber ich denke nicht, dass mich das etwas angeht.
"Naja, Sie können es sich ja überlegen", erwidere ich nur und er nickt langsam.
"Rechnen Sie lieber nicht mit mir."
"Gut, also... Ich danke Ihnen für ihre Offenheit. Das wäre es von meiner Seite aus vorerst. Ich würde Sie einfach bitten, mir über etwaige, bedeutende Entwicklungen Bescheid zu geben, damit ich dementsprechend im Kindergarten reagieren kann und nichts Falsches gegenüber Freddie sage. Und es wäre bestimmt besser ihn erst einmal aus diesen Auseinandersetzungen herauszuhalten, bis sich die Lage gebessert hat oder eine Entscheidung gefällt worden ist." Unsicher strecke ich die Hand zur Verabschiedung aus und diesmal ergreift er sie. Seine Haut ist warm und ein wenig rau, bemerke ich, als er mir mit festem Händedruck die Hand schüttelt.
"Das werde ich. Man sieht sich, haben Sie noch einen angenehmen Nachmittag", wünscht er mir mit einem Blick auf die halbfertigen Kostüme, bevor er auch schon, schneller als ich schauen kann, aus der Tür ist und mich seufzend im Gruppenraum zurücklässt. Auf Verkleidungen habe ich jetzt wirklich keine Lust.
-
Bei Briana und Louis scheint es zu kriseln und der arme Freddie bekommt das alles mit. Aber das ist manchmal einfach nicht zu vermeiden ._.
Habt ihr denn im Gegensatz zu Louis etwas für Fasching/Karneval übrig?
[1136 Wörter]
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Treat People With Kindness || larry stylinson fanfiction
Fanfiction"Darf ich dich nicht attraktiv finden, nur weil ich nicht homosexuell bin, Harry?" Harrys Job ist nicht vorhersehbar, jeden Tag ein wenig anders und kunterbunt. Als leitender Kindergartenpädagoge hat er sich einen langjährigen Berufswunsch erfüllt...