"And if you like cameras flashing every time we go out" - Perfect, One Direction
Eine Weile essen wir schweigend, doch es ist nicht etwa unangenehm und ich verspüre auch nicht das dringende Bedürfnis, die Stille zu durchbrechen, weshalb er derjenige ist, der nach ein paar Minuten die Stimme erhebt.
"Du bist auch ein Naturtalent im Sitzplatzaussuchen für bekannte Personen, oder?"
"Wie meinst du das?", frage ich verwirrt nach und er deutet einfach nur zum Fenster hinaus, weswegen ich seinem Finger folge und mein Blick trifft auf ein paar Paparazzi, die auf der gegenüberliegenden Straße stehen und sich hinter einer Reihe Büsche halbherzig versteckt haben. "Oh, die habe ich noch gar nicht bemerkt. Soll man denn nicht sehen, dass wir gemeinsam unterwegs sind?"
"Wenn ich nicht gewollt hätte, dass die Welt davon Wind bekommt, hätte ich es gar nicht erst tun dürfen. Seit man uns vorhin an der Ampel gesehen hat, verfolgt man uns. Außerdem haben hier drin schon mindestens fünf Leute Bilder mit dem Handy von uns geknipst."
Überrascht sehe ich mich um und bin ein wenig von meiner eigenen Achtlosigkeit verwundert. Es ist mir wirklich nicht einmal ansatzweise aufgefallen, dass wir die ganze Zeit über wohl abgelichtet worden sind, doch Louis scheint damit schon viel Erfahrung und einen sechsten Sinn dafür entwickelt zu haben.
"Ist das nicht... nervig?", traue ich mich zu fragen und er zuckt seufzend die Schultern.
"Natürlich ist es nicht angenehm, aber das bringt das Berühmtsein halt einfach mit sich. Ich liebe meinen Job, auf der Bühne zu stehen und meine eigenen Lieder zu performen, während tausende Menschen total mit der Musik mitgehen, ist, neben Sex, das beste Gefühl auf dieser Welt", erzählt er und schenkt mir nach seiner Erklärung ein aufrichtiges Lächeln.
"Ist es da nicht schwierig Freundschaften zu pflegen? Wenn man nirgendwo hingehen kann, ohne beschattet zu werden?", bohre ich wegen seiner Offenheit ermutigt weiter nach und erhalte als Antwort zunächst nur ein Schulterzucken.
"Freunde von früher und außerhalb der Branche habe ich eigentlich keine mehr", sagt er dann etwas zu gleichgültig. "Und alle Beziehungen zu bekannteren Persönlichkeiten sind eher Bekanntschaften und Kurzzeitfreundschaften für die Kameras, zumindest was mich angeht. Einzig Niall würde ich als wahren Freund bezeichnen. Vielleicht kennst du ihn?"
Nein, einen Niall kenne ich nicht, weshalb ich verneinend den Kopf schüttle und einen Schluck echte Cola nehme. Schmeckt eigentlich ganz gut und die paar Kalorien werden mich schon nicht umbringen.
"Niall Horan? Der irre Ire? Er ist auch Sänger", versucht er mir auf die Sprünge zu helfen und bei dem Nachnamen klingelt tatsächlich etwas bei mir.
"Der ständig lachende Witzbold?"
"Genau der!" Begeistert klatscht Louis in die Hände und strahlt mich dabei so erfreut an, dass es fast schon niedlich ist. "Niall ist große Klasse. Neben ihm habe ich nur noch Briana. Und naja, Freddie und meine restliche Familie natürlich, aber die lebt in Doncaster."
Louis' Blick wird traurig, als er den Namen seiner Ehefrau erwähnt und er sieht verbissen auf den Tisch zwischen uns hinunter.
Da ich nicht genau weiß, ob es angebracht wäre, jetzt etwas zu sagen, halte ich lieber den Mund und warte einfach geduldig darauf, dass er weiterspricht. Vielleicht braucht er einfach einmal jemanden, bei dem er sein Herz ausschütten kann und auch wenn ich ihn kaum kenne, bin ich gerne bereit ihm ein wenig Unterstützung zu bieten.
Es ist nicht schön mitanzusehen, wie geknickt er ist.
Ich muss gestehen, dass Louis gar kein so unangenehmer Zeitgenosse ist, wie vermutet. Ja, er ist etwas eigen und scheint auf den ersten Blick recht unsympathisch, doch wenn man sich an seine Persönlichkeit gewöhnt und sich mit seinem Verhalten arrangiert hat, ist es wirklich erträglich.
"Es ist im Augenblick nicht so leicht zwischen uns und so langsam gebe ich die Hoffnung auf, dass ich das noch hinbiegen kann", gesteht er leise und ich habe ehrlich Mitleid mit ihm.
Niemand hat verdient, dass ihm das Herz gebrochen wird und da ich aus dem Internet und einigen Zeitungen weiß, dass er schon knapp sechs Jahre mit ihr liiert ist, tut es mir gleich doppelt leid.
"Wir haben geheiratet, da war sie erst neunzehn und ich knackige zweiundzwanzig. Alle haben gesagt, dass das viel zu früh ist, aber das war uns egal", flüstert er mehr zu sich selbst als zu mir und lacht leise bei der Erinnerung auf. "Sie hat früher immer gesagt, dass ich ihr Prinz Charming bin."
Auch wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass es mich nichts angeht, kann ich mich nicht zurückhalten und stelle die Frage, die wohl jedem in diesem Moment auf der Zunge brennen würde. "Was ist passiert?"
"Alles Mögliche. Sie hat Mist gebaut, ich hab Mist gebaut. Wenigstens bin ich nicht fremdgegangen."
Mit einem Mal sieht man ihm deutlich an, dass er sich diesbezüglich wieder etwas verschließt und keine zwei Sekunden später erhebt er sich von seinem Platz.
"Lass uns aufbrechen, ich bringe dich noch nach Hause."Hastig schiebe ich mir den letzten Bissen in den Mund und folge ihm dann aus dem Restaurant. Clary hat sich schon aus dem Staub gemacht und so kommen wir ungestört zu Louis' ach so grandiosem Lamborghini durch, in dessen bequeme Sitze wir uns angegessen fallen lassen.
"Vielen Dank für den Lunch", bedanke ich mich bei dem Älteren und er schnaubt nur belustigt.
"Bei dem, was in dem Zeug drin ist, wäre ich mir nicht so sicher, ob ich mich nicht lieber bei dir entschuldigen soll. Wo wohnst du denn?"
Ich nenne ihm die Adresse und zum ersten Mal in meinem Leben ist es mir ein wenig unangenehm meinen Wohnort zu nennen, weil Louis vermutlich einfach weitaus noblere Gegenden gewohnt ist und ich bin nur froh, dass ich ihn nicht auch noch in meine kleine Wohnung lassen muss, für die ich trotz der geringen Größe monatlich fast eintausenddreihundert Pfund hinblechen muss. London ist eben schweineteuer.
Die Fahrt verläuft ruhig, wir hören ein wenig Musik und wechseln hin und wieder ein paar nichtssagende Worte, doch es ist recht angenehm mit ihm im Wagen.
Sobald wir in Soho sind, lotse ich ihn mit einfachen Wegbeschreibungen zu dem Gebäude, in dem ich wohne und er parkt nur einige Meter von meiner Haustür entfernt.
"Danke fürs Mitnehmen, Louis", sage ich und nehme somit das erste Mal bewusst seinen Vornamen in den Mund, was ihn zum Grinsen bringt.
"Überhaupt kein Problem, man sieht sich, Harry", erwidert er, als ich schon aus dem protzigen Auto steige, das die Blicke aller Umstehenden auf sich zieht.
Zum Gruß die Hand hebend verabschiede ich mich, nachdem ich die Autotür zugeschlagen habe, und er legt sich zwei Finger an die Stirn, ehe er davonbraust.
-
Wie findet ihr Louis in der Geschichte?
Auf bald
Maybe[1107 Wörter]
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Treat People With Kindness || larry stylinson fanfiction
Fanfiction"Darf ich dich nicht attraktiv finden, nur weil ich nicht homosexuell bin, Harry?" Harrys Job ist nicht vorhersehbar, jeden Tag ein wenig anders und kunterbunt. Als leitender Kindergartenpädagoge hat er sich einen langjährigen Berufswunsch erfüllt...