"Do you know who you are?" - Lights Up, Harry Styles
Da ich keinen blassen Schimmer habe, was er mir damit sagen möchte, sehe ich nur mit verwirrt gerunzelter Stirn zu ihm auf und das spitzbübisches Grinsen, das nun sein Gesicht ziert, passt so gar nicht zu seiner eben noch sehr deutlich erkennbaren Wut.
"Was hältst du von einer Partie ich zeige dir meins und du zeigst mir deins?", fragt er und ich brauche einen Augenblick, bis ich kapiere, was er meint.
"Hast du mich gerade gefragt, ob ich Sex mit dir haben will?", forsche ich trotzdem sicherheitshalber nach, weil ich Angst habe, dass ich das vielleicht doch falsch verstanden habe.
"Möglicherweise", erwidert er nur feixend und zuckt mit den Schultern. Seine blauen Augen fixieren mich neugierig und ich fühle mich mit einem Mal ein wenig unwohl in seiner Gegenwart.
"Bei allem Respekt, Louis. Du bist verheiratet und hast ein Kind. Deine Ehe geht vor die Hunde und du hältst es für eine gute Idee, fremdzugehen? Entschuldige den Ausdruck, aber hast du Lack gesoffen? Abgesehen davon habe ich auch keine Lust, dein kleiner Racheakt zu sein."
"Es ist doch sowieso schon egal, ob in unserer Beziehung einmal mehr oder weniger fremdgegangen wird, das macht das Kraut auch nicht mehr fett. Briana versteht das bestimmt am besten", zischt er gehässig, wobei sein Unmut vermutlich dem zuzuschreiben ist, was seine Frau verbockt hat.
"Trotzdem möchte ich das nicht."
"Ich an deiner Stelle hätte mir das noch einmal gut überlegt. Weißt du, wieviel Geld du machen könntest, wenn du es mit mir treibst und diese Information dann der Presse verkaufst. Du bist eindeutig kein Geschäftsmann, Harry." Schnaufend lässt er sich wieder auf den Stuhl mir gegenüber fallen und lehnt sich zurück. "Und du könntest von dir behaupten, mit dem Sänger Louis Tomlinson gevögelt zu haben. Mit den richtigen Leuten bist du mal in den Nachrichten, in ein paar Magazinen und irgendwann dann beim Dschungelcamp und schwupps hast du es zum Z-Promi geschafft."
"Ich habe weder Interesse daran, auf deine Kosten meine Geldbörse aufzubessern, noch habe ich das Bedürfnis herumzuerzählen, mit wem ich verkehrt habe und mit wem nicht", seufze ich ein wenig bestürzt davon, dass er denkt, dass das meine Meinung ändern würde. Sein Umfeld scheint es wohl nicht sonderlich gut mit ihm zu meinen, wenn er gleich auf solche Gedanken kommt.
"Gut, dann eben nicht, dein Pech", gibt er schnippisch von sich und verschränkt die Arme vor der Brust. Im Gegensatz zu sonst trägt er heute einen beigen Pullover und einfache, dunkelblaue Jeans, was ihn ein wenig gepflegter wirken lässt, doch der Bart ist noch immer unordentlich und nicht gestutzt.
"Wie kommst du denn überhaupt auf diese bescheuerte Idee? Du bist doch nicht schwul, du bist mit Briana zusammen und hast ein Kind. Und mir wäre bis jetzt auch noch nie zu Ohren gekommen, dass der große Louis Tomlinson sich für Männer interessiert", meine ich, etwas unsicher weshalb seine Wahl unbedingt auf mich fallen musste. Ich kann nur hoffen, dass es das Verhältnis zwischen uns jetzt nicht komisch werden lässt.
Das Gesagte bringt ihn dazu einmal humorlos aufzulachen und er nimmt sich einen Moment Zeit, um sich die Worte zurechtzulegen, bevor er darauf eine Antwort gibt.
"Immer muss jeder irgendetwas sein und sich labeln lassen, sonst sind die Leute verwirrt oder unzufrieden. Wenn ich trinke, wenn ich Stress habe und es mir nicht gut geht, bin ich gleich ein Alkoholiker und dabei am besten noch einer der Delta-Stufe, nicht wahr? Wenn ich einmal etwas unfreundlich zu einem Fan oder einem Interviewer bin, obwohl sich derjenige falsch verhalten hat, bin ich sofort ein total unzugängliches Arschloch. Und wenn ich mit jemandem einfach einmal ficken möchte, dann muss ich vorher noch schriftlich geben, was ich denn für eine Sexualität habe, damit das auch ja in Ordnung geht. Kann ich denn nicht einfach ein einziges Mal nur sein? Einfach einmal ich sein, ohne sofort dafür verurteilt zu werden, was ich möchte und was nicht und mich erklären zu müssen."
"So habe ich das doch gar nicht gemeint", versuche ich ihn zu beruhigen, denn ich habe wohl einen wunden Punkt getroffen und das war überhaupt nicht meine Absicht, doch er ist jetzt richtig in Rage.
"Darf ich dich nicht attraktiv finden, nur weil ich nicht homosexuell bin, Harry? Weil ich kein Schwulheits-Zertifikat habe und über meiner Stirn nicht 'auch an Männern interessiert' geschrieben steht. Dann entschuldige bitte, ich werde augenblicklich wieder auf normal und hetero umschalten, damit du zufrieden bist. Manche Leute haben vielleicht einfach keine Lust sich irgendeiner Sexualität zuzuordnen und ich glaube auch nicht, dass ich das muss."
Ich überlege, ihn ein weiteres Mal zu unterbrechen, doch er macht auf mich den Eindruck, als wollte er das schon lange einmal loswerden und nun trifft es eben mich. Wenn es ihn erleichtert, endlich jemandem seine Meinung gegeigt zu haben, bin ich gerne bereit, derjenige zu sein, also sage ich nichts und lasse ihn weiterschimpfen.
"Es tut mir leid, wenn du es widerlich findest, wenn ein Mann Interesse an einem Mann zeigt, und ich dich jetzt angeekelt habe, das war nicht meine Absicht und eigentlich habe ich gedacht, dass du was das anbelangt ein wenig weltoffener bist. Du lebst immerhin in Soho. Und es tut mir ebenfalls leid, wenn das eigentlich nicht so ist und ich dich jetzt hier nur anzicke, weil du gerade den letzten Tropfen ins Fass fallen hast lassen, der es zum Überlaufen gebracht hat. Ich möchte nur einfach ein einziges Mal in meinem Leben etwas sagen können, ohne darauf festgenagelt zu werden. Wenn ich heute mit einem Mann und morgen mit einer Frau und übermorgen mit, was weiß denn ich, einem Mann mit Brüsten und zwei Penissen schlafen will, wieso zum Teufel muss ich mich erklären? Ist es so schwer für Menschen einfach zu akzeptieren, dass ich mein Leben leben möchte und mir dabei keine Gedanken darüber machen will, was mir der nächstbeste Journalist wieder andichten könnte? Was für einen Stempel man mir diesmal aufdrückt?"
Außer Atem endet er und sieht mich abwartend an. Unsicherheit liegt in seinem Blick und es scheint, als wäre er nicht mit sich darüber im Klaren, ob er das nicht lieber für sich behalten hätte, oder ob es ganz gut gewesen ist, dass er endlich den Mund aufgemacht hat.
"Ich verurteile dich für gar nichts, Louis, das steht mir auch gar nicht zu. Auch wollte ich dich nicht bedrängen oder dich dazu zwingen, dich irgendwo einzuordnen. Ich für meinen Teil kann behaupten, dass ich stockschwul bin, aber das heißt nicht, dass sich jemand anders auch irgendeiner sexuellen Orientierung zuweisen muss."
"Schon gut, ich... ich wollte dich nicht so blöd anmachen, es nagt nur sehr an mir, dass alle immer denken, sie könnten oder müssten über meine Handlungen urteilen und mir sagen was ich sein soll und wie ich mich dementsprechend zu verhalten habe. Sorry, dass ich dir so ein blödes Angebot gemacht habe, ich gehe dann mal lieber und hoffe, dass die Paparazzi nicht noch irgendwo auf mich warten", murmelt er etwas zerknirscht und schenkt mir ein versöhnliches Lächeln.
"Es gibt Schlimmeres, Louis. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag", verabschiede ich mich freundlich und schüttle ihm zum Abschied die Hand.
-
Na mit dem Vorschlag hat Harry wohl nicht gerechnet. Was sagt ihr zu Louis' Meinung?
Bis zum nächsten Update
Maybe[1218 Wörter]
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Treat People With Kindness || larry stylinson fanfiction
Fanfiction"Darf ich dich nicht attraktiv finden, nur weil ich nicht homosexuell bin, Harry?" Harrys Job ist nicht vorhersehbar, jeden Tag ein wenig anders und kunterbunt. Als leitender Kindergartenpädagoge hat er sich einen langjährigen Berufswunsch erfüllt...