ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ ᴠɪᴇʀᴢᴇʜɴ

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"I'm just a lost boy, not ready to be found" - LOST BOY, Troye Sivan

In seinem Blick liegt ein gewisser Schmerz, der nicht so ganz zu dem dankbaren Lächeln auf seinen Lippen passt. "Danke, dass du das sagst. Das bedeutet mir echt viel."

"Gerne. Auf deiner Hose ist ein Fleck", antworte ich und deute auf den Rotwein, doch er kichert nur, setzt die Flasche an die Lippen und trinkt mit großen Schlucken. "Louis, du hast doch noch etwas in deinem Glas."

Als er auch nach weiteren zwanzig Sekunden die Weinflasche nicht wieder absetzt, strecke ich den Arm aus und ziehe sie von ihm weg, wodurch er sich verschluckt und sich hustend und seinen geliebten Cuvée spuckend aufsetzt und sich die Hand auf den Mund presst.

"Fuck, Harry", flucht er mit belegter Stimme, als er sich wieder beruhigt hat, und zieht dabei das Schimpfwort unnatürlich lang. Das rote Getränk läuft ihm über die Finger und in einem kleinen Rinnsal seinen Mundwinkel hinunter, doch er scheint es kaum mitzubekommen. "Gib wieder her."

"Ich denke es würde Sinn machen, wenn du erstmal den Wein, den du dir eben eingeschenkt hast, trinken würdest", rate ich unbeeindruckt, deponiere die Flasche außerhalb seiner Reichweite und ignoriere, dass er von diesem Vorschlag wenig angetan zu sein scheint.

"Du bist nicht meine Mum", brummt er angepisst und kippt den Amarone della Valpolicella auf ex hinunter, ehe er mir auffordernd das leere Glas hinhält. "Mehr."

"Hältst du es wirklich für so eine tolle Idee, dir am Nachmittag schon das Hirn wegzusaufen?" Ich weiß, dass ich unter normalen Umständen nie in so einem Ton mit ihm geredet hätte, doch sein Alkoholkonsum im Moment bereitet mir Sorgen.

"Hältst du mich jetzt auch für einen Alkoholiker? Komm schon, Harry, ich kann trinken wann immer ich den Drang dazu verspüre und auch du hast mir da nichts vorzuschreiben. Außerdem wird es draußen schon langsam dunkel", sagt er vorwurfsvoll mit einem Blick aus dem Fenster.

"Ich finde es trotzdem nicht gut."

"Musst du auch nicht, Harry. Ich bin ein erwachsener Mann und kann selbst entscheiden, wann ich mich besaufe und wann nicht." Mit diesen kühlen Worten steht er schwankend auf und stolpert zurück in die Küche, aus der er nur wenig später mit einer Flasche Whiskey zurückkommt, dessen Marke mir nicht geläufig ist, und sich wieder zu mir aufs Sofa fläzt. "Siehst du? Ich trinke ganz ohne dein Einverständnis weiter."

So langsam mache ich mir doch Gedanken darüber, was Briana ihm vorgestern an den Kopf geworfen hat und schlucke. Ist Louis vielleicht wirklich auf dem direkten Weg zum Alkoholiker?

"Lass uns doch etwas Cooles machen", versuche ich seine Aufmerksamkeit auf etwas Anderes zu lenken und er hebt hellhörig geworden den Kopf.

"Zum Beispiel?"

"Was hast du denn hier noch so im Haus? Vielleicht können wir das irgendwie gebrauchen."

"Ich habe einen Whirlpool im Wintergarten", erzählt er stolz und auch wenn das nicht genau das ist, was ich mir erhofft habe, springe ich darauf an. Wieso konnte er nicht irgendetwas wie Billiardtisch oder Kegelbahn sagen? Haben reiche Leute nicht oft sowas?

"Hast du Lust dort hineinzugehen?", frage ich also, als er schon die Whiskeyflasche geöffnet und die ersten riesigen Schlucke genommen hat, was ihn dazu bringt, einen Augenblick mit dem Trinken aufzuhören.

"Wir beide?", gackert er viel zu aufgedreht und schüttelt mit roten Bäckchen wild den Kopf. "Du hast keine Badehose dabei, willst du nackt da rein? Ich bezweifle, dass dir was von mir passt, du bist so viel größer, sonst würde ich dir ja etwas borgen. Außerdem... bist du nicht schwul? Nicht dass du einen Ständer wegen mir bekommst. Das könnte peinlich werden."

"So gut siehst du nun auch wieder nicht aus. Außerdem ist man mit vierundzwanzig langsam aus dem Alter heraus, in dem man sogar beim Ruckeln des Busses geil wird", entgegne ich augenrollend, was ihn beleidigt eine Schnute ziehen lässt.

"Das werden wir ja noch sehen." Trotzig kämpft er sich von der Couch hoch und stampft missmutig mit der Whiskeyflasche in der Hand davon. Keiner seiner Schritte ist wirklich sicher und gut überlegt und so torkelt er ein kleines Bisschen, weshalb ich mein Glas abstelle und ihm so schnell ich kann hinterherkomme, um ihn aufzufangen, sollte er fallen.

Er führt mich durch ein ausladendes Esszimmer mit kitschigem Kronleuchter und beiger Spitzentischdecke, vorbei an einem weiteren, aber viel kleineren Wohnzimmer mit einem roten Polstersessel und Bücherregalen, die bis an die Decke reichen und zum Bersten gefüllt sind, und hinein in einen Wintergarten, der einen Esstisch, eine Menge Pflanzen und einen in den Boden eingelassenen Whirlpool beherbergt.

Das ganze Haus mit Grund muss mehrere Millionen schwer sein.

Louis platziert seinen Alkohol auf dem Tisch, während ich mich weiter umsehe, als mich aus dem Nichts etwas Großes von hinten anspringt und mich fast einen Bauchklatscher auf das helle Parkett machen lasst.

"Böser Clifford!", lallt der Sänger tadelnd und ich drehe mich erschrocken zu einem großen schwarzen Hund um, der hechelnd zu mir aufsieht und wie wild mit der Rute wedelt. "Tut mir leid, er ist Fremde nicht gewohnt, es kommt nicht oft jemand ins Haus, den er nicht kennt.

"Du hast gar nichts von Haustieren gesagt", sage ich noch immer ein wenig geschockt, merke jedoch schnell, dass mir das Tier nichts tun wird. Clifford streckt sich jetzt ausgiebig, schüttelt sich einmal und trottet dann zurück in sein Körbchen in einer Ecke neben der Tür, was ich vorhin gar nicht wahrgenommen habe.

"Du musst keine Angst vor ihm haben, er ist ein ganz Braver", beruhigt mich Louis weiter und sieht liebevoll auf das schwarze Ungetüm hinunter, das sich eingerollt hat und mich aus seinen Knopfaugen argwöhnisch beobachtet, fast als wollte es sagen 'Wenn du mein Herrchen nur einmal falsch ansiehst, bist du für die nächsten Tage mein Kauknochen'.

"Angst habe ich nicht, keine Sorge", bringe ich schließlich hervor und schenke dem Tier ein vorsichtiges Lächeln. "Hey, Clifford. Ich bin Harry, ein Freund von Louis."

Molly wird mich hassen, wenn ich heute Abend nach Hause komme und nach Hund stinke, doch ich gehe trotzdem neben ihm in die Knie und streichle ihm zögerlich über den weichen Kopf, was er mit einem freudigen Schwanzwedeln quittiert.

"Er scheint dich zu mögen. Also was ist? Gehen wir in den Pool?"

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Danke für alle Kommentare und Votes, ich freue mich sehr, dass euch die Geschichte zusagt :)

Bis bald
Maybe

[1050 Wörter]

Treat People With Kindness || larry stylinson fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt