ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ ᴅʀᴇɪßɪɢ

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"Gib mir mein Herz zurück bevor es auseinander bricht" - Flugzeuge im Bauch, Herbert Grönemeyer

In der Tube auf dem Weg nach Notting Hill verbringe ich die Zeit damit, zu googlen, wie mich Louis genannt hat und als ich das Wort nach ein paar Fehlversuchen gefunden habe, starre ich einfach nur noch mit klopfendem Herz und trockenem Mund aus dem Fenster.

Er hat 'Schatz' zu mir gesagt und ich bin alles andere als erfreut darüber, wie sehr mich diese Erkenntnis emotional berührt und was für Gedanken deswegen durch meinen Kopf wandern und einfach nicht verschwinden wollen.

Hat das denn unbedingt sein müssen? Macht es ihm Spaß mich in so ein Gefühlschaos zu schubsen und mir die Hand zur Rettung zu entziehen? Ist er sich denn überhaupt bewusst, wie sehr mich alles was er tut und sagt mittlerweile mitnimmt und wie ich mich mehr und mehr nach ihm verzehre?

Dieses Eingeständnis macht mir Angst und ich schlucke nervös, während ich meine Sachen zusammenraffe und aus der U-Bahn austeige um zum Kindergarten zu gehen.

Ich weiß, dass Louis mich mag, das hat er mir schließlich oft genug gesagt. Aber das muss nicht einmal ansatzweise heißen, dass er gleich empfindet wie ich. Manche Menschen machen anderen einfach gerne Hoffnungen, solange diese für ihr eigenes Glück von Nutzen sind und werfen einen dann achtlos weg, wie ein altes Spielzeugauto, das man nicht mehr möchte und durch ein neues, größeres, besseres ersetzt.

Außerdem ist es ja nicht unbekannt, dass so manch verheirateter Mann seiner Liebschaft verspricht sich zu trennen und dies aber nie eintritt. Natürlich kann einem das auch mit einer verheirateten Frau passieren, ich möchte niemanden bevorzugen oder benachteiligen.

Wenn ich nicht bald aufhöre so viel nachzudenken, wird mein Gehirn noch wegen Überlastung den Geist aufgeben.

Seufzend verbanne ich Louis so gut es mir möglich ist für die Zeit im Kindergarten aus meinem Kopf und konzentriere mich auf meinen Job und die Bildungsangebote, richte die Jause und bleibe nach der Arbeit länger als nötig, räume ein bisschen auf, trödle am Heimweg herum, verpasse eine Bahn und komme somit zwei Stunden später als normal nach Hause.

Liam hat mich heute die ganze Zeit seltsam angeschaut, doch ich habe es ignoriert und mich ausschließlich mit den Kindern beschäftigt und kein Wort mit ihm gesprochen. Im Nachhinein tut es mir leid, weil er mir bestimmt zuhören würde, wenn ich ihm über meine Sorgen berichte, und mir helfen und beistehen würde, doch er ist nicht besonders angetan von Louis und somit bin ich nicht ganz sicher, ob er der richtige Ansprechpartner für diese Angelegenheit ist.

Louis' Auto steht nicht vor dem Haus, als ich zurückkomme und trotzdem sind meine Hände schweißnass als ich die Wohnungstür leise öffne. Ob es Louis zu blöd geworden und er schon aufgebrochen ist? Ich weiß ja nicht einmal, ob er gestern hergefahren oder hergebracht worden ist und heute Morgen habe ich nicht darauf geachtet, ob er seinen Lamborghini in der Nähe geparkt hat.

Ich kann nicht einmal sicher sagen, wieso ich heute versucht habe zu vermeiden, zu ihm zu gehen. Seine Gesellschaft ist mir momentan die liebste und ich bin dankbar für die gemeinsame Zeit mit ihm, aber trotzdem fressen sich Zweifel und Vorwürfe gegenüber seiner Familie in mein Herz und meinen Kopf und lassen mich richtig nervös und unsicher werden, sobald ich den Flur betrete und den Schlüssel in die dafür vorgesehene Schale, die auf einer an den Ecken abgeschlagenen Kommode steht, lege.

"Louis?", rufe ich unsicher, erhalte jedoch keine Antwort und als ich in die Küche komme, steigt mir der Geruch von etwas Verbranntem in die Nase. Mein einziger Kochtopf, der bestialisch nach Essig stinkt, steht neben dem Herd und als ich einen Blick in den Biomüll werfe, erblicke ich dort einen undefinierbaren, schwarzen Haufen verkohlter Nahrung. "Louis? Bist du hier irgendwo?"

Doch es bleibt still und nachdem ich jedes Zimmer durchgesehen habe, stelle ich mit schwer gewordenem Herz fest, dass ich alleine bin.

Wundern sollte es mich nicht. Ich habe ihn schließlich unnötig lange warten lassen und im Grunde weiß er ja, ab wann der Kindergarten zu hat. Ein schlechtes Gewissen ergreift mich, obwohl es dazu kaum Anlass gibt. Es kann schließlich wirklich sein, dass ich noch etwas machen musste. Da muss er nicht gleich Hals über Kopf verschwinden und vorher noch einen Kochversuch starten, obwohl er kochen nicht beherrscht.

Ob ich etwas nachkaufen muss? Wer weiß, was er da verschwendet hat und ich habe keine Lust, eines Tages plötzlich etwas zu brauchen, von dem ich gedacht habe, es noch zu haben und dann festzustellen, dass Louis es verheizt hat.

Das Klicken der ins Schloss fallenden Eingangstür erweckt meine Aufmerksamkeit und ich werfe einen prüfenden Blick aus der Küche und erblicke doch tatsächlich Louis, der den Zweitschlüssel an seinen Platz neben einer welken Orchidee legt und mich mit großen Augen ansieht, als er den Kopf hebt und wir uns direkt ins Gesicht starren.

"Oh, du bist schon wieder da? Ich glaube ich habe deinen Topf ruiniert, es tut mir furchtbar leid, ich sollte die Finger vom Kochen lassen", sagt er verlegen, drängt sich an mir vorbei in die Küche und deponiert die zwei Einkaufsbeutel, die er hereingetragen hat, auf dem Esstisch. "Ich dachte es wäre nett dich mit einem Mittagessen zu überraschen, aber das ist völlig schief gegangen."

"Das war mein einziger Kochtopf", meine ich und schlucke meine aufwallende Zuneigung ihm gegenüber hinunter, die er alleine durch seine Anwesenheit schon an die Oberfläche treibt.

"Ich weiß, ich habe dir einen neuen gekauft", erwidert er, greift in einen der Beutel und befördert einen nagelneuen Topf ans Tageslicht, der um einiges hochwertiger als mein alter aussieht. "Man muss aber dazusagen, dass deiner echt schon der letzte Schrott gewesen ist. Leid tut es mir trotzdem, bist du böse auf mich?"

"Nein, das bin ich nicht." Schnell schüttle ich den Kopf, um meine Worte zu unterstreichen, und als er mich anlächelt, pocht mein Herz verzückt bei diesem Anblick.

"Na da bin ich aber erleichtert, ich hatte schon Angst, dich damit wütend zu machen."

"Wirke ich auf dich wie jemand, der wegen so etwas an die Decke geht?", frage ich verwirrt und er zuckt mit roten Bäckchen die Schultern.

"Eigentlich nicht, nein. Aber man weiß ja nie. Ich habe auch ein paar Dinge besorgt, die ich verbrannt habe." Eifrig räumt er ein paar Lebensmittel in meinen Kühlschrank und meine Küchenschränkchen und ich kann nur danebenstehen und jede seiner Bewegungen verfolgen. Es wirkt beinahe, als würde er in diese Wohnung gehören, so sicher sind seine Handgriffe und statt mir Gedanken darüber zu machen, dass er einfach in meinen Sachen herumgestöbert hat, muss ich mich zusammenreißen, um ihn nicht fest an mich zu ziehen und mit Küssen zu überhäufen, weil er so niedlich aussieht.

-

Der arme Harry muss immer wieder daran denken, dass es eigentlich nicht gut ist, was er und Louis da machen und hat Zweifel, was dessen Gefühle ihm gegenüber angeht. Was meint ihr?

Ich fange Montag übrigens wohl meinen Führerschein an. Irgendwie total unwirklich, aber das 'Erwachsenwerden', mit allem was man sich so klischeehaft dazu vorstellt, kommt immer näher.

Habt einen schönen Tag
Maybe

[1182 Wörter]

Treat People With Kindness || larry stylinson fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt