"I got the good side of life" - The Good Side, Troye Sivan
Als ich an diesem Tag den Kindergarten nach Dienstschluss gemeinsam mit Liam verlasse, muss ich noch immer an das Gespräch mit Louis und seinen fragwürdigen Wunsch nach Intimität mit mir denken. Wie er wohl darauf gekommen ist? Ja, er hat vorgehabt, seiner Frau eins auszuwischen, aber springt man dafür wirklich mit dem nächstbesten Bekannten ins Bett?
Ich bin mir nicht einmal sicher ob wir das denn überhaupt sind. Wir waren ein einziges Mal gemeinsam essen, ansonsten habe ich bis vor wenigen Tagen so gut wie nichts mit ihm zu tun gehabt.
"Über was grübelst du nach? Du siehst so nachdenklich aus", reißt mein braunhaariger Freund mich aus meinen Überlegungen und ich hebe ertappt den Kopf.
"Du weißt doch, dass Louis Tomlinson sich heute mit seiner Frau in der Garderobe gezofft hat, oder?"
"Das konnte man schwer überhören, Harry. Da ist wohl Ärger im Paradies, aber wen wundert's. Mir kommt vor die ganzen Berühmtheiten trennen und verlieben sich schneller, als ich zehn Liegestütze machen kann."
Ein Blick auf seinen kräftig ausgebildeten Bizeps lässt vermuten, dass er dafür nicht sonderlich lange braucht und ich nicke gedankenverloren.
"Das ist bestimmt nicht bei allen so. Er tut mir total leid, er scheint kaum Personen zu haben, denen er etwas bedeutet oder die ihm etwas bedeuten", vertraue ich Liam an und der zieht argwöhnisch die Augenbrauen hoch.
"Und das weißt du woher?"
"Er hat es mir erzählt, als wir gestern gemeinsam bei McDonald's essen gewesen sind", erzähle ich und mein Freund sieht mich ziemlich perplex aus riesigen, braunen Augen an.
"Mit dem warst du essen? Mein Beileid, wie hast du das denn überlebt?" Mitleidig schüttelt er den Kopf und zieht eine Schnute. "Der denkt auch nur, weil er berühmt ist, kann er sich verhalten wie er möchte."
"So schlimm ist er gar nicht, wenn man ihn näher kennenlernt", stehe ich für den Sänger ein und schultere meine Tasche, die mir fast hinuntergerutscht wäre, weil ich heute so viele Mappen mit nach Hause schleppen muss und sie deswegen ungewohnt schwer ist.
"Also ich weiß ja nicht, wie der seine Frau heute angeschrien hat...", überlegt mein Kollege laut und wirft einen Blick nach links und nach rechts, ehe wir die spärlich befahrene Straße vor uns überqueren.
"Sie hat doch genauso herumgekeift", verteidige ich ihn abermals und rücke erneut meine Tasche zurecht. Blödes Teil.
"Hm, wenn du meinst, er ist okay, dann glaube ich dir das. Aber einen sonderlich sympathischen Eindruck macht er auf mich nicht." Schulterzuckend tut Liam seine Meinung kund und betritt hinter mir die U-Bahnstation, in der sich die Leute nur so tummeln.
"Vielleicht hast du ja einmal die Gelegenheit, dir ein besseres Bild von ihm zu machen."
"Bestimmt irgendwann. Also dann, wir sehen uns nächste Woche Montag. Tut mir leid, dass wir dieses Wochenende nichts gemeinsam unternehmen können, aber du weißt, wie wichtig Pia diese Familientreffen sind", entschuldigt er sich mit einem kumpelhaften Schlag gegen meinen Oberarm.
"Wer hat diesmal Geburtstag?", frage ich grinsend und er beißt sich nachdenklich auf die Unterlippe.
"Ich glaube es ist ihr drittjüngster Bruder."
"Adam oder Thomas?"
"Adam." Lachend schüttelt er den Kopf.
"Wenn wir Glück haben hat nächstes Wochenende mal niemand aus der Verwandtschaft deiner Freundin irgendeinen Anlass um die Familie zusammenkommen zu lassen", scherze ich und abermals ziehe ich meine Tasche wieder in Position. "Wir hören uns!"
Zum Abschied hebt Liam die Hand und läuft dann in die entgegengesetzte Richtung davon, weil gerade seine Tube einfährt und er klarerweise keine Lust hat, sie zu verpassen.
Müde von meinem anstrengenden Arbeitstag, warte ich noch ein paar Minuten, steige dann in meine U-Bahn ein und setze mich schläfrig auf einen Platz neben einer jungen Frau mit feuerroten, strubbeligen Haaren und dicken Kopfhörern, aus denen mir die Heavy Metal Musik nur so entgegendröhnt.
Eigentlich habe ich vor ein wenig zu dösen, doch als ich meinen Blick zufällig auf ihr Handydisplay fallen lasse, sehe ich Louis und... mich?
Überrascht starre ich auf das Bild, das ihn und mich im Fastfoodrestaurant zeigt, doch bevor ich die zugehörige Schlagzeile lesen kann, hat sie Instagram geöffnet und durchforstet nun irgendwelche Cosplayaccounts, weshalb ich nun mein eigenes Smartphone zücke und die Schlagworte 'Louis Tomlinson news' in die Suchmaschine Google eingebe.
Nur Millisekunden nachdem ich auf den Suchbutton gedrückt habe, erscheinen gleich eine Reihe Artikel von diversen Seiten.
'Popstar Louis Tomlinson bei McDonald's mit unbekanntem Mann gesichtet'
'Sänger Louis Tomlinson (28) und seine Frau Briana (25) - Liebesaus?'
'Briana Tomlinson - jetzt packt sie über Louis Tomlinson aus'
'Weltstar Tomlinson von Ehefrau als Alkoholiker beschimpft'
'Louis Tomlinson und fremder Schönling - Wer ist seine Begleitung?'
Neugierig klicke ich mich durch die verschiedenen Beiträge und kann bei vielem einfach nur den Kopf schütteln.
Louis wird dargestellt, als würde er sich täglich ins Koma saufen und als sei er der schlechteste Ehemann, den man sich vorstellen könnte, was wirklich eine bodenlose Frechheit in meinen Augen ist. Natürlich kenne ich den Sänger nicht gut genug um die beiden Dinge zu dementieren, aber alleine die Tatsache, dass seine Frau Briana das wohl in einer Radiosendung heute Morgen ausgeplaudert haben soll, finde ich nicht in Ordnung.
Ich denke nämlich, dass sie übertreibt, denn wenn Louis wirklich tagein tagaus solche Saufexzesse veranstalten würde, hätte man ihm das längst angemerkt und wie ein allzu schlechter Ehemann wirkt er auf mich auch nicht. Es macht eher den Eindruck, als wolle er die Beziehung unbedingt retten.
Oder zumindest ist das so gewesen, mittlerweile scheint er die Hoffnung langsam aufzugeben und wenn ich mir so ansehe, was seine Frau über ihn erzählt, obwohl ihr als Model bewusst sein muss, wie schnell sich solche Informationen über bekannte Personen auf der ganzen Welt verbreiten und wie sehr das einen Ruf schädigen kann, ist das vielleicht gar nicht so verkehrt.
Über mich steht eher wenig in den Artikeln, was nicht verwunderlich ist, da mich niemand kennt, doch ich habe die Befürchtung, dass das nicht so bleiben wird, wenn ich mich öfter mit Louis gemeinsam sehen lasse. Und das wirft in mir die Frage auf, ob ich nicht lieber auf Abstand gehen sollte.
Ja, bis jetzt rätselt man bei mir noch ob ich ein Freund oder eventuell eine Affäre von Louis bin, ohne einen Namen zu haben, doch schon bald wird irgendwer irgendwo über mich stolpern und dann ist es das mit meiner Privatsphäre gewesen.
Alleine bei dem Gedanken auf der Straße erkannt zu werden wie Louis und idiotische Berichte von irgendwelchen Klatschmagazinen über mich zu lesen, wird mir unbehaglich zumute.
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Verständlich sind Harrys Bedenken in meinen Augen schon. Nicht jeder will unbedingt Berühmtheit erlangen, sondern lieber ein ganz normales Leben führen.
Auf bald
Maybe[1108 Wörter]
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Treat People With Kindness || larry stylinson fanfiction
Fanfiction"Darf ich dich nicht attraktiv finden, nur weil ich nicht homosexuell bin, Harry?" Harrys Job ist nicht vorhersehbar, jeden Tag ein wenig anders und kunterbunt. Als leitender Kindergartenpädagoge hat er sich einen langjährigen Berufswunsch erfüllt...