"My parents aren't heroes, they're just like me" - Older, Sasha Sloan
Fünfzehn Kinder im Zaum zu halten ist eine Mordsaufgabe und ich kann kaum abwarten, dass Liam morgen endlich wieder zur Arbeit kommt, nachdem er zwei Tage krank gewesen ist. Dabei ist die Anzahl der Kinder in unserer Gruppe für einen Kindergarten noch recht niedrig, was vermutlich daran liegt, dass die Blumengruppe nur von ihm und mir geführt wird und wir nunmal Männer sind.
Die Regenbogengruppe, die sich im gleichen Gebäude befindet und von Taylor und Ellen geführt wird, hat im Vergleich zu unserer nämlich sechsundzwanzig Kinder.
Irgendwo kann ich es schon verstehen, dass die Eltern ihre Kinder lieber in die Obhut von zwei Frauen geben, aber irgendwie dann auch nicht. Ja, Pädophilie tritt statistisch gesehen häufiger bei Männern auf, als bei Frauen, aber das muss ja nicht gleich heißen, dass Liam und ich uns auf alle Kinder, die man uns überlässt, stürzen.
Immerhin gibt es doch noch Eltern, die uns unseren Job zutrauen und sich täglich auf uns verlassen, was mich schon ein wenig stolz macht. Es ist keine kleine Verantwortung den ganzen Vormittag mit einem Haufen Kinder zu verbringen und gerade weil man so viel Zeit mit ihnen zubringt hat man einen großen Einfluss auf ihre Entwicklung.
Jede Handlung, jeder Satz und jedes Bildungsangebot sollte wohl überlegt sein und dazu dienen den Kindern etwas Neues beizubringen, ihr Können zu festigen oder sie auf ihrem Weg bestmöglich zu unterstützen.
"Darf ich auch noch dazu?", fragt der blonde Freddie vorsichtig und ich klopfe einladend auf den freien Platz neben mir und Ronald, was er lächelnd zur Kenntnis nimmt.
Auf allen Vieren krabbelt der Vierjährige über die Kissen zu mir, lässt sich neben mich fallen und kuschelt sich, genau wie der Rothaarige zu meiner Linken, fest an mich.
Bevor ich beginnen kann, das Buch zu lesen, stürzt auf einmal Taylor in die Gruppe und hebt zum Gruß grinsend die Hand.
"Hey, ich bin die nächste Stunde jetzt erstmal hier. Ellen macht gerade ein Gespräch über die verschiedenen Kontinente, da kann sie mich entbehren und ich dachte ich greife dir ein wenig unter die Arme."
Erleichtert darüber, dass die Blondine hier ist, bedanke ich mich bei ihr und erkläre ihr, dass wir in etwa einer Viertelstunde die Kinder zum Umziehen in die Mitte der Gruppe holen werden, ehe ich mich wieder dem Bilderbuch zuwende und sie sich zu Anita, Celina und Lina an den Maltisch setzt und anfängt mit den drei zu reden.
Die Zeit vergeht recht schnell und nur wenig später helfe ich Daniel aus seinem Shirt, wobei wir seinen braunen Lockenkopf fast nicht durch den Halsausschnitt bekommen.
"Harry, hilfst du mir mit meinem Reißverschluss?", fragt die kleine Chinesin Emma verzweifelt, doch Taylor kommt mir zuvor und hilft ihr aus ihrem lila Kleidchen.
"Ich bekomme meine Hose nicht auf", klagt Freddie beschämt und ich winke ihn lächelnd zu mir und ich öffne ihm den Knopf der Tom Tailor Hose.
Wieso man Kindern so teure Klamotten kauft, wo diese sich doch um ihre Kleidung nicht weniger Gedanken machen könnten und sich gut und gerne einmal im Dreck wälzen, bekleckern oder mit Farbe vollschmieren, wird mir wahrscheinlich immer ein Rätsel bleiben, doch da Freddies Vater ein relativ berühmter Sänger ist, macht das wohl irgendwie Sinn.
"So, das hätten wir geschafft", grinse ich und lege die Hose des Blondschopfs zusammen, ehe ich sie ihm in die kleinen Hände drücke und er sich umdreht um seine Sporthose anzuziehen. "Wer fertig ist, nimmt seine Trinkflasche und stellt sich bitte schon einmal zur Tür."
Als alle Kinder umgezogen sind, machen wir uns auf den Weg in den Turnsaal, wo erst einmal wieder die Hölle ausbricht. Daniel rennt aus Versehen in Jade hinein, die daraufhin in Tränen ausbricht und ein total überspitztes Theater anfängt, wobei sie schluchzend am Boden zusammenbricht.
"Na, na. So schlimm war das aber nicht", meine ich beruhigend, hebe sie auf und streiche ihr tröstend über den Kopf. "Das hat er nicht mit Absicht gemacht. Ihr müsst beide ein bisschen aufpassen, wohin ihr lauft. Blick immer nach vorne, ja?"
Es dauert noch eine Weile, bis sich das Mädchen mit den kurzen, schwarzen Haaren wieder eingekriegt hat, doch sobald das geschehen ist, setze ich sie wieder ab und starte mit dem Turnen.
"Sehr schön, viele von euch kennen das ja schon. Ich werde hier auf das Tamburin verschiedene Rhythmen klopfen, zu denen ihr euch durch den Raum bewegt", erkläre ich und erhalte als Antwort eifriges Nicken von den Kindern.
Ich beginne mit einem schnellen Tempo, denn zu Beginn jeder Turneinheit ist es von Vorteil, wenn sich die Kinder erst einmal auspowern, damit sie ihren Bewegungsdrang gestillt haben und sich später besser auf die Aufgaben und Spiele konzentrieren können.
Nach nicht allzu langer Zeit stürzt jedoch plötzlich Freddie mit einem erschrockenen Aufschrei und es sieht wirklich nicht gut aus. Ein schneller Blick zu Taylor reicht, dass diese mir das Tamburin abnimmt und das Aufwärmen weiterführt, während ich schnell zu dem Jungen gehe, ihm aufhelfe und mit ihm den Turnsaal verlasse und in den angrenzenden Waschraum gehe, in dem sich auch die Toiletten befinden.
Schon zum zweiten Mal am heutigen Tag kommen ihm die Tränen, obwohl er versucht tapfer zu sein und mit zitternder Unterlippe dabei zusieht, wie ich die Schürfwunde, die er sich zugezogen hat, ein wenig ausbluten lasse und dann mit kaltem Leitungswasser ausspüle, um etwaige Verschmutzung zu vermeiden, auch wenn der Turnsaal eigentlich recht sauber ist.
"Was ist denn heute mit dir los?", frage ich vorsichtig und sehe ins traurige Gesicht des kleinen Jungen. "Du bist ein wenig verwirrt und nicht so ganz bei der Sache, kann das sein?"
Als Antwort erhalte ich nur ein nervöses Schulterzucken und ein kleines Schluchzen.
"Ist bei dir zu Hause denn alles in Ordnung?", forsche ich behutsam weiter nach und schenke ihm ein aufmunterndes Lächeln.
Wieder zuckt er nur mit den Schultern und ich beschließe, es dabei zu belassen und heute Mittag mit seinen Eltern zu sprechen.
-
Der kleine Freddie scheint ein wenig durch den Wind zu sein, wahrscheinlich könnt ihr euch schon denken, woran das liegt :/
Sollte euch irgendein Wort im Bezug auf den Kindergarten nicht geläufig sein, dann fragt ruhig. Ein paar Dinge werde ich vermutlich eh am Ende des Kapitels erklären, wenn ich denke, dass es Bedarf gibt, aber sollte das nicht so sein, dann tue ich es gerne in den Kommentaren.
Ich wünsche euch einen schönen Tag
Maybe[1065 Wörter]
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Treat People With Kindness || larry stylinson fanfiction
Fanfic"Darf ich dich nicht attraktiv finden, nur weil ich nicht homosexuell bin, Harry?" Harrys Job ist nicht vorhersehbar, jeden Tag ein wenig anders und kunterbunt. Als leitender Kindergartenpädagoge hat er sich einen langjährigen Berufswunsch erfüllt...