ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ ᴠɪᴇʀᴜɴᴅᴠɪᴇʀᴢɪɢ

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"Maybe you can show me how to love" - Blinding Lights, The Weeknd

Man sagt mit der Zeit geht der Schmerz vorbei, wird dumpf und irgendwann vergisst man ihn vielleicht ein bisschen.

Ich sehne mich keine fünf Stunden nachdem ich den Artikel gelesen habe schon danach, dass diese Phase eintritt, weil ich das Gefühl habe, dass mein Herz sich selbst auffrisst, so sehr tut es weh.

Den Blick starr auf die Decke gerichtet liege ich auf meinem Sofa und streichle apathisch über Mollys flauschiges Fell, in Gedanken ganz weit weg, bei Louis, der sich in einer Traumwelt nicht gegen mich entschieden hat.

Ab irgendeinem Zeitpunkt ist mein Körper dann jedoch plötzlich von der Haarwurzel bis zu den Zehenspitzen in Bereitschaft und wartet förmlich darauf, dass es an der Tür klingelt und Louis davorsteht, so wie es schon zweimal passiert ist, doch diesmal rührt sich den ganzen Abend nichts.

So geht es weitere zwei Tage. Ich nehme mir zum ersten Mal seit ich als Kindergartenpädagoge angefangen habe wegen einem Grund außer Krankheit frei, schiebe es aber offiziell auf fürchterliche Migräne, und verbringe die Tage eingehüllt in einer Wolke aus Trauer und Schmerz in meinen eigenen vier Wänden.

Am ersten Tag kommen sowohl Liam als auch Eleanor und Zayn vorbei, um mich nicht alleine zu wissen und mich abzulenken, was mehr schlecht als recht gelingt.

Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich Louis vielleicht angerufen, denn Zayn rät mir dazu, das Gespräch mit ihm zu suchen, um das alles zu klären, weil er ein Missverständnis vermutet.

Eleanor findet sogar, dass ich zu ihm fahren sollte, um mit ihm zu sprechen und von ihm selbst zu hören, dass er wieder mit Briana zusammen ist, doch ich kann mich dazu beim besten Willen nicht aufraffen und trauen tue ich mich auch nicht wirklich, aus Angst, dort vielleicht auf eine schadenfrohe Ehefrau zu treffen.

Liam ist der Meinung, dass ich nichts tun und abwarten soll, ob Louis denn einen Schritt auf mich zumacht, um die Dinge zu klären. Wenn das nicht passieren sollte, so sagt er und ich zitiere, soll ich auf diesen Idioten einen großen Haufen scheißen.

Und so entscheide ich mich für die Variante meines besten Freundes, weil ich Louis sowieso nicht anrufen könnte und erst recht nicht zu ihm fahren würde.

Jede Stunde der Tage, an denen ich nichts von ihm höre, zieht sich förmlich in die Unendlichkeit und die Tageszeiten vermischen sich zu einem unordentlichen Knäuel aus auf die Uhr schauen, auf ein Lebenszeichen des Sängers hoffen und stumm vor mich hin vegetieren.

Als dann die Türklingel am Abend des dritten Tages, nachdem ich den Artikel zu Gesicht bekommen habe, ihr schrilles Geräusch durch die Wohnung läuten lässt, springe ich vor Schreck von der Couch hoch.

Es fühlt sich ein wenig so an, als wäre dadurch die Blase aus Selbstmitleid und Frust, in der ich mich die letzten Stunden eingeschlossen habe, zum Platzen gebracht worden und ich gehe mit rasendem Herz zur Tür.

Die Enttäuschung könnte nicht größer sein, als sich dahinter nicht Louis befindet, doch ich reiße mich zusammen und versuche ein Lächeln.

"Hallo, Niall."

"Harry", sagt der brünette Ire nur und nickt in Richtung meines Flurs. "Kann ich kurz reinkommen?"

"Äh... ja, klar", erwidere ich ein wenig unsicher und mache einen Schritt zur Seite um Louis' Freund hereinzulassen.

"Lass mich gleich zum Punkt kommen", beginnt er, sobald wir gemeinsam im Wohnzimmer stehen und uns unschlüssig anstarren. "Louis traut sich nicht, zu dir zu kommen. Er meint du wärst schon einmal wütend geworden, wegen einem Verabschiedungsküsschen von Briana, was ihm nichts bedeutet hat. Er hat Angst, dass du ihm die Tür vor der Nase zuschlägst, wenn er hier aufkreuzt, aber er möchte mit dir reden, deswegen schickt er mich vor. Also darf ich dich bitte zu ihm fahren, damit ihr das klären könnt?"

Niall hat die Arme vor der Brust verschränkt und sieht mich abwartend an.

"Ich... ja, lass mich nur kurz duschen, das ist dringend notwendig", entscheide ich mich, überraschend schnell und ohne lange nachzudenken, und verschwinde ins Badezimmer, ohne eine Antwort abzuwarten. Die letzten Tage hat mein Körper, außer zum Trinken, kein Wasser mehr gesehen und ich fühle mich eklig. Obwohl ich mich beeile, bin ich gründlich und wasche mir auch die fettigen Haare, bevor ich mich mit einem Handtuch trocken rubble, wobei ich daran denken muss, wie Louis und ich uns damals nach dem Kuss im Whirlpool mit diesen weichen Handtüchern in seinem Badezimmer abgetrocknet haben.

Keine Viertelstunde später stehe ich frisch geduscht und umgezogen vor Niall, der mir bloß seufzend einen kurzen Blick zuwirft und mir bedeutet ihm zu folgen. Gemeinsam verlassen wir meine Wohnung und steigen kurz darauf in seinen Wagen ein, den er fast direkt vor der Eingangstür geparkt hat. Er ist mit einem mir unbekannten schwarzen Mercedes hier, der furchtbar unbequeme Sitze hat, und ich freue mich schon beim Einsteigen wieder aufs Verlassen des Autos.

Die Fahrt über versucht der Sänger nicht, ein Gespräch anzufangen und ich bin viel zu aufgeregt, um daran überhaupt zu denken, weswegen wir nicht mehr Worte als nötig wechseln, bis wir bei Louis' Anwesen angekommen sind.

"So, auf ins Vergnügen", sagt er zu mir, als er gegen einundzwanzig Uhr vor den Toren parkt, die James uns öffnet, und ich sehe Niall verwundert an.

"Du kommst nicht mit hinein?"

"Ist das mein Gespräch, oder eures?", gibt der Brünette mit hochgezogenen Augenbrauen zurück und ich steige mit heftig klopfendem Herz aus dem PKW.

James empfängt mich mit einem freundlichen Lächeln und begleitet mich diesmal bis zur Haustür, wofür ich ihm dankbar bin, denn es ist schon relativ dunkel und so finde ich den Weg ohne Probleme.

Ab der Eingangstür bin ich dann jedoch wieder alleine und überlege einen Moment, ob ich anläuten soll, doch ich entscheide mich dagegen, als ich die Klinke herunterdrücke und nicht abgesperrt ist.

Mit unsicheren Schritte betrete ich das Haus und erschrecke mich beinahe zu Tode, als Louis sofort den Kopf aus der Küche herausstreckt und mich mit großen Augen ansieht.

"Du bist ja wirklich gekommen. Ich dachte, Niall hätte alle Mühe, dich zu überzeugen", krächzt er und räuspert sich mit roten Bäckchen.

"Nein, warum auch? Natürlich wollte ich dich sehen. Niall meinte, du möchtest das was passiert ist besprechen und das will ich auch." Ich beiße mir auf die Lippe und widerstehe dem Drang in Tränen auszubrechen oder ihm um den Hals zu fallen. "Ich würde nämlich gerne wissen, wieso du mir etwas versprochen hast, was du dann nicht einhältst. Wieso du mich angelogen und mir Hoffnungen gemacht hast."

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Mieser Cut, ich weiß. Aber ein bisschen Spannung muss ja sein.

Am Wochenende kommt voraussichtlich das letzte Kapitel.

Bis dann
Maybe

[1105 Wörter]

Treat People With Kindness || larry stylinson fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt