"God knows I've fallen in love" - I Want To Break Free, Queen
In Maliks und Calders Schneiderei riecht es nach Lavendel, was bei den vielen Pflanzen der Sorte, die sich in violetten Vasen überall befinden, nicht verwunderlich ist.
Ein paar Glöckchen über der Tür spielen ihre harmonische Melodie, als ich den Laden am späten Nachmittag betrete und Eleanor, die gerade am Tresen steht und verschiedene Muster für Stoffe durchsieht, hebt mit einem höflichen Lächeln, das jeder Kunde zu sehen bekommt, den Kopf. Als sie mich erkennt wirft sie fröhlich die Arme in die Luft und kommt auf mich zugestöckelt, wobei ihre hohen Absätze bei jedem Schritt ein lautes Klackern verursachen.
"Harry, ist das schön, dich einmal wieder zu sehen", trällert sie und zieht mich fest in ihre dünnen Arme. Sie duftet nach Vanille, was man nur wahrnehmen kann, wenn man ihr ganz nahe ist, weil ansonsten der strenge Lavendel jeden anderen Geruch überdeckt.
"Es freut mich auch, dich zu sehen, El", lächle ich und als sie mich wieder loslässt, streicht sie sich eine Strähne ihres glänzenden, braunen Haars hinters Ohr und grinst zu mir hoch. "Mir gefällt dein Lippenstift."
"Oh, echt? Der Farbton ist Koralle. Zayn meinte damit trage ich etwas zu dick auf."
"Ja, das finde ich auch noch immer. Hier in der Schneiderei sieht dich doch keiner außer mir und den paar Leuten, die sich hier hereinverirren", meldet sich der schwarzhaarige Pakistani zu Wort, der mit einem rosa Tüllhaufen auf dem Arm aus einem Hinterzimmer kommt und sich an den zahlreichen Ständern voll selbstgenähter Kleidung und hübsch angezogenen Mannequins vorbeikämpft. "Hey, Harry, toll dich mal wieder zu Gesicht zu bekommen. Hier schau, ich habe dein Ballerinakostüm fertig."
Stolz lässt er das Kleid auf den Tresen über die Mappe mit den Stoffmustern fallen, was Eleanor ein genervtes Augenverdrehen entlockt und sie gibt ihrem Kollegen einen gespielt genervten Schnipser gegen den Kopf, was dieser trotz der langen Nägel kaum mitzubekommen scheint.
"Ich habe keine Kosten und Mühen gescheut, du wirst die hübscheste Tänzerin in rosa Tütü auf der Welt sein", lacht er und zieht mich ebenfalls in eine herzliche Umarmung, bei der er mir auf den Rücken klopft.
"Tausend Dank, Zayn. Es sieht toll aus", staune ich, als ich meine Verkleidung für morgen hochhebe und den weichen Stoff durch meine Finger gleiten lasse. Neugierig inspiziere ich die kleinen Details, die er aufgenäht hat und bin restlos beeindruckt von seiner Fähigkeit mit Nähmaschine, Nadel und Faden umzugehen und daraus etwas so Schönes zu zaubern.
"Du wirst toll aussehen", grinst mein Freund und legt seine Hand auf meine Schulter, um selbst einen weiteren Blick auf sein Kunstwerk zu werfen.
"Probier es gleich einmal an!", fordert Eleanor aufgeregt und trippelt nervös um uns herum. "Ich will sehen wie es sitzt."
Energisch schiebt sie mich mitsamt dem Ballerinakleid in eine kleine Umkleide neben der Theke und zieht hinter uns den Vorhang zu. "Du wirst wahrscheinlich auch morgen jemanden brauchen, der es dir hinten zumacht", meint sie, während ich mich neben ihr bis auf die Unterwäsche ausziehe, was wegen der geringen Größe der Kabine einiges an Anstrengung kostet.
Sie hilft mir beim Hineinsteigen und schließt dann den Reißverschluss am Rücken, ehe sie an dem Tütü herumzupft und mir die Tüllärmchen bis zu den Achseln hochschiebt.
"Du siehst zauberhaft aus", haucht sie und sieht ganz gerührt aus ihren schokoladenbraunen Augen zu mir hoch.
"Ich will es auch sehen!", sagt Zayn vor der Umkleide laut und zieht ohne eine Antwort abzuwarten den Vorhang mit einem Ruck beiseite. Er lässt erstaunt den Blick über mich huschen und ein Grinsen breitet sich auf seinen Lippen aus. "Scheiße, ich wusste ja, dass dir so gut wie alles steht, aber dass du sogar eine verfickte Ballerina sein kannst und dabei fantastisch aussiehst... Das ist ja glatt zum Neidischwerden. Komm heraus."
Er packt mich am Arm und zerrt mich begeistert aus der Kabine, um dann um mich herumzuschleichen und mich von allen Seiten genau unter die Lupe zu nehmen, wobei er so zufrieden aussieht, dass ich nicht anders kann, als zu lächeln. Trotzdem machen sich in mir Zweifel breit. Was werden die Kinder und deren Eltern wohl sagen und, was mir momentan leider am wichtigsten ist, was wird Louis davon halten, sollte er denn morgen beim Fest auftauchen?
"Denkst du, ich sollte es doch lieber lassen?", richte ich mich an ihn und er bleibt entgeistert den Kopf schüttelnd stehen.
"Wieso das denn, Harry?", fragt Eleanor verwirrt, die mich die ganze Zeit so stolz angesehen hat, als wäre ich ihr Kind und würde soeben die ersten Schritte machen. "Zayn hat so viel Arbeit in das Kostüm gesteckt und jetzt willst du erst wieder einen Rückzieher machen? Du wirst nie wissen, was die Leute denken, wenn du dich immer davor drückst, ihnen eine Reaktion zu entlocken. Du siehst absolut atemberaubend aus! Natürlich sollst du es nicht lassen."
"Harry, jetzt hör mir mal zu", beginnt der Pakistani und packt mich dabei bei den Schultern, fast als wolle er mich gleich fest schütteln. "Du bist eine verdammt attraktive Ballerina! Und du wirst es auch morgen im Kindergarten sein und dabei so selbstsicher auftreten, dass niemand auch nur ein falsches Wort verlieren wird. Und wenn doch, dann nimm es dir nicht zu Herzen. Du bist wunderschön und ich möchte, nein ich verlange von dir, dass du endlich deinen Mut zusammennimmst und das tust, was du schon seit Jahren machen willst. Und zwar bei deinem Karnevalfest in einem Kleid auftauchen."
"Ja, lass dir das nicht von irgendwem nehmen. Du bist eine selbstbewusste, starke Persönlichkeit und du schaffst das", pflichtet Eleanor ihm eifrig bei und sieht mich aufmunternd an.
"Es ist nur...", setze ich an, lasse meinen Satz dann jedoch gleich wieder im Sand verlaufen.
"Oh, oh", macht Zayn vielsagend und wirft unserer Freundin einen Blick zu, der Bände spricht. "Mister Harry Styles wird rot, das gab es ja schon ewig nicht mehr."
"So ein Schwachsinn", wehre ich ab und senke meinen Kopf, doch das hindert den Schwarzhaarigen keineswegs am Weitersprechen.
"Du hast dich verguckt und wage nicht, das zu bestreiten. Sag schon, kennen wir ihn?"
"Ich habe mich überhaupt nicht verguckt", murmle ich und merke nun selbst, wie mir die Röte in die Wangen schießt. Verlegen zupfe ich an meinem Kleidchen herum und begutachte mich im Spiegel der Umkleide.
"Ich weiß!", ruft Eleanor plötzlich aus und ich drehe mich wegen der Lautstärke erschrocken zu ihr und Zayn um. "Es ist der Sänger, mit dem du letztens unterwegs warst. Ich habe zufällig einen Artikel davon gesehen und dich gleich erkannt. Ich habe mich schon gefragt, was du mit dem zu tun hast. Ist das nicht der Säufer, der mit dem Model verheiratet ist?"
"Ein reicher, berühmter, verheirateter Mann, Harry? Das sind ja ganz neue Gefilde. Sonst sind es doch immer nur irgendwelche Studenten gewesen, die noch zu Hause gelebt haben. Ach, und der Barkeeper an deinem Geburtstag."
"Zayn", zische ich und Angesprochener zuckt gleichgültig mit den Schultern.
"Ist doch so."
"Und nenn ihn keinen Säufer, El. Ja, er scheint nicht den besten Umgang mit Alkohol zu haben, aber er ist kein Alkoholiker."
"Aha, aha. Du verteidigst ihn schon." Der Pakistani wackelt mit den Augenbrauen und Eleanor kichert kopfschüttelnd. "Das mit deiner Beinbehaarung sieht übrigens schrecklich aus. Ich werde dir eine weiße Strumpfhose mitgeben."
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Ein Kapitel ohne Louis, aber dafür haben wir Zayn und Eleanor kennengelernt. Wie findet ihr die beiden?
Was ist eure Meinung zum gestrigen 10 jährigen Jubiläum von One Direction?
Schönen Tag euch
Maybe[1239 Wörter]
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Treat People With Kindness || larry stylinson fanfiction
Fanfiction"Darf ich dich nicht attraktiv finden, nur weil ich nicht homosexuell bin, Harry?" Harrys Job ist nicht vorhersehbar, jeden Tag ein wenig anders und kunterbunt. Als leitender Kindergartenpädagoge hat er sich einen langjährigen Berufswunsch erfüllt...