ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ ғüɴғ

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"Hey, you, are you trying to be mean?" - The Beautiful People, Marilyn Manson

Ein unangenehmes Ziepen an meinen Haaren lässt mich aus dem Schlaf hochschrecken und ich wälze mich stöhnend herum, weshalb jemand ein erschrockenes Fauchen von sich gibt.

"Blödes Vieh", maule ich und öffne blinzelnd die Augen. Bei dem Anblick meiner Katze Molly, die mich treudoof wie ein Hund anblickt, wird mir beim eben Gesagten sofort das Herz schwer und ich ziehe das braun-weiß getigerte Tier, trotz dessen Protest, an mich und knutsche es ab. "Tut mir leid, dass ich das gesagt habe, du bist ganz toll, ich war ein Idiot. Ich liebe dich."

Schnurrend drückt Molly ihren kleinen, weichen Kopf gegen mein Gesicht und räkelt sich in meinen Armen, und weil das so schön warm und angenehm ist, nicke ich beinahe wieder ein, doch als mir einfällt, dass ich nicht allzu lange habe, bevor ich die Wohnung verlassen muss, schrecke ich hoch, weshalb meine Katze erschrocken miaut und sich mit einem Satz vom Bett in Sicherheit bringt.

Verschlafen gähnend stolpere ich in die Küche, fülle Mollys Näpfe auf und mache mir erst einmal einen Kaffee. Während die Kaffeemaschine ihre Arbeit tut, lehne ich den Kopf mit geschlossenen Augen gegen den Kühlschrank und verfluche mich dafür, dass ich einen Job habe, bei dem ich um fünf Uhr morgens aus den Federn muss.

Es ist nicht leicht in London eine Wohnung direkt neben dem Arbeitsplatz zu bekommen und deshalb wohne ich in dem bunten Viertel Soho obwohl sich der Kindergarten, in dem ich arbeite, in Notting Hill befindet.

Das Inn-Viertel ist wunderschön und sauber und ich bin immer wieder begeistert, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit hindurchfahre. Es ist nicht so aufgedreht und laut wie die Metropole the City of London und schon gar nicht so wild und abwechslungsreich wie Soho im West End.

Doch auch wenn ich die Villen und den Reichtum immer wieder bestaune, bin ich doch ganz froh, dass mein Zuhause in so einem vergleichsweise multikulturellen und offenen Viertel liegt. Hier hat es die ersten Lesben- und Schwulenclubs Londons gegeben und das kann für mich als schwulen Mann nur von Vorteil sein. Zudem gibt es alle paar Meter einen Laden oder ein Restaurant einer anderen Kultur und der Stadtteil bringt viel Abwechslung mit sich, auch wenn es keine nennenswerten Sehenswürdigkeiten gibt.

Beinahe überhöre ich, dass mein Kaffee fertig ist und gähne herzhaft, bevor ich mir das Getränk ohne Milch und Zucker mit wenigen Schlucken einverleibe, um wach zu werden.

Ohne Umschweife stelle ich mich unter die kalte Dusche, damit ich meinen Körper weiter aufwecke und bin, nachdem ich frisch angezogen und mit gemachten Haaren aus dem Badezimmer komme, schon um einiges munterer.

Ich werfe mir meine Jacke über, schnappe meine Tasche und verabschiede mich mit vielen liebevollen Küsschen bei Molly, die nach dem zwanzigsten Schmatzer schon eher genervt versucht sich aus meinem Griff zu winden.

"Bis später", rufe ich ihr hinterher, als sie ins Wohnzimmer davontapst, schnappe mir meinen Schlüssel und verlasse dann die Wohnung.

Mit eiligen Schritten laufe ich die Treppen im Stiegenhaus hinunter, gehe die paar Minuten bis zur nächsten U-Bahn Station in schnellem Tempo, weil die kühle Morgenluft sich durch meine Jacke frisst und mir nach kurzer Zeit schon unangenehm kalt ist, obwohl wir Ende August haben, und steige dann in meine Tube ein.

Die halbe Stunde Fahrtzeit bis zur Notting Hill Gate, bei der ich aussteigen muss, verbringe ich mit dösen und nach einem weiteren kurzen Spaziergang nachdem ich aus der U-Bahn ausgestiegen bin, stehe ich um Punkt sieben Uhr im Kindergarten.

Als ich die Gruppe betrete, meine Tasche auf einem Regal ablege und ein Gähnen nicht unterdrücken kann, mache ich mir eine mentale Notiz heute früher ins Bett zu gehen. Diese Müdigkeit ist ja nicht auszuhalten.

"Oh hi, da bist du ja!", begrüßt mich Liam, der soeben den Raum betritt und grinst hinter einer großen Pappkiste hervor, in der sich allerlei Karnevalskostüme befinden, die er im Bereich für Wohn- und Familienspiel abstellt.

"Ich habe dich die letzten Tage richtig vermisst", erwidere ich und umarme den Braunhaarigen herzlich, als dieser sich zu mir in den Küchenbereich gesellt. "Alleine mit den ganzen Kindern zu sein, ist echt kein Zuckerschlecken. Außerdem hatte ich gestern noch ein kurzes Gespräch mit Mr Großkotzig."

"Wen meinst du?", fragt mein Freund lachend, geht zurück zu den Verkleidungen und hängt sie in einen kleinen Kleiderschrank, aus dem sie die Kinder später herausnehmen und sich schon einmal auf Karneval einstimmen können.

Bevor ich antworten kann, kommen sowohl der dunkelhäutige Alexander als auch Paul, Ronald und Oliver fast zeitgleich in den Kindergarten und begrüßen uns, ehe sie sich ein Spiel suchen.
Ich lasse sie, da Liam sie ohnehin bald alle mit zu seinem Rollenspiel nehmen wird und es wenig Sinn hat, ihnen jetzt noch eine Aufgabe zu geben, mit der sie dann vermutlich nicht fertig werden.

"Na wen werde ich wohl meinen, wenn ich das Wort großkotzig benutze? Auf diesem Gebiet gibt es einen unangefochtenen Spitzenreiter. Herr Ich-bin-ja-so-bekannt-Tomlinson." Ich weiß, dass ich eigentlich nicht so schlecht über Eltern reden sollte, die ihre Kinder hier im Kindergarten haben, aber ich bin immer noch angefressen wegen seinem gestrigen Verhalten.

Allerdings bereue ich meine Worte nur Sekunden später wegen mehr als nur einem schlechten Gewissen.

Als ich mich umdrehe, steht nämlich am Eingang zum Blumengruppenraum eben der Mann, über den ich gerade hergezogen habe und seinem Blick nach zu urteilen hat er jedes Wort ganz genau gehört.

Mir wird heiß und kalt gleichzeitig und mir fällt nichts Besseres ein, als mir einen Apfel zu schnappen und den so konzentriert in Spalten zu schneiden, dass es mir erspart bleibt, weiter zu dem Sänger zu sehen, der sich nun lachend von seinem Sohn verabschiedet.

Vorsichtig linse ich zu den beiden und erkenne im Augenwinkel, wie er Freddie liebevoll durch die blonden Haare wuschelt und ihm einen Kuss gibt, ehe er sich aus der Hocke erhebt und der kleine Junge ohne Umschweife zu mir kommt, mir mit einem breiten Grinsen die Hand entgegenstreckt und mir einen guten Morgen wünscht. Ich erwidere seine Begrüßung freundlich und als ich meinen Blick wieder von ihm hebe, trifft er auf Louis'.

Er steht noch immer im Türrahmen und taxiert mich, weshalb ich mich sofort noch unwohler fühle. Wieso habe ich nicht die Klappe gehalten?

Erleichtert atme ich durch, als er dann doch von mir ablässt und ohne ein Wort den Kindergarten verlässt.

-

Oh oh, Harry macht sich ja wirklich Freunde, oder?

Ich wünsche euch einen schönen Tag
Maybe

[1088 Wörter]

Treat People With Kindness || larry stylinson fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt