Kapitel 6

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,,Du bist ekelhaft, wiederlich, abschäulich." hörte ich meine leise, zitternde Stimme sagen. Ich hörte bloß ein leichtes Auflachen seinerseits.
,,Dir hats bestimmt auch Spaß gemacht. Du musst dich nicht schämen."

Ich griff nach einer Decke, welche ich dort liegen sah und bedeckte mich sofort von Kopf bis Fuß. Meinen Blick ließ ich weit weg von ihm, doch ich hörte wie er sich anzog.

,,Wenn du mich jetzt entschuldigst. Ich muss jetzt schlafen gehen, denn morgen heirate ich." Er sagte dies so locker, ohne jeglichen Scham, ohne Schuldgefühle. Als hätte er nicht grade einem unschuldigen Mädchen das Leben zerstört. Unschuldig. Vielleicht war ich das ja garnicht? Was ist, wenn ich auch Schuld bin? Ich bemerkte, dass ich nicht mehr klar denken konnte.

In Tränen, Schmerz und Leid vergingen die Stunden dieser Nacht. Der schlimmsten Nacht meines Lebens. 25 Jahre hatte ich gewartet. Gewartet auf den richtigen Mann und was passiert? In einer Nacht machte eine Person alles kaputt. Einfach alles.

Zu Mittag kam er wieder. Mein Alptraum. Ich hatte zwar keine Uhr, aber der Sonne nach, welche ich durch ein kleines Fenster sehen konnte, war es zwischen 13 und 14 Uhr. Er kam hinein im Anzug und hielt etwas in der Hand. Ich ahnte schon was es war, doch wollte es irgendwie nicht glauben. Er reichte es mir und ließ mich dann ins Bad.

,,Mach dich schnell einbisschen frisch, zieh dir das Kleid an und komm zur Hochzeit deiner Schwester."
War das sein ernst? War er jetzt von allen Geistern verlassen?

,,In einer halben Stunde holt dich jemand ab. Weigere dich bloß nicht das kann böse enden. Und komm nicht auf die Idee auf der Hochzeit etwas zu sagen. Du hast gesehen wozu ich im Stande bin. Ich kann noch viel mehr. Linda vielleicht oder wie hieß die nochmal deine Cousine. Jeta? Die 16jährige da. Frischfleisch hmm.." angewiedert lief ich auf die Toilette zu und übergab mich.

,,Bitte tu niemandem was. Bitte. Ich werde nichts sagen bitte."
,,Hmm wenn du nichts sagst versprochen. Ich bin ein mann der Versprechen hält. Na los."

Er ging, schloss die Tür hinter sich zu und ich schaute mich in den Spiegel der über dem Waschbecken hing. Ich sah schlimm aus, als hätte ich Tagelang nicht geduscht und so fühlte ich mich auch. Ich konnte nicht zulassen, dass er noch jemandem so weh tut. Ich musste schweigen. Aber auf dieser Hochzeit zusehen wie meine Schwester so jemanden heiratete? Das konnte ich nicht.

Ich wusch mein Gesicht und kämmte meine Haare mit der Bürste die ich dort fand, nur um meinen Abholer nicht zum Zweifeln zu bringen. Ich zog dieses Kleid an und meine Strickjacke drüber, da mir sehr kalt war.
Bald darauf kam auch schon ein Mann ins Haus, welchen ich schonmal gesehen hatte. Ich schätze es war ein Bekannter von diesem Monster.

,,Fertig?" fragte er.
Ich nickte bloß. Er sah mich nicht an, sah aus als würde ihm nicht gefallen was er tat. Sein Blick verriet es mir. Er wollte nicht hier sein, nicht Teil von diesem schlimmen Geschehen sein.
Er hielt mir die Tür auf und ich stieg ins Auto.
Ich spürte die Unsicherheit dieses Mannes. Ich bemerkte, dass er auf mein Handgelenk schaute, es war schwarz.

,,War er das?" fragte er. Warum sollte ich mit ihm sprechen? Mit jemandem, der ihm sogar anscheinend hilft? Ich schwieg.
,,Was hat er mit dir getan?" fragte er wieder doch ich hatte nicht vor zu sprechen.

,,Hör mal, ich weiß nicht was Arton getan hat, aber ich sehe es ist nichts gutes. Er hat mir aus einer sehr schweren Situation geholfen und wollte im Gegenzug nur, dass ich dich abhole und zu dieser Hochzeit fahre."

Die Fahrt kam mir lange vor. Zu lange.
,,Hast du ein Gewissen?" fragte ich ihn nun doch. ,,Wie meinst du das?" Er klang verwundert.

,,Das was dieser Typ gestern mit mir gemacht hat wird mich ein Leben lang nicht los lassen. Hast du ein Herz. Herz genug mich irgendwo rauszulassen, aber nicht auf dieser Hochzeit?" fragte ich ihn hoffnungsvoll.

Ich hörte sein lautes Schluchzen, doch er sagte nichts. Fuhr einfach weiter. Soviel zum Herz dachte ich. Nach circa 5 Minuten jedoch hielt er an.

,,Steig aus. Ich hab dich nicht gehen lassen, du bist geflohen ok? Bitte steig aus." sagte er ängstlich. Ich zögerte kurz, öffnete dann jedoch die Autotür und stieg aus dem Auto aus. Er fuhr weg, er hatte doch ein Herz.

Ich wusste nicht genau wo ich war, doch kam mir die Gegend bekannt vor, weshalb ich einfach los lief. Ich lief in eine Richtung die mir bekannt vor kam. Stundenlang. Meine Füße schmerzten und mir war kalt. Sehr kalt. Der Wind wehte auf meine nackten Arme und löste eine Gänsehaut aus mir aus. Ich knickte weg und befand mich nun vor einer Brücke.

Diese Brücke kannte ich, nicht sehr weit von meinem Haus. Ich schaute in den Himmel, den dunkelblau, rötlichen Himmel. Die Sonne war gerade dabei unter zu gehen. Das hieß, dass die Hochzeit bald zu Ende war. Sie hatten geheiratet und ich konnte nichts dagegen tun. Hatte es nichteinmal versucht.

Wie sollte ich damit leben? Wie sollte ich dsmit umgehen? War es nicht besser ich würde sterben, damit ich nicht noch mehr Menschen verletzen würde? Doch es war besser, das stand jetzt fest. Ich näherte mich der Brücke und stieg über sie....

Schmerz und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt