Kapitel 18

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Minutenlange Stille in den Armen des anderen, bis wir uns voneinander lösten. Er schaute mich verwundert und zögerlich an.

,,Es tut mir leid. Ich wollte nicht aufdringlich werden" entschuldigte er sich. Dabei war ich es, die ihn umarmt hatte. Er hatte Angst, Angst mich zu verschrecken. Doch das geschah nicht.

,,Alles ist gut" lächelte ich ihn an und sah sofort auch wieder sein wunderschönes Lächeln.
Ich versuchte mich letztenendes zusammen zu reißen und fragte nach dem Badezimmer.
Ich sah frische Handtücher, sogar eine Zahnbürste und eine Hose mit einem Shirt dort liegen. Hatte er das etwa für mich rausgelegt?

,,Das was da liegt ist für dich" sagte er von draußen, als hätte er meine Gedanken gelesen. Ich machte mich frisch, zog mich um und ging aus dem Bad.

,,Steht dir." Sagte er. ,,Bist auch genauso groß und dünn wie meine Schwester es war."
Ich guckte auf mich runter.
So lange hatte er ihre Kleidung aufbewahrt. Wie weh musste das tun? Die zwei geliebtesten Menschen im Leben zu verlieren? Ich möchte es mir nicht vorstellen.

,,Komm ich hab Frühstück gemacht" sagte er und bat mich in die Küche.
Ich verstand immernoch nicht warum er so nett zu mir war und das alles für mich tat.

Ich meine wir kannten uns jetzt schon länger, aber so ein richtiges Kennenlernen wie es eigentlich abläuft war es nicht.
Der Tisch sah super aus und es fühlte sich anders an so zu frühstücken. In einer Wohnung mit jemandem. Es fühlte sich nicht so einsam an, sondern eher warm und total freundlich.
Wie kann ein Mann bitte so schönes Frühstück zaubern? Mit Tee, Gebäck und allem was das Herz begehrt.
,,Schmeckts?" fragte er neugierig.
Ich nickte, denn es war wundervoll.

Ein Blick auf die Uhr zerstörte alles, zum Glück waren wir bereits am abräumen.
Ich hatte meine Sitzung bei der Psychologin vergessen.

,,Ich muss los habs voll vergessen. Ich habe einen wichtigen Termin" sagte ich.
Ich hatte kein Auto, ich würde definitiv zu spät kommen.
,,Wohin? Ich fahr dich."

,,Ein Termin wie gesagt. Ich fahr mit der Bahn." Ich wollte ihm nicht davon erzählen, irgendwie schämte ich mich.
,,Ich fahr dich sonst kommst du zu spät, oder willst du mich bloß los werden?"
Seine Stimme klang enttäuscht. So wollte ich es garnicht aussehen lassen, also willigte ich ein, dass er mich fährt.
Schnell machten wir alles fertig und fuhren los.

,,Nicht in mein Büro!" sagte ich, da ich bemerkte er wollte in die Richtung.
Ich gab ihm die Adresse.
,,Mit wem triffst du dich hier?" fragte er als wir ankamen.
,,Warte nicht auf mich. Ich fahr danach nach Hause" ignorierte ich einfach seine Frage und stieg aus dem Auto.

,,Leona" schrie er mir hinterher.
Ich drehte mich um ubd schaute ihn fragend an.
,,Ich möchte wissen was du tust. Und ich werde auf dich warten. Ich kann dich nicht allein lassen." er klang sehr überzeugt, doch das wollte ich nicht zulassen.

,,Du gehst bitte. Oder ich sprech nicht mehr mit dir. Ich werde dich garnichts mehr von mir teilhaben lassen Fitim. Bitte geh."
Ich hatte das Gefühl er hätte es verstanden und sah dann, dass er langsam los fuhr.

In dem Gedanken, dass er wirklich wegfährt betrat ich das Gebäude der Psychologin.

,,Hallo Frau Krasniqi. Ich möchte, dass wir heute etwas weiter gehen. Erzählen sie mir, wieso sie ihr Leben damals beenden wollten."
bat mich die Psychologin.
Nach dem Abend mit Fitim fühlte ich mich irgendwie bereit mich weiter zu öffnen. Nicht alles wollte ich erzählen, aber etwas mehr war in Ordnung.

,,Ich wurde in der Nacht vor der Hochzeit meiner Schwester entführt. Ich wollte nicht, dass diese Hochzeit stattfindet, wollte mit einer Wahrheit rausrücken, die ich jetzt aber noch nicht erzählen möchte" erklärte ich.

,,Das ist kein Problem Frau Krasniqi. Erzählen sie, wozu sie sich bereit fühlen."

Die Psychologin war einfach toll. Sie machte mir kein Druck, kommentierte nichts. Es tat so gut.

--------------WENDE----------------

Schmerz und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt