Kapitel 16

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Fitim schaute mich bloß an und gab mir nicht seine Hand. Aufeinmal streckte er seine Arme aus und wollte mich doch umarmen.

,,Ich denke eine Umarmung bekomme ich." sagte er.
Sofort schreckte ich zurück und spürte meinen Herzschlag nun wieder deutlich. Doch diesmal war es die Angst. Ich hatte mich nicht im Griff, musste stark nach Luft schnappen.
Ich legte meine Habd auf die Brust und spürte die Verengung in meinem Hals.
,,Leona..Leona" hörte ich nur ganz leise im Hintergrund.
Ich versuchte mich zu beruhigen sehr lange. So fühlte es sich zumindest an.

,,Heyy Leona alles wird gut. Ich tu dir nichts bitte beruhige dich."
Diese Stimme. Es war die Stimme die mich immer beruhigt hatte. Von Anfang an schon.
'Komm zu dir Leona. Er ist nicht das Monster. Er ist kein schlechter Mensch' sagte mir mein Kopf und langsam beruhigte ich mich.

Ich hob meinen Kopf und sah Fitim da stehen. Total blass, überfordert mit der Situation. Er fasste mich nicht an, wusste nicht was er tun sollte.

,,Es tut mir leid Leona bitte... ich" versuchte er.

,,Tu das nie wieder Fitim, bitte."
,,Ich wollte nicht. Ich dachte bloß ich" sein Stottern ließ ihn keinen einzigen ordentlich Satz sprechen.

,,Ist in Ordnung" sagte ich bloß und stieg in mein Auto. Ich fuhr los, einfach weg ohne noch etwas zu sagen. Im Spiegel sah ich, wie er da bloß wie angewurzelt stehen blieb. Keine Bewegung, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte.
Er hatte nichts böses vor, tief in mir wusste ich das, doch mein Verstand ließ diese Nähe nicht zu.

Sofort ging ich in die Dusche. Irgendwie beruhigte mich das immer wieder. Gegen 12 Uhr Nacht legte ich mich schlafen, doch mein Handy blinkte.
,,Es tut mir wirklich leid" stand in der Nachricht. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich hatte ihm einen Schrecken eingejagt, ungewollt. Ich wollte nicht, dass er sich wegen mir schlecht fühlt.

Irgendwann schlief ich ein. Als ich aufwachte fiel mir ein ich hatte meine erste Sitzung bei der Psychologin. Sofort machte ich mich fertig und eilte zu ihr. Sie erwartete mich schon.
Sie bat mich, mich zu setzen.
Eine Frau mitte vierzig. Sie sah nett aus.

,,Fangen wir an stell dich erstmal vor" sagte sie.

Ich stellte mich vor und schließlich bat sie mich zu erzählen, weshalb ich bei ihr war.
Ich erzählte von meiner Lustlosigkeit am Leben, davon dass ich nur noch allein sein will, obwohl ich mir vorher immer das Gegenteil gewünscht hatte. Erzählte ihr von meinem Versuch mich umzubringen. Sie wollte mich nicht überlasten und ließ mich einfach aussprechen.
Sitzung zu Ende.
So schnell ging das, doch irgendwie fühlte ich mich ein wenig freier. Als wäre ein kleiner Teil der Last die ich auf mir trug gefallen.

Innerhalb der Woche hatte ich noch einen Termin bei ihr vor meinem Geburtstag. Ich erzählte nicht viel mehr, erwähnte Fitim, als er mich rettete. Sie sprach einige Worte, die mich motivieren sollten doch dafür war es, denke ich noch zu früh.

Mein Geburtstag wie ich es hasste. Ich wollte nicht feiern, wollte auch niemanden bei mir haben. Aber Jeton und meine Mutter wieder traurig machen das konnte ich nicht.
Ich machte mich fertig, denn bald war es soweit. Allerdings habe ich mich nicht allzu schick gemacht. Ein wadenlanges, schlichtes Kleid und einen ordentlixhen Pferdeschwanz. Ich wollte nicht zu sehr auffallen, auch wenn es eigentlich um mich ging. Ich nahm mir meine Tasche, schlüpfte in meine Schuhe und wollte los, als mich draußen eine Überraschung erwartete.

Fitim stand vor mir mit einem Blumenstrauß in den Händen.
Ich näherte mich ihm zögerlich, denn seit dem Vorfall mit meinem Anfall hatte ich nichts mehr von ihm gehört.
Er hielt mir die Blumen hin.
,,Alles Gute zum Geburtstag." sagte er.
Ich bedankte mich, er stand bloß da und tat nichts. Was erwartete ich auch? Eine Umarmung?

Schmerz und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt