Kapitel 46

80 5 2
                                    

Der Richter wartete eine Weile, bis vollkommene Ruhe im Saal eintraf.
Meine Beine zitterten und wurden leichter. 'Bloß nicht Leona bloß nicht hinfallen. Das muss jetzt alles fortgeführt werden. Die Verhandlung darf nicht unterbrochen werden. Reiß dich zusammen Leona' sagte die Stimme in meinem Kopf.

Ich versuchte mich zusammenzureißen und hatte fast schon Schmerzen. Ich durfte nicht hinfallen und das tat ich nicht.
Und endlch fing er an zu sprechen. Wenn ein Herz laufen könnte, wäre meines in diesem Moment das schnellste.

,,Der Angeklagte Arton Behrami wird hiermit bestraft wegen Entführung und Vergewaltigung mithilfe genügender Zeugen und Beweise auf 15 Jahre Haft verurteilt. Nach der Absitzung dieser Strafe darf der Angeklagte sich nicht näher als 500Meter an der Angeklagten befinden. Wird dies gebeochen droht erneute Haft.
Herr Behrami sie sind hiermit eingewiesen.
Frau Krasniqi Alles Gute. Die Verhandlung ist hiermit beendet."

Der Richter beendete seinen Satz, schlug mit dem Hammer auf den Tisch und verließ den Saal. Eine riesengroße Last fiel mir von den Schultern. So eine große Last, die mich vorher zu ersticken schien. Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und ich konnte es kaum glauben.
Fitim kam sofort schneller Schritte und nahm mich in den Arm. Es tat soo verdammt gut. Es tat so gut zu wissen, dass er endlich weggesperrt werden würde.

Die Polizisten im Saal machten ihm wieder Handschellen ran und führten ihn weg. Sein grauenvoller Blick währenddessen zu mir war mir in dem Moment mehr als egal.
Meine Eltern kamen zu mir und umarmten mich.

,,Es tut mir so leid. Ich hatte keine Ahnung. Verzeih mir mein Kind. Verzeih mir" weinte mein Vater vor meinen Augen und wollte sich hinknien, doch das ließ ich nicht zu.
Er konnte nichts dafür. Er hatte zwar vorher nicht gesagt, dass er mir glaubte, aber wenigstens hatte er mir nichts an den Kopf geworfen, so wie Edona zu Genüge.

Edona, ja die stand hinten weiter und schaute mich bloß an. Wenn sie dachte, dass ich zu ihr gehen würde hatte sie sich gewaltig getäuscht. Ich konnte es verstehen, dass sie verletzt war, dass sie nicht wusste was sie denken sollte. Aber mir so schlimme Sachen an den Kopf zu werfen ohne es doch überhaupt zu wissen, ohne Beweise zu haben, das konnte ich nicht verstehen nein.

Jeton nahm mich in seine festen Arme und drückte mich ganz doll an sich. Auch Linda und meine Mutter. Aber irgendwie wurde mir das einwenig zu viel. Ich freute mich ja, aber es war dennoch einwenig viel aufeinmal.
Ich löste mich aus der Menge.

,,Ich... danke, dass ihr für mich da seid, aber ich brauch kurz einen Moment alleine" sagte ich. Alle nickten einmal leicht und ich ging nach draußen. Die frische Luft wehte gegen mein Gesicht und verursachten ein leichtes Schütteln in mir.

Ich war froh über das Urteil, doch was jetzt? Einfach wieder nach Hamburg kommen und so tun als wenn nichts wäre? So tun, als hätte ich Fitim nicht verlassen? Ich hatte ihn im Stich gelassen verdammt. Ist es etwa so einfach wieder zu kommen und es für selbstverständlich zu halten, dass er mich noch will?
Ich wollte ihn unbedingt, hatte nie aufgehört ihn zu wollen, ihn zu lieben. Aber ich wusste verdammt einfach nicht mehr weiter und habe nicht mit Verstand gehandelt. Ich war bloß überfordert mit allem. Es war einfach zu viel passiert.

Meine Haut wurde plötzlich nass, denn ich spürte kleine Regentropfen darauf prasseln. Es nieselte und ich ging nicht weg, nein. Vielleicht würde mir der Regen ja einen klaren Kopf verschaffen.

,,Leona" hörte ich plötzlich diese Stimme neben den Regentropfen.
Ich drehte mich um und sah Edona vor mir stehen. Ich sagte nichts, starrte sie einfach nur an.

,,Ich... ich... ich wollte...." stotterte sie vor sich hin und brachte keine drei Worte hintereinander von sich.
Ich schaute sie weiter einfach nur an. Eigentlich wollte ich ihr überhaupt garnicht erst zuhören, doch dieses eine mal tat ich es. Ich sah, wie auch alle anderen rauskamen und einige Meter hinter Edona stehen blieben.

,,Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Für das was ich gesagt habe. Ich habe das Video eben gesehen"... Ihr lief eine Träne über die Wange als sie sprach.

,,Ich habe es nicht geglaubt es tut mir leid" sagte sie und schaute danach auf den Boden.
Einmal holte ich tief Luft. Sie hatte es einfach übertrieben, wie sollte ich das so schnell vergessen?

,,Edona, ich weiß es war nicht leicht zu glauben. Du hättest es nichtmal glauben müssen von Anfang an. Das habe ich nicht verlangt, aber du hast es übertrieben. Ich habe dir gesagt denk nach bevor du etwas sagst und du hast immer mehr übertrieben. So ein Mensch bin ich nicht. Soll ich dich erinnern was du zu Fitim gesagt hast? Vor allen? Du hast mich bloßgestellt, als würde ich so etwasabscheuliches tun? Meine eigene Schwester. Es tut mir leid Edona, aber so schnell kann und werde ich diese Worte nicht vergessen."

Ich drehte mich um und ging. Edona blieb einfach da stehen und hielt mich nicht weiter auf. Wieso sollte sie auch? Ich ging weiter, wollte einfach alleine gehen, doch natürlich kam Fitim mir hinterher. Als würde er mich einfach gehen lassen.

,,Warte Leona" sagte er und hielt mich am Arm. Seine Berührungen taten so gut. Als wäre nie twas schlimmes passiert. Alles konnte ich in seiner Nähe ausblenden.
Ich schaute auf den Boden, denn ich schämte mich, dass er immernoch so lieb zu mir war.

,,Wohin wolltest du? Komm lass uns zusammen gehen Leona".
,,Ich fahr allein. Mein Flieger ist auch morgen wieder bis München ich bin kaputt" antwortete ich.

,,Dein Flieger. Ich dachte du kommst wieder zurück. Was soll das heißen?"
Die Enttäuschung in seiner Stimme war deutlich herauszuhören. Ich sagte nichts und schaute weiter nach unten.
Er fasste mit seiner Hand unter mein Kinn und schob es nach oben. Mein Blick blieb dennoch auf dem Boden.

,,Hey schau mich an... schau mich an Leona."
Nun sah ich ihm in diese wunderschönen Augen, in denen ich mich immer wieder verlor.

,,Ich möchte, dass du bleibst. Bei mir bleibst. Es ist doch endlich alles gut geworden. Wir gehören zusammen" sagte er so lieblich zu mir.

,,Ich kann nicht Fitim. Ich liebe dich. Ich will auch nichts lieber, aber wir können nicht einfach so tun als wär nie etwas gewesen. Es ist zu viel passiert. Du warst immer für mich da und ich hab dich im Stich gelassen."

,,Na und ich versteh dich doch du hattest es nicht leicht Leona. Es ist doch nicht deine Schuld".
Seine Stimme zitterte während er sprach.

,,Ich brauch Zeit für mich. Ich kann das grade nicht. Ich flieg morgen erstmal zurück. Bitte versteh das"sagte ich, drehte mich um und ging.

Ich ging zur Taxistation und stieg in ein Taxi. Von dort aus sah ich Fitim dort stehen und mir hinterher sehen. Was war ich bloß für ein Mensch? Ich fuhr in das Hotel was ich mir für eine Nacht gebucht hatte und bekam einen Anruf von Jeton...

Schmerz und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt