Kapitel 17

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Immernoch schaute er mich an. Wartete auf eine Erklärung, die ich ihm nicht geben wollte.

,,Es ist bloß ein Top, was er mal aus meinem Haus mitgenommen hat."
,,Lüg mich nicht an verdammt. Es ist zerissen. Hör auf mich anzulügen." seine Stimme wurde lauter.
Ich bat ihn leiser zu sein, doch er hörte nicht auf.

,,Wir reden später hab ich gesagt Fitim. Wenn wir alleine sind."
,,Dann gehen wir halt jetzt. Komm verabschiede dich" sagte er und nahm mich mit.

Ich ging ins Wohnzimmer und verabschiedete mich. Es war schon spät geworden und ich müsse morgen früh raus sagte ich ihnen.
Schließlich setzten wir uns in Fitims Auto und er fuhr los. Er sagte noch kein Wort, aber wieso? Er fuhr einfach weiter und weiter und schon bald bemerkte ich, dass er nicht zu mir fuhr.

,,Wohin fährst du?" fragte ich.
,,Zu mir" sagte er.
,,Halt an. Halt an. Halt an." schrie ich los und fing an zu weinen.
,,Du machst mir Angst, halt an bitte bittee."

Sofort hielt er am Straßenrand an und versuchte mich zu beruhigen.
,,Hey... heyy sieh mich an. Ich bins ok? Ich tu dir nichts. Ich will nur reden und lass dich heute ganz bestimmt nicht alleine Zuhause. Vertrau mir bitte" sagte er wieder mit seiner ruhigen Art.
Ich nickte bloß und beruhigte mich wieder.

Er fuhr weiter, sprach nicht bis wir ankamen. Vor einer Wohnung. Sein Haus war schließlich noch nicht fertig, das hieß hier wohnte er zur Zeit.

Ich zögerte eine Weile bevor ich ausstieg, doch letzten Endes tat ich es. Wir gingen nach oben in seine Wohnung.
Ich sah mein Top in Fitims Händen. Er hatte es mitgenommen wie konnte ich das erst jetzt bemerken?

,,Wirf es weg bitte" sagte ich.
,,Sag mir wann du es anhattest."
Ich sprach nicht, blieb einfach still.
,,Ich möchte wissen wann du dieses Top getragen hast. Leona sprich mit mir."
Ich fing an zu weinen, weil es mich so sehr an diese Nacht erinnerte.

,,Bitte Fitim. Bitte wirf es weg. Bitte bittee. Ich will es nicht sehen. Wirf es weg." bat ich ihn ununterbrochen und bemerkte, wie mir schwindelig wurde. Meine Beine wurden zittrig und mir wurde schwarz vor Augen.

Als ich meine Augen wieder öffnete, lag ich auf der Couch und diese wunderschönen, braunen Augen sahen mich besorgt an.
,,Ich habs weggeworfen" sagte er.
Ich setzte mich auf und er gab mir ein Glas Wasser.

,,Erzählst du mir von wann es war?"
,,Von dem Tag, als ich springen wollte" ich zitterte, als ich sprach.
,,Wolltest du wegen ihm springen? Ernsthaft?"

Ich zögerte eine Weile. Ich konnte ihm aufkeinenfall alles erzählen.
Ich schüttelte meinen Kopf.
,,Es war einfach alles zu viel für mich. Ich möchte nicht darüber reden. Ich bin noch nicht bereit dazu Fitim. Bitte versteh das."

Er legte seine Hand auf meine Wange und sofort wärmte sich mein ganzer Körper.
,,Ich bin für dich da ok? Ich bin hier. Egal wann du reden möchtest oder nur schweigen möchtest. Ich bin da" sagte er.

Ich hatte nicht zurückgeschreckt vor dieser Berührung. Ich habe es einfach zugelassen und schließlich legte ich einfach nur meinen Kopf auf seine Brust. Ich spürte diesen kräftigen Herzschlag, bemerkte, dass er schneller wurde. Er war verwundert über meine Tat das spürte ich. Er umarmte mich mit seinen Armen und wir verblieben so. Lange Zeit ohne zu sprechen bis ich müde wurde und nichts mehr von alldem mitbekam.
Ich hatte eine verwunderlich ruhige Nacht, hatte lange nicht so problemlos geschlafen.

Als ich meine Augen öffnete, fand ich mich in einem anderen Raum wieder.
Auf einem großen Bett. Die Bettwäsche roch nahm ihm, ja den Geruch erkannte ich sofort wieder.
Fitims Geruch. Ich hatte lange versucht es zu verdrängen, aber irgendwie dachte ich doch mehr an ihn als ich zugab. Sogar an seinem Geruch erkannte ich ihn, an seinen Berührungen.
Hatte er mich etwa hergetragen während ich schlief?

Ich stand auf und schaute mich einwenig in seinem Zimmer um. Sehr schlicht hatte er es gehalten. Ich entdeckte ein Foto und nahm es in die Hand. Fitim sah jünger aus, ein Mann, eine Frau und ein Mädchen waren darauf zu sehen. Wahrscheinlich seine Familie. Sie sahen glücklich aus auf dem Bild.
Die Tür klopfte leicht und er kam hinein.

,,Du bist ja schon wach" stellte er fest.
Das Bild hielt ich weiterhin in der Hand während er zu mir kam.

,,Meine Eltern und meine Schwester" sagte er.
,,Wieso wohnst du nicht mit ihnen?"
Er senkte den Kopf und setzte sich aufs Bett. War er zerstritten?
,,Das ist das letzte Foto was wir zu 4. haben. Vor 8 Jahren da war ich 19. Grade am studieren mein Leben sah schön aus bis dahin."
Ich setzte mich zu ihm.

,,Was ist passiert?"
Er zögerte eine Weile.
,,Wir sind auf dem Weg ins Ausland gewesen mit dem Auto. Ich meine Mutter und meine Schwester. Mein Vater ist nicht mitgefahren. Aufeinmal sind wir von der Fahrbahn abgekommen und haben uns überschlagen." er schluckte einmal sehr laut nachdem er diese Worte sagte.

,,Ich hab mich los machen können und sah meine Mutter und meine Schwester nur so da liegen. Sie bluteten, ich hab alles versucht, aber sie haben es nicht geschafft. Mein Vater hat geheiratet. Mit denen möchte ich nicht wohnen."

Ich sah eine Träne über seine Wange laufen. So kannte ich ihn nicht. Er sah immer so stark aus, hatte immer ein strahlendes Gesicht.
,,Tut mir leid" sagte ich.

Ich hob meinen Arm und wusch ihm mit dem Daumen die Träne vom Gesicht, als er plötzlich seine Hand auf die meine legte. Meine Hand in seiner Hand auf seinem Gesicht. Er schaute mir dabei tief in die Augen und ein Kribbeln machte sich in meinem Körper breit.
Was war das bloß für ein unbekanntes Gefühl in mir? Am liebsten hätte ich ihn in dem Moment einfach in den Arm genommen, doch wo war meine Angst aufeinmal hin? Die Angst vor Berührungen eines Mannes? Sie war verflogen in seiner Nähe. Ich spürte sie nicht, kein bisschen, sodass ich mich einfach zu ihm rüberbeugte und umarmte.

Es war die schönste Umarmung, die ich in meinem Leben je gefühlt hatte. Ich spürte seine kräftigen Arme um meinen zierlichen Körper und konnte mich einfach nicht mehr von ihm entfernen.
Wie machte er das bloß mit mir? Er hatte mich in seinen Bann gezogen mit seiner liebevollen Art und Weise, die keinerlei böse Ansichten in sich trug.

Schmerz und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt