Kapitel 30

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Die Fahrt verlief still und ich wusste nichteinmal, wo Fitim hinfuhr.

,,Ist alles in Ordnung?" brach er dann endlich die Stille, doch ich sagte nichts dazu. Ich konnte einfach nicht sprechen. Wie weit würde das ganze gehen? Bis einer wirklich stirbt? Es war doch genug, ich konnte doch nicht weiter zulassen, dass er immer so weiter macht! Ich konnte doch nicht zulassen, dass er weiterhin in meiner Familie hin und her läuft, mit der Angst er könnte jemandem anderes auch das gleiche antun wie mir?

,,Wie kann das sein, dass die Aufnahmen weg sind?" fragte ich Fitim.
,,Vielleicht hat er es ja getan. Oder ein technischer Fehler. Wir prüfen das beruhig dich. Da fahren wir auch grade hin!" sagte er.
,,Wohin?" fragte ich verwirrt.
,,Ich kenne jemanden, der sich mit so etwas gut auskennt. Wir bekommen schon etwas daraus" antwortete er.

Wir fuhren eine Weile, ziemlich lange schon bis wir endlich da waren und ausstiegen.
Der Mann der uns begrüßte war älter als wir, um die 50 schätzte ich. Er begrüßte uns herzlich und bat uns rein. Fitim und er schienen sich gut zu kennen.

,,Wir haben diese Speicherkarte. Eigentlich lief die Kamera, aber die Aufnahmen sind nicht drauf" sagte Fitim zu ihm.
Er nahm die Karte entgegen und schaute sie sich in seinem Computer an. In diesem Raum war alles voller Elektronik.

,,Da ist aufjedenfall etwas drauf, ist nur irgendwie versteckt verloren gegangen" sagte der Mann.
,,Könntest du das wiederfinden?" fragte Fitim.
Der Mann guckte etwas skeptisch.

,,Das wird sehr schwierig und ich kann nichts versprechen. Und es würde dauern" sagte er.
,,Wie lange?" fragte ich ihn nun.
,,Das kann ich nicht genau sagen, ich schätze bis zu drei Monaten könnte es dauern. Ist wirklich ein sehr komplexes System" antwortete er mir.

3 Monate. Wie sollte ich es so eine lange Zeit noch aushalten? So eine lange Zeit in Angst und unwissenheit.

,,Es ist besser als nichts Leona" sagte Fitim, der meine skeptischen Blicke bemerkt hatte.

Ich nickte bloß, wir baten den Mann uns sofort Bescheid zu geben, falls es etwas neues gab und verabschiedeten uns anschließend von ihm. Meine kleine Hoffung war so gut wie dahin geflogen. So eine lange Zeit.
Ich hatte Angst, es würde niemals aufgehen. Angst um mich, um meine Familie.

Fitim fuhr nach Hause zu ihm, er wollte nicht, dass ich zu mir fahren würde. Er ließ mich in seine Wohnung und sagte er hätte kurz etwas zu tun gehabt. Ich wusste was er tun würde und zwar das Blut des Monsters in meinem Haus wegwischen. Ob ich dort noch wohnen wollte? Ich denke nicht. Die Erinnerungen würden mich umbringen.

Ich wollte mir eine Wohnung suchen, ein Haus nicht. Alleine aufkeinenfall. Ich nahm Fitims Laptop in die Hand und suchte nach einer Wohnung. So schnell konnte man keine finden, aber ich speicherte mir einige, welche ich besichtigen würde.

,,Was tust du da?" fragte Fitim, der plötzlich hinter mir stand. Er war schon zurück.

,,Eine Wohnung suchen. Ich möchte nicht mehr dort wohnen" antwortete ich.

Er setzte sich zu mir und schaute mich an.
,,Du kannst doch bei mir wohnen" sagte er und ich schüttelte meinen Kopf.
,,Was sollen denn alle denken Fitim?"
Er zuckte mit den Schultern, er wusste dass ich Recht hatte. Mit einem Mann zusammen wohnen ohne verheiratet zu sein das ging bei uns einfach nicht.

,,Ich will dich auch nicht alleine lassen" sagte er traurig.
,,Tust du nicht. Ich schaff das schon." antwortete ich und er sagte vorerst nichts weiter dazu.

,,Bis ich eine Wohnung habe, gehe ich zu meinen Eltern" sagte ich. An seinem Blick erkannte ich, dass er von der Idee garnicht überzeugt war.
,,Aber da kommt das Schwein doch hin" sagte er.
,,Ich bin dort aber nie alleine. Irgendjemand ist immer Zuhause" antwortete ich.
,,Heute bleibst du aber noch hier!"
Ich nickte und er nahm mich in den Arm.

Ich war einfach froh ihn zu haben, er war wirklich immer für mich da, egal wie schwer es auch war. So einen Mann findet man nicht an jeder Ecke.

Irgendwann schliefen wir und am nächsten Tag ging ich nach der Arbeit zu meinen Eltern.
Fitim hatte für mich einige Sachen gepackt, weil ich nicht ins Haus wollte oder konnte.
Ich klingelte an der Tür mit meinem Koffer in der Hand. Meine Mutter öffnete die Tür und strahlte, als sie mich sah. Ich hatte ihr schon Bescheid gesagt. Sie umarmte mich und wir gingen ins Wohnzimmer, wo auch mein Vater mein Bruder und seine Frau waren. Alle nahmen mich in den Arm und ich bemerkte, wie meine Augen langsam nass von den Tränen wurden.
Ich durfte nicht weinen, nein.

,,Ich werd euch einwenig stören, bis ich eine Wohnung finde" entschuldigte ich mich.
,,Meine Tochter das ist auch dein Zuhause. Du wolltest selber ausziehen" sagte mein Vater traurig.

Ich ging zu ihm hin und umarmte ihn. Ich hatte sie alle viel zu sehr vernachlässigt, das war einfach nicht fair.
Ich bat sie um Entschuldigung und ging mit meinem Koffer nach oben in mein Altes Zimmer. Es sah noch genauso aus wie vorher, nichts hatten sie geändert.
Ich brach in Tränen aus, als ich mich auf mein Bett setzte. Es fühlte sich so schön an dort zu sein.
Linda kam ins Zimmer, ich versuchte meine Tränen wegzuwischen.

,,Tut mir leid Linda. Ich versuch so schnell wie möglich eine Wohnung zu finden wirklich" entschuldigte ich mich wieder bei ihr.
,,Leona das ist dein Zuhause. Du kannst so lange bleiben wie du willst. Aber irgendetwas ist mit dir. Es hängt alles mit damals zusammen als du mich gerufen hast ich spüre das Leona." sagte sie.

Verdammt hatte sie Recht, aber ich hatte Angst. Angst sie würde es mir nicht glauben, wenn ich es ihr erzählen würde.

,,Es ist nichts" sagte ich bloß.
,,Egal wann du reden willst, ich bin da und versuche dich zu unterstützen." sagte sie und stand auf. Ich bedankte mich bei ihr und sie verließ mein Zimmer. Sie wusste immer, wenn ich alleine sein wollte.
Ich packte meinen Koffer aus und schaute dann auf mein Handy.
Fitim fragte, ob es mir gut ging. Ich antwortete ihm schnell und wurde dann zum Essen gerufen.
Wie sehr hatte ich das Essen meiner Mama vermisst.

,,Du hast uns hier gefehlt Leona" sagte mein Bruder lächelnd zu mir.
,,Ihr habt mir auch gefehlt Jeton" antwortete ich.

Er kniff mir in die Wange und wir aßen zu Abend. So wie früher nur ohne Edona. Edona, die sich in ihr Unglück geritten hatte und sich dessen nichteinmal bewusst war. Meine arme kleine Schwester.

Die Tage vergingen wie im Flug, aber gut ging es mir nicht. Schlechter als vorher. Ich hatte grade Besserungen gezeigt, da passierte alles von vorne. Die Besuche bei der Psychologin fielen mir schwerer, nur die Arbeit an dem Schulprojekt lenkte mich einwenig von allem ab.

1Monat. 1Monat war schon vergangen, seit ich das Monster fast umgebracht hatte. Ihm ging es gut. Das bekam ich mit, da meine Mutter oft mit Edona telefonierte, die 3 Wochen mit dem Monster im Urlaub gewesen war. Heute würden sie zum Essen kommen. Ich überlegte mir eine Ausrede, dass ich nach dem Essen sofort los musste. Das Monster ertragen konnte ich nicht.
Schon klingelte es an der Tür und die zwei kamen rein. Edona hatte leicht zugenommen, müsste im 4. Monat sein.
Die Blicke des Monsters durchschossen mich. Wut war darin. Pure Wut...

Wir setzten uns direkt an den Esstisch und aßen.
,,Na Leona wie gehts dir hier" fragte Edona mich.
Ich antwortete nur kurz und spürte weiterhin diese Blicke. Ich musste aufstehen, länger konnte ich das nicht ertragen.

,,Ich muss jetzt los. Ist wichtig" sagte ich und stand auf.
,,Ich bring dich zur Tpr" sagte Edona und stand auf um mir zu folgen.

,,Aaaaah" schrie sie plötzlich auf. Ich drehte mich sofort zu ihr....

Schmerz und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt