Kapitel 9: Ein Blick in die Vergangenheit

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Heute ist der letzte Tag der Chemo. Max schläft nun und Chris ist zu sich gefahren. Er möchte duschen und etwas essen. Ich stehe nun in dem kleinen Bäcker des Krankenhauses.
,, Was kann es für Sie sein?" fragt mich die Dame.
,, Ich hätte bitte gerne einen Kaffee bitte." bestelle ich und reiche ihr das Geld. Ich nehme mir den Kaffee und laufe wieder Richtung Zimmer.
,, Anna?" höre ich eine männliche Stimme die ich nicht mehr ganz zu ordnen kann. Ich drehe mich zu der Stimme um. Ein Mann steht vor mir. Kurze schwarze Haare, grüne Augen und fast 1.90 m groß.
,, Aron?" frage ich und lege meinen Kopf leicht schräg.
,, Ja. Lass dich mal drücken." sagt er und zieht mich in eine Umarmung.
,, Schön dich zu sehen. " lächle ich und nippe an meinem Kaffee.
,, Hast du Zeit? Dann können wir ja reden." schlägt der große Mann vor.
,, Ja warum nicht. "
Aron habe ich schon ewig nicht mehr gesehen. Also setzen wir uns hin.
,, Es tut mir leid. Max hat das nicht verdient. Falls du dich wunderst woher ich das weis, ich habe es von Simon erfahren. Ihr ward ja mal Nachbarn." er lehnt sich zurück.
,, Danke. Aber es gibt gute Nachrichten. Max kriegt morgen die neuen Zellen. Wie geht es Simon?" ein wenig Erleichterung schießt durch meinen Körper. ,, Warum bist du hier?"
,, Ich besuche meine Frau. Sie hat sich doch den Fuß gebrochen. Er musste operiert werden. Simon geht es gut. Er ist doch jetzt im Innendienst tätig." seine Finger umschliesen seinen Kaffee. Dunkel kann ich mich an Simon erinnern. Er ist der Schwanger  von Aron.
,, Das tut mir Leid." murmle ich. Ich überschlage meine Beine.
,, Wie geht es dir?"
,, Wie soll es mir gehen? Ich habe ein krankes Kind und Tim ist tod. Aber ich habe Chris. Ich weis nicht was wir sind, aber er steht mir bei." ich kämpfe mit meinen Tränen. Zitternd trinke ich einen Schluck.
,, Das freut mich zu hören Anna. Dieser Chris scheint dir gut zu tun. Das mit Tim... ich ... es tut leid." Aron kommt ein wenig ins stammeln.
,, Ist schon ok." murmle ich. Seine grünen Augen schauen mich warm an.
,, Wie lang ist Tim tod?" grübelend fährt er sich durch die schwarzen Haare.
,, Seit 3 Jahren."
,, Ich hätte nie gedacht, dass Tim so sterben wird." fassunglos lehnt er sich zurück.
,, Das stimmt. Bist du noch beim....." er lässt mich das Wort gar nicht mehr aussprechen.
,, KSK? ( Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr) Ja bin ich noch. Aber es nicht mehr so wie mit Tim." beantwortet er die Frage.
,, Für mich waren das immer die Schlimmsten Momente. Beim Essen, schlafen oder beim spielen mit Max. Ich kann mich noch an den letzten Einsatz erinnern. Max hat schon geschlafen und wir haben gebadet zusammen." eine Träne rollt mir über die Wange. Die Erinnerung ist so echt, so real. Als wäre es gestern gewesen und nicht vor gut 3,4 Jahren.
,, Dann hat dieses Telefon geklingelt. Tim hat die Augen verdreht und ist aufgesprungen. Er hat kurz telefoniert und hat sich dann umgezogen. Dann hat er sich von Max und mir verabschiedet. Er war monatelang nicht da. Kaum Informationen oder Gespräche. Ich habe immer gedacht, er stirbt im Einsatz. Wir haben unser Leben nach ihm ausgerichtet." berichte ich ihm. Ich kramme in meiner Tasche nach Tempos.
,, Tim hat immer an euch gedacht. Er hatte immer ein Foto von euch dabei. Vor jedem Einsatz hat er zu Gott gebetet. Er wollte immer das euch gut geht. Oft hat er uns genervt. Ihr ward oft einfach sein Lieblingsthema." schmunzelt der große Mann vor mir.
,, Das habe ich nie gewusst." tonlos trinke ich den Rest meines Kaffes.
,, Ich frage mich wie es gelaufen wäre, würde Tim noch leben. Würde er freigestellt werden, wäre er an unserer Seite?" ich knette meine Hände und lege sie dann auf den Tisch.
,, Ich kann es dir nicht sagen. Mein eignes Privatleben ist nicht das beste. Ich bin über 200 Tage im Jahr nicht da. Ich verpasse viel und habe Angst eine Familie zu gründen. In unser Leben passt diese nicht." sein Blick ist leer und ich kann ihn sehr verstehen. Niemand weis, was der Partner durch macht. Am Anfang habe ich versucht Tim zum reden zu bringen. Aber sie dürfen es nicht. Sie sind alleine, mit ihren Eindrücken, Wunden und Narben. Die einzigen Ansprechpartner sind die Kollegen und Psychologen.
,, Ich hoffe nur, dass du den Mut findest eine Familie zu gründen. meine Stimme ist dünn und zerbrechlich.
,, Irgendwann vielleicht." grummelt er . ,, Wie dem auch sei. Julia wartet auf dich. Dieser Chris ist auch da." Aron macht die Anstalten sich zu erheben.
,,.Woher?" ich blicke mich um. Chris steht an einer der Seulen. Er beobachtet uns und sieht sehr unglücklich aus.
,, Vergiss nicht, wer ich bin und wie ich ausgebildet wurde." zwinkert er und wir beide stehen auf.
,, Danke das du mich angesprochen hast. " ich umarme ihn und er mich auch.
,, Kein Problem. Wenn was ist, melde dich." lächelt er und steckt mir einen Zettel zu.
,, Das mache ich. Hier ist meine Nummer." ich reiche ihm meinem Zettel.
Dann geht er in Richtung Fahrstuhl. Ich blicke ihm hinter her. Chris kommt zu mir und legt seinen Arm um mich. Sein Blick kann ich nicht deuten. Eifersucht?
,, Wer war das?" fällt er sofort mit der Tür ins Haus.
,, Das war Aron. Ein Arbeitskollege von Tim." sage ich. Meinen Kaffeebecher entsorge ich im Müll. Wie lang ich wohl an ihm zu knabbern haben werde? Tim war und ist ein Part in meinem Leben. Nicht nur durch Max. Zusammen gehen wir in Richtung Fahrstuhl.
,, Habt ihr euch verabredet?" harkt er vorsichtig weiter nach.
,, Nein. Er hat mich angesprochen. Seine Frau Julia liegt hier. Sie wurde operiert. Aber ich kann dich beruhigen Christian. Erik, mein Schwager, plus du sind die einzigen männlichen Wesen in meinem Leben." ich hämmere auf die Zahl im Fahrstuhl. Durch den Spiegel kann ich Chris betrachten. Er hat ein frisches Shirt an und eine neue Jeans. Seine Haare sind verwuschelt. Die Oberarme sind ein wenig dünn. Aber er sieht unglaublich gut aus.
,, Dieser Aron. Wie oft seht ihr euch?"
Himmel! Diesr Mann treibt mich in den Wahnsinn.
,, Ich habe ihn das letzte mal zu Tims Beerdigung gesehen." presse ich herraus. Ich kann ihn erleichtert ausatmen hören.
,, Du bist eifersüchtig." rutscht es mir über die Lippen. Entsetzt blickt er mich an.
,, Ich und Eifersüchtig? Niemals." etwas zu schnell antwortet er. Ich würde mal sagen erwischt.
,, Christian." sage ich einfach nur.
,, Immer wenn du das sagst, bist du verärgert oder sauer." wie ein kleines Kind verschränkt er die Arme vor der Brust und schmollt.
,, Du hast keinen Grund dazu." bekräftige ich meine Aussage. ,, Wir sind ja nicht einmal zusammen."
Sein Blick trifft meinen. Er zieht die Augenbraue hoch.
,, Was nicht ist, kann ja noch werden."
,, Was?" erschrocken reize ich die Augen auf.
,, Denkst du wirklich ich lasse dich wieder gehen?" die Fahrstuhltüren öffnen sich. Ich laufe in Richtung Station. Irgendwie treibt mich der Mann in den Wahnsinn.

Hallo ihr Lieben. Vielen Dank für eure Kommentare und Votings. Wie geht es euch zur Zeit? Bin mal gespannt, was die Herrn Ehrlich so in der Werkstatt  zaubern. Ich würde mich sehr über ein Voting freuen. Bleibt gesund.  

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