Kapitel 32: Es ist schwer

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Ich öffne das Tor zum Friedhof. Es quitscht und der Kies knirscht unter meinen Schuhen. Meine Hände umklamern eine Kerze und ein paar Blumen. Tims Grab liegt in der Mitte des Friedhofs. Davor steht eine Bank. Mit zittrigen Fingern zünde ich die Kerze an. Ich lege die Blumen dazu. Traurig sehe ich auf den Grabstein. Ein grauer Stein mit goldenen Lettern. Ich setze mich auf die Bank und lege meine Hand auf meinen Bauch. Wenn man mich so sieht, könnte jeder denken das ich zu viel gegessen habe.
,,Hallo Tim. Ich bin es Anna. Max geht es soweit ganz gut. Er geht auch schon wieder in den Kindergarten. Ich hoffe du bist jetzt nicht sauer auf mich aber ich habe jemand neues kennengelernt. Er heißt Chris und wir sind verlobt, bauen ein Haus und ich bin schwanger. Ich liebe ihn. Chris ist der Papa den Max braucht. Beide sind so süß zusammen. Aber so oft es geht, versuchen Max und ich uns an dich zu erinnern. Er kann sich kaum an dich erinnern. Aber wir schauen uns gerne deine Bilder an. Mir fällt dann immer auf, dass ich mich nicht mehr an deinen Geruch erinnern kann. An was mich sehr für erinnern kann, ist dein Lachen. Wir Beide vermissen dich sehr. Weist du, am Anfang wollte ich gar nicht wahr haben das du Tod bist. Ich habe geweint und wollte es nicht wahr haben. Max konnte nicht verstehen, warum du nicht mehr da bist. Vor allem als Max krank gewurden ist. Ich vermisse dich oft in einigen Situationen. Wie du mich vor wichtigen Terminen beruhigt hast oder das ich dich gerne geärgert habe.  Deine Schuhe die überall herumstehen und deinen sturen Kopf. Den hat Max von dir geerbt. Chris hat den auch oft." schlurze ich und wische mir die Tränen weg. ,, So oft habe ich mir vorgestellt was passiert wäre, wenn du 1 Minute früher oder später losgefahren wärst."  weine ich und lege meinen Kopf in meine Hände.
,, Junge Frau?" eine sanfte Stimme. Ich hebe meinen Kopf und schaue zu der Stimme. Neben mir sitzt eine ältere Dame. Mit kurzem weißen Haaren und sie ist elegant gekleidet.
,, Warum weinen Sie?" fragt sie mich.
,, Dort liegt die erste große Liebe meines Lebens. Er war Soldat und war selten zu Hause. Wir haben ein Kind zusammen. Aber Tim kam bei einem Autounfall ums Leben. Dann ist Max krank gewurden und ich habe einen neuen Mann kennengelernt. Wir bauen ein Haus, sind verlobt und bekommen ein Baby. Trotzdem..." ich traue mich den Satz gar nicht zu Ende zu bringen. Ich öffne mich dieser Frau sofort. Es ist das Bedürfnis über ein Thema zu reden, was die Familie nicht versteht oder nicht verstehen möchte.
,, Aber trotzdem vermissen Sie ihn und erkennen Charackterzüge von ihm in ihrem Sohn." ergänzt sie meinen Satz.
,,Ja." schlurze ich und die ältere Dame überreicht mir ein Taschentuch. Dankend nehme ich es an und putze mir die Nase.
,,Ich stand an dem gleichen Punkt wie sie zuvor. Mein Ehemann starb vor 40 Jahren. Viel zu Jung und lies mich mit 2 kleinen Kindern alleine. Jahrelang habe ich mich abgeschottet und mir selber verboten einen anderen Mann zu lieben. Aber gegen die Liebe kann man sich nicht wehren. Bringt Sie zum lachen? Können Sie mit ihm über alles reden? Sind sie glücklich?" erzählt sie und blickt mich dabei liebevoll an.
,,Ja." beantworte ich ihre letzten Fragen.
,, Dann fangen Sie an zu Leben Herzchen. Reisen Sie Beide, Zeugen viele Kinder und seien Sie glücklich." lächelt die ältere Dame.
,, Ist es nicht Verrat an ihm?" hauche ich und stopfe mein Taschentuch zurück in die Tasche.
,,Nein ist es nicht. Er würde wollen das sie glücklich werden. Wie haben Sie beide sich kennengelernt?"
,,Wir haben uns auf sehr kitschige Art kennengelernt. Seine Eltern waren unsere Nachbarn. Wir haben uns nue wirklich unterhalten. Unsere Eltern kamen auf die Idee uns Beide ins Ferienlager zu schicken. Meine Eltern wollten wohl ehr das Haus für sich haben. Wir waren Beide erst 17 Jahre alt. Da hat er mein Herz erobert. Seit 2007 waren wir dann ein paar. Ich habe alles mit ihm gemacht. War für ihn da, als er sich das Kreuzband gerissen hat und deshalb den Polizeiaufnahmetest verpasst hat und auch die Entscheidung zum Bund zu gehen, habe ich getragen. Er hat mich beim Studium unterstützt und im Endeffekt waren wir über 10 Jahre ein Paar.Er war mein bester Freund und die Liebe meines Lebens zu gleich." erzähle ich ihr. Eine Welle des Glückes überrollt mich.
,, Wenn ich Sie so erzählen höre und ihr Mann noch leben würde, hätte ich gesagt das sie den Anderen fallen lassen sollten. Aber das ist nicht mehr möglich." die ältere Dame versteht anscheind nun meinen Konflikt. ,, Sie Lieben diesen Chris noch?"
,, Ich liebe ihn sehr dolle sogar."berichte ich und knette meine Hände.
,,Dann gebe ich Ihnen einen weißen Rat. Hören Sie auf einem Mann nach zu trauern, der nie wieder zu Ihnen zurück kommen wird. Er wird Stolz auf Sie seinen und wenn er sie wirklich geliebt hat, dann wird er ihre Entscheidung verstehen. Nutzen Sie die Zeit die Sie haben." lächlet sie und steht auf. Sie geht Richtung Tor und verlässt damit den Friedhof. Ein Schmetterling fliegt ihr hinterher. Meine Hände umklammern die Henkel meiner Tasche. Der Spruch auf seinem Grabstein springt mir entgegen. Alle achten auf die Zeit. Doch die Zeit achtet auf niemanden. In diesem Zug fällt mir eines unser Gespräche wieder ein. Ich kann mich noch gut dran erinnern als wir über Zeit philosophiert haben. Zeit ist die einzige Masseinheit die zählen sollte. Wir können sie nicht aufhalten, beherrschen oder bezwingen. Wir können sie nur für uns nutzen und dafür sorgen sie sinnvoll zu nutzen. Die Bäume rascheln und ich blicke nach oben zum Himmel. Die Wolken teilen sich und die Sonne strahlt mir entgegen. Der Himmel ist so blau, dass ich das Gefühl habe, in die blauen Augen von Chris zu schauen. Als würden sie mir sein okay geben, ihn endlich komplett loszulassen. Das es für ihn okay ist, dass ich mich neue verliebt habe und das er uns von oben beschützen wird. Tim würde auf uns warten.
,,Danke." flüstere ich und erhebe mich von dieser Bank. Ich würde trotzdem immer wieder an diesem Ort zurück kehren. Das bin ich ihm schuldig.

Hallo ihr Lieben. Vielen Dank für eure Kommentare und Votings. Auch noch mal Danke für euren unterstützen Kommentare unter meinen letzten Kapitel, also der von gestern. Ich hoffe euch geht es gut und ihr genießt das Wetter.

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