Kapitel 14: Der Sechste Zunehmende Teufelsmond

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POV Giyuu:

Nachdem Lucinda mit den anderen zum Rotlichtbezirk aufgebrochen war, kehrte ich zurück zu meinem Anwesen, das mittlerweile schon ziemlich lange verlassen war. Da momentan keine Mission anstand, beschloss ich zumindest für einen Tag mal etwas abzuschalten. Doch auch nach mehreren Stunden, konnte ich mich einfach nicht entspannen! Immer wieder verselbstständigten sich meine Gedanken und wanderten wieder zu Lucinda. Allein die simple Tatsache, dass sie sich im Rotlichtbezirk, dem verrufensten Ort in Japan, aufhielt, machte mir zu schaffen. Ja, ich wusste, dass sie gut auf sich selbst aufpassen konnte, aber trotzdem gefiel mir die Sache nicht.
‚Oh Lucinda, warum musstest du dieser Mission zustimmen...'
Es war nicht ganz ihre Schuld, sie konnte nicht wissen auf was sie sich da eingelassen hatte und als sie es dann wusste, war es schon zu spät gewesen.
Mit finsterem Blick starrte ich Löcher in die Luft. Mit Entspannung würde das wohl heute nichts werden...

POV Lucinda:

Verwirrt und überrascht starrte ich auf die Szenerie, die sich vor meinen und Tanjiros Augen bot.
In der Mitte des Raumes stand ein weiblicher Teufel, mit dem Zeichen des Sechsten Zunehmenden Teufelsmondes. Vor ihr schwebte auf eine merkwürdige Art und Weise der Torso und Kopf einer anderen Frau, eingewickelt in ein breites, gemustertes Stoffband.
‚Absorbiert sie die Menschen mit diesem Band.', schoss es mir durch den Kopf. Sogleich wurden meine Gedanken von dem Teufelsmond unterbrochen.
„Seid ihr Teufelsjäger? Ihr seid also gekommen.", sagte sie während sie uns mit einem scharfen Blick aus ihren hellgrünen Augen zu durchbohren schien.
„Ganz recht.", gab ich kühl zurück. Ein breites Grinsen zog sich über ihr Gesicht und entblößte ihre spitzen Fänge.
„Kommt die Säule bald? Ihr seid keine Säulen, ihr scheint schwach zu sein.", sagte sie gespielt gelangweilt.
„Wenn du dir da so sicher bist, warum greifst du uns nicht an, eh!", blaffte ich. Tanjiro sah mit einem erschrockenen Blick zu mir.
„Ich würde sie nicht unterschätzen Lucinda, sie ist immerhin ein Teufelsmond.", sagte er. Ich wollte gerade etwas erwidern, da weiteten sich die Augen der Frau in scheinbarer Erkenntnis.
„Lucinda also. Du bist doch diejenige von der versprochen wurde, dass sie uns helfen würde die Teufelsjäger zu vernichten.", zischte sie hasserfüllt. Ich knirschte wütend mit den Zähnen.
„Tja, aber wie du siehst hat sich der Plan geändert.", gab ich fauchend zurück. Plötzlich konnte man ein gedämpftes, verzweifelt klingendes Geräusch von der Gefangenen hören. Meine Augen weiteten sich überrascht.
‚Ihr Körper... er wird immer weiter absorbiert!'
„Lass sie gehen.", rief Tanjiro neben mir wütend und wollte schon sein Schwert ziehen.
„Was denkst du mit wem du hier sprichst?!", fauchte der Teufelsmond zurück. Ohne Vorwarnung trat sie einen Schritt nach vorne und das Stoffband bewegte sich in einer unfassbaren Geschwindigkeit auf uns zu. Bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, wurde ich, wahrscheinlich mit Tanjiro, nach hinten geschleudert. Wir beide krachten gegen die gegenüberliegende Hauswand und uns wurde für einen Moment durch den Aufprall alle Luft aus der Lunge gepresst. Ich schnappte schmerzerfüllt nach Luft. An meinem Rücken breitete sich ein brennender Schmerz aus während ich mich aufrichtete.
„Bist du stark verletzt.", sagte ich zu Tanjiro während ich ihm aufhalf.
„Nein, aber die Box hält sowas nicht nochmal aus... ich muss sie abnehmen.", antwortete er. Ich nickte nur kurz und wandte mich wieder zu dem Teufelsmond, der nun auf das Vordach unter dem Fenster trat. Mit einem breiten Lächeln sah sie zu uns herüber.
„Ihr seid ja noch am Leben! Anscheinend haltet ihr doch etwas mehr aus als es den Anschein hatte!", rief die Frau zu uns herüber. Ich verdrehte nur genervt die Augen und behielt sie genau im Auge.

‚Hier oben auf den breiten Dächer können wir uns halbwegs gut bewegen. Es ist allerdings sehr dunkel, deshalb müssen wir trotzdem aufpassen wo wir hintreten, damit wir nicht ausversehen fliegen lernen...'

Sonderlich viel Vorteil hatten wir hier nicht, und ich, ohne meine gottverdammten Schwerter, hatte auch nicht gerade gute Karten.
‚Egal, das muss ich eben so irgendwie hinbekommen... ich hab schon aussichtslosere Situationen gehabt...', dachte ich entschlossen. Just in diesem Moment griff der Teufel auch schon an. Tanjiro, der in der Zwischenzeit seine Box mit Nezuko abgelegt hatte, schaffte es so schnell zu reagieren, dass er mit einem geschickten Angriff das seltsame Stoffband zu zerteilen. Beide Kämpfer landeten etwas weiter entfernt in der Mitte der dunklen Straße. Ich würde mich, solange ich nicht dringend gebraucht war, zurückhalten und auf Nezuko aufpassen.
„Wo zum Teufel steckt eigentlich Tengen. Wir kämpfen hier auf offener Straße, das kann er doch unmöglich nicht mitkriegen!", knurrte ich. Klar, dieser Bezirk war groß, doch der doppelte Aufprall von Mensch auf Holz konnte doch wohl kaum zu leise gewesen sein!
Ich hockte mich lauernd an den Rand des Daches und beobachtete den Kampf. Zwar war ich zu weit weg um zu hören was sie sagten, doch interessanterweise sah ich wie sich Tanjiros Kampftechnik änderte.
‚Huh, kann er mehrere Atmungen benutzen. Das hab ich noch nie gehört...', dachte ich. Entfernt konnte ich mich daran erinnern, dass Schwertkämpfer ihre eigene Atemform kreierten, falls sie mit anderen nicht kompatibel waren, doch von jemandem der zwei Techniken gleichzeitig benutzte, hatte ich noch nie gehört.
‚Wurde er vielleicht mit der falschen Technik ausgebildet und hat jetzt seine richtige gefunden.'
Doch darüber konnte ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen, ich musste wachsam bleiben. Ich verzog das Gesicht als die Teufelsfrau Tanjiro mit dem Stoffband nach hinten schleuderte. Und das nicht zu kurz. Sofort stürmte ich los und sprang über die Dächer. Neben mir auf der Straße rannte ebenfalls der Teufelsmond.
‚Sie will ihn angreifen während er sich noch von dem Schlag erholt!'
Ohne viel nachzudenken, machte ich einen Satz zur Seite und zielte auf die Frau. Im vollen Lauf krachte ich gegen sie.
Durch den überraschenden Angriff, mit dem sie glücklicherweise nicht gerechnet hatte, ging sie mit mir zu Boden. Blitzschnell rappelte ich mich auf und rannte weg. Als ich nicht mehr in ihrer direkten Nähe war, drehte ich mich um und wäre fast einen Kopf kürzer gewesen. Das Stoffband war auf mich zugeschossen und verfehlte meinen Hals nur um Haaresbreite. Der Teufelsmond hatte sich nun ebenfalls aufgerichtet und sah mich wutentbrannt an. Mit einigen geschickten Sprüngen schaffte ich es, immer wieder viel zu knapp, weiteren Attacken des Bands auszuweichen. Wenn ich auch nur in einer Millisekunde meine Konzentration verlöre...
Das Band traf mich mit voller Wucht in den Bauch. Während ich gegen das nächstbeste Haus flog, schnappte ich hustend nach Luft. Aus dem Augenwinkel sah ich wie sich der Teufelsmond mir näherte.
‚Verdammt...'

Frozen Blossom Band 2 ||•Kimetsu No Yaiba•||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt