Kapitel 23: Sie wussten von nichts

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POV Giyuu:

Beinahe reflexartig ließ ich das Handgelenk der jungen Frau los, als sie sich umdrehte. „Oh, ich... äh, tut mir leid, ich hab Sie mit jemandem verwechselt. Verzeihen Sie!", stotterte ich erschrocken und überrascht. Wer auch immer sie war, es war definitiv nicht Lucinda. Trotzdem... sie sah ihr unglaublich ähnlich!
Ihre Augen waren allerdings grün und sie trug, wie mir erst jetzt auffiel, einen anderen Kimono.
„Verzeihung.", sagte ich nochmal und wandte mich schnell ab um wieder zu verschwinden.
„Warten Sie!"
Ich blickte zurück. Die junge Frau war mir nachgelaufen und hatte mich am Ärmel meines Haoris festgehalten. Mit großen Augen sah sie mich an.
„Habe ich das gerade richtig gehört? Haben Sie mich Lucinda genannt?", fragte sie stürmisch. Ich nickte verwirrt.
„Und sie hat nicht zufällig auch schwarze Haare und hellblaue Augen?", fragte sie weiter. Erneut nickte ich.
‚Kennt diese Frau Lucinda? Die auf dem Bild ist es definitiv nicht.', dachte ich. Die Schwarzhaarige sah aufgeregt aus.
„Das kann doch kein Zufall sein...", flüsterte sie. Ich runzelte verwirrt die Stirn.
„Wie meinen Sie das? Kennen Sie Lucinda?", hakte ich nach. Sie nickte eifrig.
„Wenn sie die ist, die ich meine, dann ja! Sie ist-"
„Giyuu, da bist du ja!"

POV Lucinda:

Genervt bahnte ich mir den Weg durch die vielen Menschen.
‚Na toll, ich sitze hier ganz schön in der Tinte!' - „Das gibts doch echt nicht.", knurrte ich leise. Ich gab mir alle Mühe nicht alle Menschen wegzustoßen, wie ich es wirklich gerne getan hätte. Stattdessen versuchte ich mit so wenig Körperkontakt wie möglich weiter zum Rand zu kommen. Erleichterung kam in mir auf als ich merkte wie die Leute um mich herum etwas weniger wurden und sich die geballte Masse etwas auflöste. Zumindest konnte man jetzt einen Schritt gehen ohne währenddessen erdrückt zu werden.
‚Gut, was jetzt.', dachte ich und sah mich um. Giyuus zweifarbiger Haori müsste, selbst in diesem Gedränge leicht zu finden sein. Ich wanderte am Rand des Marktplatzes entlang und behielt die Menschen um mich herum genau im Auge.
‚Da!'
Ich begann erleichtert zu grinsen, das war ja schneller gegangen als gedacht. Er stand mit dem Rücken zu mir und schien mit jemandem zu reden als ich mich ihm näherte. Ich begann etwas schneller zu laufen und achtete kaum auf die Anderen.
„Giyuu, da bist du ja!", rief ich erfreut als ich nur noch wenige Meter von ihm entfernt war. Zwei Köpfe drehten sich zeitgleich in meine Richtung. Der eine gehörte zu Giyuu und der andere zu einer mir unbekannten Frau. Ich runzelte leicht verwirrt die Stirn. Wer war das. Kannte Giyuu sie.
„Lucinda! Ich hatte schon befürchtet ich finde dich nicht mehr.", sagte Giyuu als ich neben ihm stand und nahm meine Hand.
„Ich bin froh, dass ich dich gefunden hab. Das ist hier ja grauenhaft!", antwortete ich. Der Blick der Unbekannten klebte immer noch an mir und ich kniff misstrauisch die Augen zusammen.
„Und wer bist du wenn ich fragen darf.", kam es, unfreundlicher als gewollt, von mir. Die Augen der Frau nahmen einen traurigen Ausdruck an.
„Lucinda... erkennst du mich wirklich nicht mehr?", fragte sie leise. Ich sah sie verwirrt an. „Ähm... bist du dir sicher, dass du mich mit niemandem verwechselst.", sagte ich unsicher.
Die Schwarzhaarige seufzte nur.
„Es ist schon so lange her und wir waren noch so klein... es sollte mich eigentlich nicht wundern. Ich bin es, deine Schwester."
Giyuu und ich zogen zeitgleich scharf die Luft ein.
‚Moment mal... Schwester. Ich hatte eine Schwester.! Aber... ich kann mich nicht erinnern...'
Meine Gedanken rasten hin und her. Doch je länger ich die Schwarzhaarige anstarrte, desto klarer kam eine verschwommene Erinnerung von vor vielen Jahren wieder hervor. Plötzlich ploppte ein Name in meinem Kopf auf.
„A-ayame?"
Ayames Augen begannen zu leuchten.
„Du erinnerst dich!", rief sie aufgeregt und fiel ihr überschwänglich um den Hals. Überfordert mit der Situation und der Tatsache, dass ich auf einmal eine Schwester hatte, erwiderte ich die Umarmung.
„Tut mir leid... dass ich mich nicht erinnern kann meine ich.", sagte ich schuldbewusst nachdem wir uns voneinander lösten. Ayame lächelte nur breit.
„Das Wichtigste ist, doch, dass du mich wiedergefunden hast! Wobei, eigentlich hat dein Freund mich eher gefunden.", sagte sie lachend und wandte sich an Giyuu.
„Giyuu, war der Name, richtig?", fragte sie.
Er nickte nur stumm. Jetzt richtete Ayame sich an uns beide:
„Puh, das ist glaube ich jetzt... zieeemlich viel nicht wahr? Lasst uns doch lieber zu mir... zu uns nach Hause gehen. Oder seid ihr auf der Durchreise?"
Ich schüttelte nur den Kopf und antwortete: „Naja, um ehrlich zu sein waren wir sowieso hier um jemanden zu suchen."
Meine Schwester nickte lächelnd.
„Kommt doch erstmal zu uns, dort können wir in Ruhe reden.", schlug sie vor. Ich nickte leicht und nahm Giyuus Hand.
„Gehen wir."

Nach kurzer Zeit waren wir weg vom Getümmel der Hauptstraßen und näherten uns dem östlichen Teil des Dorfs. Als wir die breite Straße entlanggingen, kamen in mir lang vergrabene Erinnerungsfetzen wieder hoch. Hier war ich auf jeden Fall zuhause gewesen, bis ich weggebracht wurde...
Schließlich gelangten wir zu einem unauffälligen, kleinen Haus.
„Mama, bist du da?", rief Ayame während sie die Tür aufzog.
„Sie ist wohl noch auf dem Platz.", meinte sie als keine Antwort kam. Ein seltsames Kribbeln durchfuhr meinen Körper als wir das Haus betraten. Alles kam mir unglaublich vertraut vor...
„Setzt euch doch, ich mache uns einen kleinen Tee.", sagte meine Schwester fröhlich. Vollkommen überfordert setzte ich mich auf den Boden. Giyuu sah mich fast ein wenig besorgt an.
„Alles okay?", fragte er.
„J-ja, es ist nur... ich... ich hätte nur nicht gedacht, dass das wirklich so passiert! Ich meine, ich habs mir vorgestellt, aber jetzt ist es... real.", antwortete ich. Ein breites Lächeln begann sich auf meinem Gesicht auszubreiten und mein Herz schien schneller zu schlagen. Ich war zuhause! In meinem wirklichen Zuhause!
Mit einem strahlendem Lächeln kam Ayame zu uns und stellte jedem einen Becher mit Tee hin, bevor sie sich selbst uns gegenüber setzte.
„Lucinda, du glaubst nicht, wie sehr ich mich schon darauf gefreut habe dich wiederzusehen! Ich hatte schon befürchtet du kommst nie zurück!", sagte sie und ihre Stimme überschlug sich fast vor Aufregung. Eine Frage kam in mir hoch.
‚Weiß sie oder... meine Mutter überhaupt was passiert ist.'
Meine Gedanken wurden jedoch gleich wieder unterbrochen. Ayame sah mich strahlend an.
„Wenn Mama wieder da ist, musst du uns alles erzählen! Wo warst du so lange? Papa ist eines Tages einfach mit dir verschwunden!", redete sie weiter. Ich und Giyuu zuckten zusammen. Wir dachten wohl das gleiche.
‚Sie haben keine Ahnung was passiert ist.'

Oh shiiiiiit.
Irgendwie macht mich dieses Kapitel trotzdem glücklich (˃̵ᴗ˂̵).
UWU
Kleine RealLife-Story: Vor den Ferien hab ich nebenbei mal meiner (jetzt leider ehemaligen) Englischlehrerin von dieser Story erzählt und sie hat sie einfach gelesen obwohl sie mit dem Anime nichts am Hut hat! Und sie hat mir sogar noch eine Mail geschrieben in der sie unter anderem gesagt hat, dass sie die Geschichte gut fand.
Und ich war so:
KYAAAAAAHHHHH (^○^).
So süß einfach🥺.
(Gruß geht raus an Sie, falls Sie die Geschichte noch weiter verfolgen, ich hab mich sehr gefreut :333).
Peace, Love and Uwu,
Pia🖤

Frozen Blossom Band 2 ||•Kimetsu No Yaiba•||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt