Kapitel 31: Wut und Entschlossenheit

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POV Lucinda

Blind vor Wut stürzte ich mich in den Kampf.
'Ich werde mich rächen für alles was du mir angetan hast!', schrie ich in meinem Kopf, während ich mich dem Teufel näherte.
'Sternenatmung, 4. Form: Sternenkollision.'
Jedoch hatte ich Kibutsuji stark unterschätzt. Bevor ich auch nur ansatzweise in seine Nähe kommen konnte um ihn zu treffen, blockte er meinen Angriff schon wieder ab. Ich wurde zurückgeschleudert und kam mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden auf. Ein alles übertönendes Rauschen erfüllte meine Ohren, doch ich richtete mich trotzdem auf. Mein Inneres schien vor Wut förmlich zu kochen als ich erneut versuchte anzugreifen. Meine Umgebung und alles andere nahm ich nicht mal mehr wahr, mein Fokus lag ganz allein auf mir und Kibutsuji, der weiterhin so seelenruhig dastand als wäre nichts los.
Nur ein einziges Mal schaffte ich es kurz aus meinem Wahn aufzutauchen, nämlich als wir Verstärkung von der Schlangensäule und Mitsuri bekamen. Sobald ich diese jedoch registriert hatte, verfiel ich wieder in mein altes Muster.  Angreifen, zurückgeschleudert werden, aufstehen.
In diesem Moment war es für mich vollkommen irrelevant wie stark ich mich verletzte oder gar starb. Nichts auf dieser Welt hätte die Wut, die sich jahrelang in mir aufgestaut hatte und sich nun mit einem Schlag entlud wie ein Blitz, aufhalten können.
Plötzlich fing der gesamte Raum an zu Wackeln und zu Beben. Für einen Moment unterbrach ich meine Attacken und auch das Rauschen in meinen Ohren ließ kurz nach. "Das stürzt hier gleich alles ein!", hörte ich jemanden rufen.
'Verdammt... was ist mit den anderen. Und was sollen wir tun. Wir werden unter den Trümmern begraben!'
Gleich nachdem ich das zu Ende gedacht hatte, krachte es laut und die Wände um uns herum stürzten mit einem gewaltigen Lärm ein. Ein Holzbalken fiel herunter und traf mich hart am Kopf und alles wurde schwarz um mich herum.

Als ich wieder zu mir kam, konnte ich über mir den Nachthimmel sehen.
'Wir sind... draußen?'
Es war unheimlich still hier, nur die hektischen Schritte und das heftige Atmen der anderen durchbrach die Stille.
"Lucinda!", rief eine weibliche Stimme und kurz darauf beugte sich Mitsuri mit einem besorgten Blick über mich. "Gehts dir gut?", fragte sie hektisch.
Ich nickte nur und richtete mich mit zusammengebissenen Zähnen auf. Jetzt da der Adrenalinschub vorbei war, lähmten mich die Schmerzen beinahe, doch ich versuchte sie beiseite zu schieben.
"Wo ist er.", presste ich hervor.
Bevor Mitsuri mir jedoch eine Antwort geben konnte, unterbrach uns eine Krähe, die über uns kreiste: "Eineinhalb Stunden bis Sonnenaufgang!"
Kurz darauf stand die Welt wieder Kopf, als eine gewaltige Kraft den Trümmerberg neben dem die Liebessäule und ich uns befanden, in die Luft jagte. Mit einem Jammerlaut krachte ich gegen eine Hauswand und rutschte daran hinunter.
'Moment mal... Hauswand.'
Mein leicht verschwommener Blick schweifte über die Umgebung.
'Verdammt, wir sind mitten in der Stadt gelandet!', bemerkte ich. Meine Sicht flackerte erneut und wurde abwechselnd schwarz und wieder verschwommen.
"Nein... das darf nicht sein... nicht jetzt!", stöhnte ich schmerzerfüllt auf und kämpfte gegen die aufkommende Taubheit in meinem Körper an.  Am Rande meines Bewusstseins bekam ich noch mit wie die anderen Kibutsuji bekämpften, doch ich konnte keine klaren Figuren erkennen, nur schnelle und verschwommene Bewegungen.

Die Zeit verstrich quälend langsam als ich verwundet an der Hauswand lehnte und versuchte die Schmerzen unter Kontrolle zu bekommen. Ich konnte mittlerweile kaum noch sagen wo ich überall verletzt war, es fühlte sich eher an als wäre mein gesamter Körper eine einzige offene Wunde. Der dunkle Rand in meiner Sicht breitete sich wieder weiter aus wie ein schwarzer Nebel und ich spürte wie meine Augen begannen sich zu schließen.
'Warum bin ich nur so verflucht schwach... ich sollte den anderen helfen und stattdessen lieg ich hier und kann mich kaum noch bewegen.', dachte ich.
Erneut atmete ich einige Male tief durch und versuchte meine Sicht zu klären, was teilweise funktionierte. Als ich nun klar und deutlich sah was gerade passierte, schien ein Blitz durch meinen Körper zu fahren. 'Mitsuri!'
Ich erkannte, dass sie Mühe hatte den Attacken auszuweichen oder sie zu blocken, was dazu führte, dass sie immer schwerfälliger wurde.
'Steh auf, verdammte Scheiße!', fluchte ich. Ich atmete einmal tief durch und begann mich langsam und unter Schmerzen aufzurichten. Meine Sicht wurde erneut fleckig, doch ich schaffte es den aufkommenden Schwindel zu ignorieren und stand schließlich wackelig auf beiden Beinen. Mir war bewusst, dass ich kurz davor war zu verrecken, doch das würde ich, wenn dieser Kampf so weiterging, so oder so. Wenn ich schon sterben würde, dann nicht in der Ecke liegend wie ein Hund, sondern aufrecht und mit dem Schwert in der Hand!

'Ich werde sie bis zu meinem letzten Atemzug unterstützen, das schwöre ich!', dachte ich voller Entschlossenheit und begann zu laufen. Mitsuri war in der Zeit von einer Attacke erwischt worden, doch glücklicherweise hatte die Schlangensäule sie vor dem Schlimmsten bewahrt.
"Lucinda... LUCINDA!", hörte ich jemanden gedämpft rufen.  Als ich den Kopf drehte um die Stimme auszumachen, fielen meine Augen auf Giyuu, der selbst schon unglaublich erschöpft aussah. Bei seinem Anblick spürte ich einen Stich in meinem Herzen und ich sah ihn mit einem traurigen Blick an. Bevor er jedoch zu mir kommen konnte, hielten ihn die seltsamen tentakelartigen Dinger, die aus Kibutsujis Körper wuchsen, auf.

Als er getroffen wurde, nahm das Rauschen in meinen Ohren wieder zu und mein Gesichtsfeld verengte sich wieder, aber diesmal von Wut umwölkt.
Mit einem gellenden Kampfschrei stieß ich mich vom Boden ab und näherte mich dem Teufel wieder. Ich konnte einige weitere Rufe wahrnehmen, jedoch nicht was gesagt wurde, während ich heftig blinzelte um das Blut, das in meine Augen gelaufen war, zu vertreiben.
Plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel einen wohlbekannten, grün-schwarzen Haori aufblitzen und mein Blick schoss verwundert zur Seite.
'Was... Unglaublich!'
Trotz der verzwickten Lage, kam ich nicht umhin die Stärke und Entschlossenheit von Tanjiro, der sich nun aus den Trümmern erhoben hatte, zu bewundern. Meine Augen weiteten sich erschrocken als ich sah, wie sich die Angriffe von Kibutsuji nun größtenteils gegen ihn richteten. Im Hintergrund sah ich wie einige Säulen sich schwer verletzt zurückziehen mussten und meine Hoffnung sank.
'Das darf nicht wahr sein... verdammt warum muss er denn auch so stark sein?', dachte ich verzweifelt.
Plötzlich schien alles wie in Zeitlupe abzulaufen. Ich registrierte wie Tanjiro zurückgeschlagen wurde und wie ihm darauf mehrere dieser krallenbesetzten Tentakeln folgten. Er hatte keine Möglichkeit auszuweichen.
Ich sprintete los.

Das Adrenalin, das mich in diesem Augenblick durchschoss, blendete den Schmerz für die wenigen Sekunden völlig aus als ich auf den Rothaarigen zujagte. Eine Bewegung von links ließ mich aufmerksam werden und ich konnte erkennen, dass die Schlangensäule Obanai den gleichen Plan wie ich verfolgte. Einer von den beiden würde getroffen werden...
'NEIN!'
Ich stieß mich vom Boden ab und flog förmlich auf die Beiden zu.
Dann schoss ein infernalischer Schmerz durch meinen Rücken und alles wurde endgültig schwarz.

'Wars das jetzt...', war mein letzter Gedanke.

Frozen Blossom Band 2 ||•Kimetsu No Yaiba•||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt