Kapitel 22: Die Suche beginnt

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POV Lucinda:

Verträumt sah ich ein letztes Mal auf das Bild bevor ich es in einer kleinen Tasche verschwinden ließ. Heute wollten Giyuu und ich uns auf den Weg zu dem Ort auf dem Foto machen.
Ich hoffte sehr, dass kein weiterer Auftrag dazwischenkommen würde, doch so wie ich das in letzter Zeit mitbekommen hatte, war es ungewöhnlich ruhig um die Teufelsmonde und den Mondsteinteufel geworden. Die Ruhe war zwar schön und gut, dennoch befürchtete ich, dass es nur die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm war. Nichtsdestotrotz hatte ich mich dazu entschlossen der Spur in meine Vergangenheit zu folgen auch wenn es ein völliger Schuss ins Blaue sein könnte. Denn wer wusste ob das auf dem Bild meine Mutter war. Ich konnte nur hoffen, dass diese Vertrautheit, die diese Frau in mir auslöste wirklich davon kam. „Bereit?", fragte Giyuu mich.
Ich nickte und er nahm mich huckepack. Er konnte um einiges schneller rennen als ich und so kämen wir viel schneller an. Ich vergrub meine Nase in seinen dichten Haare und nuschelte hervor: „Aber überanstreng dich nicht, ja." 
Ein belustigtes Schnauben kam von ihm während er losrannte.
Die Landschaft flog förmlich an uns vorbei und mit jeder Sekunde in der wir uns unserem Ziel näherten, wurde ich gleichzeitig nervöser und aufgeregter.
Gegen Mittag brachte ich Giyuu dazu eine Pause zu machen.
Mein Blick schweifte verträumt in die Richtung in die es ging. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer als ich in der Ferne schon die Bergspitzen erkennen konnte. „Wir sind bald da.", kam es von meinem Freund. Ich nickte nur und fing an breit zu grinsen. Ich hoffte nur... dass sie in dem Dorf geblieben und ihr nichts passiert war. Diese Zweifel waren mir schon vor unserer Abreise gekommen, doch ich hatte sie schnell beiseite geschoben. Daran wollte ich gar nicht denken...
Ich wandte mich an Giyuu: „Warum machst du das eigentlich alles so bereitwillig mit. Ich meine... es ist wenn man es rational betrachtet so unwahrscheinlich, dass-" Ich wurde unterbrochen als Giyuu mir einen Finger auf die Lippen legte um mir zu bedeuten, dass ich still sein sollte.
„Ich finde wir sollten es immerhin versuchen.", antwortete er ruhig, „Wenigstens... wenigstens du solltest eine Familie haben." Ich sah ihn erschrocken an. Er schaute ein wenig betrübt und hatte den Blick gesenkt. Sofort kamen Schuldgefühle in mir auf. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und zwang ihn dazu mich anzusehen.
„Okay, aber weißt du was. Selbst wenn das hier nichts wird, dann habe ich immer noch dich und du bist schon alles was ich brauche.", sagte ich. Seine Augen leuchteten förmlich auf als ich das sagte und ich lächelte breit. Ich ließ meine Hände wieder sinken und richtete mich motiviert auf. „Bereit." - „Bereit."

POV Giyuu:

Nach einer weiteren Stunde waren wir am Fuß des Berges angekommen. Ein gewundener Pfad führte an dem Hang hoch und zur anderen Seite. Am höchsten Punkt des Pfades hatte man eine freie Sicht auf das Umland. Ich spürte wie Lucinda sich anspannte und über meine Schulter lehnte. „Da drüben ist es!", sagte sie und in ihrer Stimme schwang Aufregung mit. Ich hingegen blickte versonnen nach links. Dort in der Nähe war es gewesen... mein ehemaliges Zuhause.
Lucinda schien zu bemerken, dass mich etwas beschäftigte und fragte: „Ist alles okay." Ich riss meinen Blick von der Landschaft links los und fokussierte mich auf den Pfad.
"Alles bestens.", gab ich kurz zur Antwort. Sie schien mir nicht ganz zu glauben, hakte aber zum Glück nicht weiter nach.
Stattdessen machten wir uns wieder auf dem Weg nach unten. Dieser war zum Glück um einiges leichter als der auf der anderen Seite und so kamen wir blitzschnell unten an. Nach einigen weiteren Minuten kam das Dorf in Sichtweite. Ich spürte wie die Schwarzhaarige auf meinem Rücken immer unruhiger wurde, sodass ich sie herunterließ. Nervosität und Aufregung spiegelten sich in ihrem Blick während wir dem Dorf immer näher kamen.
In meiner Erinnerung war das Dorf deutlich kleiner gewesen, aber ich war auch schon seit einer halben Ewigkeit nicht hier gewesen. Lucindas Zuversicht schien ein wenig zu verschwinden als sie die Größe des Dorfes und die Menge der Menschen sah.
„Es ist so groß... wie sollen wir sie da finden.", murmelte sie. Ich nahm ihre Hand und drückte sie beruhigend.
„Das kriegen wir schon hin.", meinte ich und zog sie mit.
Lucinda fühlte sich mit den ganzen Menschen um uns herum definitiv unwohl. Zwar war es in den kleinen Seitenstraßen ruhiger, aber dort waren so gut wie keine Menschen unterwegs. Nachdem wir weiter in die Mitte gelaufen waren, kamen wir bei einem Marktplatz heraus. Ich wollte gerade schon umdrehen, als jemand in mich reinlief und zur Seite stieß. Ich unterdrückte ein Fluchen.
Als ich mich umsah schlug meine kurzzeitige Wut in Panik um.
Lucinda war weg!
Ich sah mich hektisch um, doch in dem Gedränge, das auf diesem Platz herrschte, konnte ich sie nicht finden. Auch auf meine Rufe reagierte sie nicht, die einzige Reaktion waren einige schiefe Blicke von umstehenden Leuten.
‚Verdammt, warum sind wir gerade in der Mittagszeit hierhergelangt?', dachte ich während ich weiter nach Lucinda Ausschau hielt. Ab und zu dachte ich, ich hätte ihren Kimono erkannt, doch immer wenn ich diesen Menschen hinterherlief, war es entweder eine Verwechslung oder sie war längst wieder weg. Etwas verzweifelt zog ich mich in eine der ruhigeren Seitengassen zurück und lehnte mich gegen eine Hauswand.
‚Wie soll ich sie in dem Gedränge finden?! Ich hoffe es geht ihr gut, sie kann doch Menschenmassen eigentlich gar nicht ausstehen...', dachte ich und kickte frustriert einen kleinen Stein zur Seite.
Ich konnte nur abwarten bis sich der Platz etwas leerte und ich leichter nach ihr suchen könnte. Doch wie lange würde das dauern? Oder war sie auf dem schnellsten Weg wieder vom Marktplatz weggegangen? Sie konnte im Moment überall sein! Ich seufzte einmal laut auf. So hatten wir uns das definitiv nicht vorgestellt. Das Wissen, dass sie gut auf sich selbst aufpassen konnte, beruhigte mich kaum. Es konnte ihr immer noch etwas passieren, vor allem  wenn sie es nicht erwartete! Finster sah ich wieder zur Seite in Richtung des geschäftigen Treibens. Egal was ich jetzt tat, es würde mehr bringen als nur hier rumzustehen und Trübsal zu blasen. Widerwillig machte ich mich also wieder auf den Weg und betrat das Gedränge erneut. Ich folgte diesmal dem Strom der Leute um mich herum und behielt dabei die Umgebung im Auge. Nach einigen Minuten wollte ich mir eingestehen, dass das wohl kaum die beste Methode war Lucinda zu finden, da stach ein Mensch mir besonders ins Auge. Die Person hatte schwarze Haare und die Gesichtszüge... da war sie!
Sie stand etwas außerhalb in einer ruhigeren Ecke. Seltsamerweise schien sie vollkommen entspannt zu sein. Ich drängte mich durch die Leute und kam ihr immer näher. Es wurde etwas freier um mich herum und so begann ich schneller zu laufen. Ich näherte mich Lucinda von hinten und nahm sie am Handgelenk. „Lucinda, um Himmels Willen, da bist du! Ich dachte schon-"

„E-e-entschuldigen Sie? L-lassen Sie mich los!"

Frozen Blossom Band 2 ||•Kimetsu No Yaiba•||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt