Kapitel 29: Rettung in letzter Sekunde

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POV Lucinda

Gehetzt rannte ich blindlings durch den seltsamen Irrgarten aus Gängen. Mittlerweile hatte ich völlig die Orientierung verloren und traf nicht mal einen weiteren Teufel an, nachdem ich die Gruppe hinter mir abgelenkt hatte. Meine Wunden brannten durch den Kampf und die viele Rennerei höllisch und auch mein Körper wurde schwächer. Trotzdem biss ich die Zähne zusammen und lief weiter.  Wenn ich niemand von den Anderen finden würde, dann hätte ich ein gewaltiges Problem.
Keuchend schlitterte ich um die Ecke und blieb erschrocken stehen. Nur wenige Schritte vor mir kreuzte ein Gang vertikal den, in dem ich mich gerade befand, und mitten in der Luft schwebte, an merkwürdig aussehende Fäden gebunden, eine Art Kokon. Ein unheilvolles Gefühl überkam mich und ich wich beinahe einen Schritt zurück.

'Ist das...'

"Kibutsuji.", flüsterte ich lautlos. Meine Augen weiteten sich, als ich eine Bewegung an der Seite dieses Dings wahrnahm. Vorsichtig, auf jede kleinste Bewegung achtend, näherte ich mich dem Rand des Gangs und spähte zur Seite.
Kaum erkennbar konnte ich sehen wie eine Hand, offenbar die einer Frau, aus dem Kokon hing und ab und zu noch schwach zuckte. Ein Zipfel des Kimonos konnte ich ebenfalls gerade noch so ausmachen, dann wurde mir klar, dass es dieselbe Frau gewesen war, die Kibutsuji beim Anwesen angegriffen hatte.
'Ich muss ihr helfen! Sie steht auf unserer Seite!', dachte ich entschlossen und trat an die Kante. Geschickt sprang ich durch eine Lücke zwischen den Fäden und landete mit einem dumpfen Geräusch in dem Gang, der meinen von links gekreuzt hatte. Schnell befestigte ich meine Schwerter wieder an der Hüfte und beugte mich nach vorn über die Kante.  Auch wenn das Ausstrecken meines verletzten Arms einen weiteren Schmerzensblitz in mir auslöste, biss ich wütend die Zähne zusammen und griff nach der Hand. Ich spürte wie die Frau versuchte meine Hand zu greifen, doch sie erschlaffte schnell wieder.
'Wenn ich mich nicht beeile, stirbt sie noch! Was auch immer sie mit Kibutsuji getan hat, es muss sie schon viel Kraft gekostet haben ihn anzugreifen... wie konnte sie das bis jetzt überleben?', dachte ich und begann zu ziehen. Sofort merkte ich wie eine andere Kraft versuchte gegenzusteuern. Was auch immer hier gerade passierte, er schien momentan nicht das volle Potenzial seiner Kräfte ausschöpfen zu können. Woran das lag, war mir egal, mir war nur klar, dass ich das jetzt ausnutzen musste.
"Lass sie los du Dreckskerl!", fauchte ich wütend und nahm alle meine Kräfte zusammen. Stück für Stück kam zuerst der Arm, dann der Kopf und Oberkörper der Frau zum Vorschein. Sie hatte die Augen geschlossen und hing schlaff wie eine Puppe da. Erneut spannte ich meine Muskeln an und nahm, trotz der Gefahr des Herunterfallens, meinen zweiten Arm zur Hilfe. Mit einem Schrei befreite ich die Frau nun gänzlich aus diesem kokonartigen Ding. Durch den Schwung kippte ich nach hinten und zog sie gleichzeitig vom Abgrund weg.
'Weg... WEG!', war das einzige was ich denken konnte. Ich rappelte mich auf und zog die Frau hoch, damit ich ihren Arm über meine Schulter legen konnte. Humpelnd und mit knirschendem Kiefer entfernte ich mich so schnell es ging von dem Kokon. Erst als wir um mehrere Ecken gebogen waren, legte ich die Frau so sanft wie möglich ab und ließ mich an der Wand heruntersinken. Meine Arme schmerzten schlimmer als alle Peitschenschläge, die ich bisher kassiert hatte und einige Wunden waren bereits wieder aufgerissen.  Am Rande bekam ich noch mit wie mehrere Leute an uns vorbeirannten und sich in die Richtung bewegten aus der wir gerade gekommen waren. Als ich mich etwas aufrichtete, bewegte sich die Frau leicht und öffnete schwerfällig die Augen.
"Was ist passiert... bin ich gestorben?", fragte sie, mehr sich selbst als mich, doch ich antwortete trotzdem darauf: "Glücklicherweise habe ich deinem Sensenmann nochmal ein Schnippchen geschlagen auch wenn es verdammt knapp war."

Verwundert sah sie nach oben, sodass ihr Blick auf mich fiel.
"Gehörst du zu den Säulen?", fragte sie direkt, worauf ich die Augenbrauen hochzog.
"Zu dem Gesangsverein, der es im Kollektiv nicht mal geschafft hat sich Kibutsuji auf fünf Meter zu nähern? Nö.", gab ich sarkastisch zurück und zog scharf die Luft ein.
"Scheiße!", fluchte ich unterdrückt und presste meine Hand auf meine Schulter. Plötzlich schien sich bei der Frau ein Schalter umzulegen, denn sie begann sofort die langen Ärmel ihres Kimonos abzureißen und als provisorischen Verband über meine Wunden zu legen.
"Wer bist du?", fragte ich, während sie das tat. "Tamayo.", erwiderte sie kurz. Dann knotete sie den letzten Verband und sah wieder zu mir hoch.
"Ich danke dir, dass du mein Leben gerettet hast." - "Ich kann das nur zurückgeben, wir sind quitt Tamayo.", meinte ich mit einem kleinen, wenn auch schmerzerfüllten Lächeln. "Ich bin Lucinda."

Plötzlich flatterte hektisch eine Krähe an uns vorbei.

"Zurück! Zurück, kraah! Wartet bis die Säulen ankommen, kraah!", kreischte sie schon beinahe, bevor sie um die nächste Ecke verschwand.
"Was ist da hinten los?", fragte Tamayo mich. Etwas verwirrt sah ich sie an, anscheinend hatte sie keine Erinnerung an das was passiert war.
"Kibutsuji hat sich verpuppt oder sonst was.", antwortete ich düster. "Nur wird kein hübscher Schmetterling daraus."

Erschrocken weiteten sich die Augen der Frau und sie sprang auf. Bevor sie jedoch blindlings in die Richtung rennen konnte aus der wir gekommen waren, richtete ich mich ebenfalls auf und packte sie am Handgelenk.
"Du hast es gehört, wir sollen auf die Säulen warten! Wir beide sind nicht gerade in der besten Verfassung und-" - "Nein, ich muss ihn aufhalten!", schnitt sie mir das Wort ab. Plötzlich wurden ihre Pupillen zu Schlitzen und ich begriff warum sie sich so schnell erholt hatte. Sie war ebenfalls ein Teufel!

Bevor ich darauf etwas erwidern konnte, wurden wir von unzähligen Schreien unterbrochen. Sie kamen von dem Gang in dem sich auch Kibutsuji befand und ich verstand was passiert war.
"Scheiße...", murmelte ich und blickte hinter uns.
'Wo sind die anderen?', dachte ich hektisch, als meine Aufmerksamkeit wieder auf Tamayo gelenkt wurde, die sich losriss und den Gang entlangsprintete.
'Verdammt, sei doch nicht lebensmüde, du bist doch gerade eben schon fast gestorben!', schoss es mir durch den Kopf und nahm  die Verfolgung auf. Einige Gänge später blieb ich jedoch abrupt stehen und konnte bei dem Schauplatz, der vor mir lag, die aufkommende Übelkeit nicht unterdrücken.

Alle Gänge waren vom Boden über die Wände bis zur Decke mit Blut verschmiert und bespritzt. Unzählige, nicht mehr erkennbare Körperteile lagen in riesigen Blutlachen umgeben von Kleidungsfetzen und zerbrochenen Schwertern.
Ich konnte bei diesem grausamen Anblick keinen klaren Gedanken mehr fassen und starrte für einige Sekunden nur ins Leere. Dann riss ich mich zusammen, unterdrückte die Übelkeit, die von dem stark metallischen Geruch nur verstärkt wurde, und lief weiter. Als ich einmal nach links bog, rannte ich beinahe in Tamayo hinein, die wie erstarrt stehen geblieben war. Bevor ich sie jedoch anfahren konnte, was sie sich dabei gedacht hatte einfach loszurennen, fiel mein eigener Blick in den Raum, der sich nun vor uns erstreckte.

In der Mitte stand eine Gestalt und obwohl sich das Aussehen des Teufels extrem verändert hatte, so verriet mir die überwältigende böse Präsenz wer es war. Zweifellos.
Kibutsuji war voller Blut und hatte weiße Haare bekommen und überall an seinem Körper waren grotesk aussehende Mäuler mit spitzen Zähnen gewachsen.
Kurz war es still, dann konnte ich hektische Schritte hören, die aus dem Gang auf der anderen Seite des Raums direkt auf uns zukamen. Als die Personen um die Ecke bogen, hätte ich beinahe, einerseits vor Erleichterung, andererseits vor Angst, beinahe aufgeschrien. Es waren Giyuu und Tanjiro, beide verletzt, aber glücklicherweise am Leben.
Doch selbst mit ihnen schien die Lage aussichtslos, vorallem nachdem Kibutsuji die vielen Schwertkämpfer getötet und gefressen hatte.

Ein überwältigendes Gefühl der Angst kam in mir hoch.

Hab aus Langeweile mich mal daran probiert eine Szene als Mangapanel darzustellen...
Achtung, Augenkrebs alert XD

Achtung, Augenkrebs alert XD

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Joa...

Peace and Love,
Pia🖤

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