Kapitel 21: Die Frau auf dem Bild

1K 53 6
                                    

POV Lucinda:

Ich nahm ihm das Blatt aus der Hand und strich nachdenklich über die leicht vergilbten Kanten.
„Ja, es war in dem Buch, was du damals gefunden hast. Mir ist das gestern zufällig in die Hände, oder besser gesagt, auf den Kopf gefallen und dabei habe ich das Papier bemerkt.", antwortete ich dann. Giyuu schnaubte belustigt.
„Es ist dir auf den Kopf gefallen?" - „Offenbar wollte mir ein Poltergeist eins auswischen.", erwiderte ich trocken und musste selber lachen. Giyuu stütze sich auf den Ellenbogen und besah das Foto nochmal.
„Weißt du wer das ist?", fragte er. Ich kaute nervös auf meiner Unterlippe.
„Naja... ich glaube es... ist vielleicht meine Mutter. Diese Kette...", ich deutete darauf, „Ich bin mir sicher, dass mein... Vater sie auch hatte."
Kurz herrschte Stille.
„Bist du dir da wirklich sicher?" Ich seufzte auf.
„Ich weiß es nicht, aber sie und die Umgebung... es kommt mir so bekannt vor!" Betrübt sah ich erneut auf das strahlende Gesicht der Frau.
„Darf ich mal?", fragte Giyuu plötzlich. Ich nickte und gab ihm das Bild wieder. Er betrachtete es für einige Zeit genau bis sich auf einmal seine Miene erhellte. „Ich kenne diesen Berg!", sagte er.
„Wirklich.!", hakte ich aufgeregt nach. Er nickte bekräftigend.
„Ganz sicher. Als ich noch klein war haben wir in einem Dorf in der Nähe gewohnt. Damals sind wir... ich meine, bin ich immer dorthin zum Spielen gelaufen."
Ich sah ihn erstaunt an. Eine Welle der Aufregung überkam mich.
„Ich muss dort hin.", stellte ich fest. Giyuu setzte sich auf und sah mich an.
„Ich komme mit." - „Gut, aber erst wenn du wieder gesund bist.", meinte ich.
„Mir gehts wieder gut!" Plötzlich nieste er wieder und widersprach sich damit. Ich zog eine Augenbraue hoch. „So viel dazu.", kommentierte ich. Sanft drückte ich Giyuu an den Schultern wieder auf den weichen Futon. „Ruh dich bitte noch etwas aus, dann gehts dir auch schnell wieder besser."
Von ihm kam nur ein Seufzen. Lächelnd strich ich ihm über die Wange und beugte mich hinunter um ihm einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze zu geben. Dann schnappte ich mir das nicht mehr ganz so kühle Tuch und ging aus dem Zimmer um ein frisches zu holen. Als ich zurück kam, war Giyuu schon eingeschlafen. Zögernd und vorsichtig, um ihn nicht aufzuwecken, legte ich das feuchte Tuch auf seine Stirn. Meine Finger streiften dabei sein Gesicht und ich war glücklich darüber, dass es sich nicht mehr ganz so heiß wie am Morgen anfühlte. Ich nahm mir das Buch, das ich eigentlich schon gestern lesen wollte, und setzte mich wieder neben ihm. Nachdem ich einige Kapitel gelesen hatte, spürte ich wie Giyuu neben mir begann sich unruhig zu bewegen. Ich sah von der Seite auf und besorgt zu ihm hinüber.
‚Ein Fiebertraum wahrscheinlich...", dachte ich. Als er seinen Kopf zur Seite drehte, sah ich dass er sein Gesicht verzog während er etwas vor sich hin murmelte.
„Tsutako... nicht... pass auf..."
‚Wer ist Tsutako.', dachte ich verwirrt. Er ballte seine Hände zu Fäusten und warf den Kopf unruhig von einer Seite zur anderen. „Nein... bitte nicht... Tsutako!" Ich zögerte nicht lang und legte beruhigend meine Hand auf seine und flüsterte: „Giyuu... es ist alles gut. Ganz ruhig."
Giyuu rollte sich auf die Seite und griff mit seiner anderen Hand nach meiner. Das schien ihn zu beruhigen. Er hörte auf zu murmeln und auch sein Gesicht schien sich zu entspannen.

POV Giyuu:

„Giyuu, lauf weg, schnell! Ich kann ihn nicht lange aufhalten!"
Mit großen Augen und vor Schreck erstarrt, stand ich da. „Tsutako! Was-"
- „Lauf doch endlich!"
Die Arme der Schwarzhaarigen begannen zu zittern während sie mit aller Kraft versuchte sich den hungrigen Teufel vom Leib zu halten. Aus ihren Augen kamen schon die ersten Tränen und sie sah mich verzweifelt an. „Lauf kleiner Bruder, du darfst nicht sterben!" Immer noch konnte ich mich nicht aus meiner Schockstarre lösen und sah mit wachsender Panik wie der Teufel nun eine Hand mit langen Krallen hob. Seine Augen funkelten gierig während er die Hand hinabsausen ließ. „Tsutako! Nicht! Pass auf!!!"
Ein Schrei entfloh meiner Schwester als sich die Krallen tief in ihren Körper bohrten. „Giyuu... bitte. Lauf weg! LAUF WEG!", schluchzte sie beinahe hysterisch. Ihre Versuche sich zu wehren wurden langsam schwächer und erneut schlug der Teufel zu. Ich heulte auf und löste mich aus der Starre. „Nein... bitte nicht! Tsutako!" Stolpernd wandte ich mich dem Ausgang zu und rannte um mein Leben. Als ich jedoch aus unserem Haus hechtete, war ich vollkommen wo anders. Etwas berührte meine Hand und ich sah erschrocken zur Seite. Plötzlich ertönte aus dem Nichts eine sanfte, leise Stimme: „Giyuu... es ist alles gut... ganz ruhig..."
Suchend sah ich mich nach dem Ursprung der Stimme um, jedoch war niemand hier. Langsam beruhigte ich mich... langsam begann die Umgebung zu verschmelzen und alles wurde hell...

Langsam öffnete ich wieder meine Augen und atmete erleichtert auf. Es war nur ein schlechter Traum gewesen.
„Du bist wieder wach." Ich blickte nach oben und erkannte, nachdem meine Augen sich an die Helligkeit des vom Sonnenlicht erleuchteten Raums gewöhnt hatten, Lucinda, die mit einem sanften Blick zu mir heruntersah. Ich nickte und bemerkte, dass ich mich mit beiden Händen an ihrer rechten Hand festgeklammert hatte. Etwas zu fest. Ich lockerte meinen Griff und sah zu ihr hoch. „Entschuldige, hab ich dir wehgetan?", fragte ich leise. Sie schüttelte nur den Kopf.
„Mach dir da keine Sorgen, du hattest nur einen schlechten Traum.", antwortete sie und sah mich mit einer Mischung aus Besorgnis und Traurigkeit an. Ich rollte mich auf den Rücken und schloss die Augen erneut um ihrem Blick auszuweichen. Ich spürte wie sie ihre Hand auf meine Stirn legte.
„Dein Fieber ist gesunken.", meinte sie und klang deutlich glücklicher. Lucinda begann mir langsam und zärtlich durch die Haare zu fahren. Ein Lächeln formte sich auf meinen Lippen. Langsam begann der Alptraum in die Ferne zu rücken.
‚Das wird nie wieder passieren!', schwor ich mir. Ich würde auf keinen Fall auch noch Lucinda verlieren... nein, ich würde an ihrer Seite bleiben, egal wann oder wo. Und eines Tages, wenn wir vielleicht über die Teufel gesiegt hatten, auch zusammen leben... vielleicht... mit einer Familie.

Fragt mich nicht ob der Fakt, dass Giyuu damals in der Nähe gelebt hat, stimmt, das is meine künstlerische Freiheit gewesen🌚😂.
Tjaaa, da hat Lucinda ja ganz schön was aufgedeckt. Wie's wohl weitergehen wird? Dat sehen wir in drei Tagen wieder🌚.
Bis dahin, gehabt euch wohl😂
Peace and Love,
Pia🖤

Frozen Blossom Band 2 ||•Kimetsu No Yaiba•||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt