POV Giyuu:
Obwohl wir kaum Zeit mit Lucindas Familie verbringen konnten, mussten wir schon am nächsten Morgen abreisen. Meine Krähe hatte angekündigt, dass Meister Oyakata alle Säulen zu einer sehr wichtigen Versammlung einberief. Somit waren wir gezwungen uns auf den Rückweg zu machen. Ayame begleitete uns, nachdem wir uns von Sakura verabschiedet hatten, noch bis zum Dorfausgang. Lucinda schien, verständlicherweise, bedrückt zu sein, dass wir schon so früh gehen mussten und ihre Schwester versuchte sie aufzumuntern.
„Jetzt da du ja weißt wo wir sind, kannst du jederzeit uns besuchen kommen! Hier ist ja nicht das andere Ende der Welt und wir laufen dir nicht weg, keine Sorge.", sagte sie mit ihrem üblichen strahlenden Lächeln.
„Ich werd euch trotzdem vermissen.", seufzte Lucinda und umarmte Ayame nochmal. Ayame lachte nur und wandte sich dann an mich. Drohend deutete sie mit dem Zeigefinger auf mich.
„Und nun zu dir: ich schätze dich nicht als so einen Typen ein, aber wenn du meine Schwester verletzt, dreh ich dir den Hals um! Darauf kannst du Gift nehmen!", sagte sie. Ich schmunzelte über ihren Enthusiasmus und verschränkte meine Finger mit denen von Lucinda.
„Dann werde ich mich wohl hüten müssen.", gab ich mit einem leicht scherzhaftem Unterton zurück und drückte meiner Freundin einen Kuss auf die Stirn. Lucinda lächelte mich an und meinte dann: „Ayame, eigentlich sollte das mein Job sein. Du bist meine kleine Schwester."
Diese winkte nur ab.
„Achwo! Also dann ihr zwei, machts gut und kommt bald wieder vorbei!", sagte sie zum Abschied während wir das Dorf verließen.Gegen Nachmittag kam ich pünktlich zur Versammlung beim Hauptquartier an. Da die Versammlung ausdrücklich nur für die Säulen bestimmt war, hatten wir uns schon vorher getrennt. Während ich zur Versammlung ging, hatte Lucinda sich auf dem Weg zurück zu meinem Anwesen gemacht um auf mich zu warten.
Als die Versammlung begann, machte sich Unruhe unter uns allen bereit. Heute wurde Meister Oyakata von seiner Frau Amane vertreten, da seine Krankheit schlimmer geworden war. Auch ich konnte nicht umhin mir Sorgen zu machen. Wenn der Kopf der Demon-Slayer-Truppe zu dieser Zeit verstarb, würde das nichts Gutes nach sich ziehen...POV Lucinda
Nachdem wir uns getrennt hatten, machte ich mich auf den Weg zu Giyuus Anwesen. Ich war immer noch etwas traurig, dass wir so früh gehen mussten, doch gleichzeitig war ich unglaublich glücklich. Bis vor kurzem hatte ich noch nicht mal erahnen können, dass ich noch eine Familie hatte, doch das Schicksal schien einmal gnädig mit mir zu sein. Mit einem kleinen Lächeln betrat ich das Anwesen und zog mich schnell um. Danach setzte ich mich mit einem Buch auf den Boden vor der Tür und wartete darauf, dass Giyuu von der Versammlung wiederkam. Jedoch konnte ich mich kaum auf die Geschichte konzentrieren, denn immer wieder wanderten meine Gedanken woanders hin. Nachdem ich den gleichen Satz mindestens fünf Mal gelesen hatte und immer noch nicht registrierte was da stand, klappte ich mit einem kleinen Seufzer das Buch wieder zu und wartete einfach so. Ich dachte wieder zurück an meine Schwester und meine Mutter. Das Wiedersehen hatte einige Erinnerungen in mir geweckt, die lange vergraben waren, glücklicherweise aber nicht vollkommen in Vergessenheit geraten waren. Ich erinnerte mich daran, dass meine Schwester und ich immer gemeinsam beim Dorfbrunnen gespielt hatten und dass ich immer die Wassereimer getragen hatte, weil sie für Ayame zu schwer waren. Einmal waren wir besessen davon gewesen zu dem Berg zu kommen, sodass wir uns eines Morgens gemeinsam davonstahlen. Was danach passierte, wusste ich nicht mehr, aber ich erinnerte mich schwach daran, dass unser Vater uns gefolgt war und später wieder nach Hause gebracht hatte. Meine Gedanken schweiften unfreiwillig zu ihm. Hatte er den Pakt mit den Teufeln von Anfang an geschlossen. Oder war er anfangs noch ein richtiger Vater gewesen und hatte sich mit der Zeit gewandelt. Oder hatte Kibutsuji etwas damit zu tun.
Etwas frustriert seufzte ich. Auf all die Fragen würde ich wohl nie mehr eine Antwort bekommen. Auch wenn ich die Vergangenheit liegen lassen sollte, so hing ich mich immer an Fragen wie diesen auf...
Das Geräusch von Schritten ließ mich aus meinen Gedanken aufschecken. Ich blickte zum Eingang des Anwesens und ein kleines Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Ich stand auf, klopfte mir den Dreck vom Kimono und lief Giyuu ein Stück entgegen. Einige Schritte vor ihm geriet ich ins Stocken und runzelte die Stirn. Er sah überhaupt nicht glücklich aus, seine harten, verschlossenen Gesichtszüge verrieten mir, dass irgendwas passiert sein musste.
„Giyuu.", sagte ich leise und sah ihn an. Er ging einfach an mir vorbei und hob nicht einmal den Kopf um zu mir zu blicken. Etwas verletzt blieb ich stocksteif stehen und meine Sorge wuchs.
„Giyuu...", sagte ich erneut, doch diesmal leiser und sah ihm traurig hinterher während er nach drinnen verschwand. Kurz darauf nahm ich das Buch und betrat ebenfalls das Haus. Ich sah noch kurz wie Giyuu im Badezimmer verschwand, dann schlich ich wieder zurück ins Schlafzimmer. Dort stellte ich das Buch wieder zurück und setzte mich auf den Futon um zu warten. Etwas später kam er nur mit einem geöffneten Yutaka und einer Hose bekleidet wieder. Ein paar einzelne nasse Strähnen hingen ihm ins Gesicht und verdeckten es größtenteils, doch ich spürte, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Wortlos richtete ich mich auf und zog ihn in eine feste Umarmung. Ich merkte wie er sich kurz versteifte, bis er schließlich nachgab und seine Arme ebenfalls um mich schlang. Tröstend strich ich ihm über den Hinterkopf und vergrub mein Gesicht an seiner Schulter. Nachdem wir eine Weile in dieser Position verharrt waren, blickte ich zu ihm auf und flüsterte: „Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst... aber bitte ignorier mich nicht." Sein Griff verfestigte sich etwas, dann antwortete er nur: „Okay."
Ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht als ich einen Schritt zurücktrat. „Gut."
Ich versuchte einen Blick auf seine Augen zu erhaschen, doch seine Haare hingen ihm zu tief im Gesicht.
„Ruh dich bitte aus. Du siehst erschöpft aus.", murmelte ich während ich mich wieder auf den Futon setzte und neben mich klopfte. Er blieb kurz noch stehen, dann lief Giyuu langsam zu mir rüber und folgte meiner Bitte. Seinen Kopf legte er dabei auf meinen Schoss und kuschelte sich an mich.
‚Was um Himmels Willen ist passiert, dass er auf einmal so fertig aussieht.', dachte ich bedrückt und begann vorsichtig mit den Fingern über seine Wangen zu streichen. Er entspannte sich etwas und atmete tief aus.
„Es wird schlimmer.", sagte er plötzlich in die Stille hinein. Mein Herz machte einen erschrockenen Satz. Was meinte er damit.
Als könnte er Gedanken lesen, redete er weiter: „Die Teufel werden stärker, vorallem die Teufelsmonde, während die Zahl der Schwertkämpfer schneller sinkt als je zuvor." - ‚Verdammt... das ist nicht gut.'
Giyuu verstummte wieder und sah mit halbgeschlossenen Augen zu mir hoch. Ich versuchte ihm ein ermutigendes Lächeln zu schenken, scheiterte aber leider kläglich an dem Versuch. Jedoch bemerkte ich, dass ihn noch etwas anderes beschäftigte.
‚Sollte ich ihn danach fragen.... oder doch nicht.'
Hin und hergerissen blieb ich still und Schweigen umhüllte uns beide.
„Es gibt aber eine Möglichkeit für uns noch stärker zu werden."
Ich hob fragend eine Augenbraue als er das sagte. Noch stärker als sowieso schon. Wie wäre das möglich.
„Tokito und Kanroji haben im letzten Kampf gegen einen der höheren Teufelsmonde etwas entdeckt, was ihre Kräfte immens gesteigert hat. Es ist wie eine Art Zeichen, das sie mitten im Kampf bekamen, worauf sie nochmals stärker wurden."
Ich war jetzt ernsthaft verwirrt. Viele Fragen schwirrten in meinem Kopf, doch ich hielt ein und blieb still während er weiterredete.
„Wir vermuten, dass dieses Zeichen nur Säulen bekommen können... wir werden uns kampfbereit machen um Kibutsuji so schnell wie möglich anzugreifen. Nur... werde ich wahrscheinlich das Zeichen nicht bekommen..."
Ich blieb weiterhin kurz still, dann erhob ich leise meine Stimme: „Warum solltest du es nicht bekommen. Du bist mindestens genauso stark wie die beiden, wenn nicht sogar noch stärker."
„Ich habe den Platz einer Säule eigentlich nicht verdient."
Das traf mich hart und kam vorallem überraschend. Eine undefinierbare Spannung lag plötzlich in der Luft während ich Giyuu anstarrte.
„Was... was meinst du damit. Was redest du da für einen Quatsch.", sagte ich heftig. Sein Blick huschte kurz zu mir, dann blickte er wieder stur gerade aus.
„Sabito hätte an meiner Stelle sein sollen. Ich hätte anstelle von ihm bei der Prüfung sterben sollen."
Es war als hätte man mir ein Schwert ins Herz gerammt als ich ihn das so monoton sagen hörte. Ich merkte wie sich die Tränen ihren Weg bahnten und spürte wie die erste über meine Wange lief. Laut schluchzte ich auf, was Giyuu erschrocken und überrascht zu mir nach oben sehen ließ
„Wie... wie kannst du so etwas sagen.! Bitte... ich kenne deinen Freund nicht und kann auch nicht sagen was er bei der Prüfung gefühlt haben musste, aber ich bin mir sicher... dass er... dass er nicht wollen würde, dass du so denkst.", sagte ich mit zitternder Stimme. Eine Träne, die an meinem Kinn hing, fiel auf sein Gesicht. Ich wandte mich ab und wischte mir mit dem Ärmel über die Augen, bevor ich schluckte und stockend weiterredete: „Ich weiß wie du dich fühlen musst, ich selber denke jedes Mal zurück und frage mich manchmal ob ich es bei dem was ich getan haben, verdient hab zu leben. Aber.. wenn ich dich ansehe, dann verdrängt der Wunsch bei dir zu sein alles andere und ich kann einfach nur glücklich sein! Ich will nicht, dass du so denkst! Du bist so ein wunderbarer Mensch und mein einziger Wunsch ist, dass du glücklich wirst! Giyuu, versteh bitte, dass wir beide an unserer Vergangenheit nichts ändern können, aber immer noch die Möglichkeit haben, die Zukunft zu verbessern!"
Danach brach meine Stimme komplett ein und die einzigen Laute, die meinen Mund verließen, waren Schluchzer.
Meine Sicht war durch die Tränen verwischt, doch ich erkannte und spürte auch wie Giyuu sich aufrichtete und mich in eine feste Umarmung zog.
Nach Halt suchend klammerte ich mich an seine Schultern und weinte weiter.
„Es tut mir leid... so unglaublich leid.", murmelte er und ich schüttelte nur den Kopf. „Bitte, bleib einfach."Eine Ewigkeit später hatte ich mich etwas beruhigt und er ließ mich langsam los. Mit geröteten Augen sah ich zu ihm. Giyuus Blick schien traurig und schuldig zu sein. Eine Weile lang sagte keiner von uns beiden was, dann sah er mir mit einer plötzlichen Entschlossenheit in die Augen und nahm meine Hände in seine, bevor er zu sprechen begann:
„Wenn das alles hier vorbei ist, Lucinda, wenn wir Kibutsuji besiegt haben, dann werde ich mich endgültig von meiner Vergangenheit lösen. Meinen Blick in die Zukunft richten, das schwöre ich dir. Aber nur..."
Er machte eine kurze Pause.
„Aber nur wenn du das gleiche tust. Kannst du mir das versprechen?"
Ich sah ihn verwundert und überrascht an. Ein warmes Gefühl überkam mich und verdrängte den leichten Schmerz, den ich bis dahin noch gefühlt hatte und ich schaffte es ihm ein kleines Lächeln zu schenken. Überschwänglich fiel ich ihm um den Hals und flüsterte in sein Ohr:
„Ich schwöre es dir. Wenn das alles vorbei ist, werden wir beide einmal neu anfangen. Das verspreche ich dir tausend mal."
Ich spürte wie Giyuu merklich ruhiger wurde während wir uns vorsichtig, immer noch eng umschlungen auf den Futon niederließen. „Gut.", sagte er nur, doch alleine daran konnte ich hören, dass es ihm schon etwas besser ging. Ich lächelte und begann kleine Küsse an seiner Schläfe zu verteilen.
„Ich liebe dich.", murmelte er und ich hauchte zurück: „Ich dich auch."Uhm ja, ist dezent lang geworden.
Ich glaube man merkt, dass ich davor „Das Schicksal ist ein mieser Verräter" gelesen hab ;—;.
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Frozen Blossom Band 2 ||•Kimetsu No Yaiba•||
Фанфик!Abgeschlossen, aber weiterhin für Requests offen :)! Nach dem großen Kampf gegen einen von Kibutsujis mächtigsten Anhängern, ist Lucinda geflohen. Aus Angst und Schuld, weil sie denkt, dass sie für all das verantwortlich ist. Während die anderen S...