Kapitel 2

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Endlich war der Tag gekommen, an dem ich meinen Bruder kennenlernen sollte. Schon drei Tage vorher konnte ich nicht mehr richtig schlafen und war den ganzen Tag über aufgedreht. Endlich holte mich mein Patenonkel ab und wir flogen in die Winkelgasse. Dort war ich bis jetzt nur einmal gewesen mit meiner Mum. Schließlich brachte er mich in ein Gasthaus mit dem Namen: Zum tropfendem Kessel.

Dort setzten wir uns in einen kleinen Raum und als es an der Tür klopfte ging Lupin raus. Kurze Zeit später, öffnete ein großer Mann die Tür. Er hatte lange struppige Haare und einen verklebten Bart. „Hallo Isabell. Ich bin Rubeus Hagrid, der Wildhüter von Hogwarts. Darf ich dir jemanden vorstellen.", begrüßte er mich freundlich. Ich stand von meinem Stuhl auf und wischte die schwitzigen Hände an der Hose ab. Mein Herz pochte so laut, dass es im ganzen Raum zu hören war. Schließlich machte Hagrid einen Schritt zur Seite und da stand ein Junge. Sein schwarzes Haar hing ihm ins Gesicht und auf seiner Nase trug er eine Brille. Sofort als ich ihn sah spürte ich es. Ich hatte plötzlich das Gefühl nicht mehr alleine zu sein. Nie wieder allein sein zu müssen. Er kam in den Raum und ich ging ihm entgegen, bis wir nur noch wenige Meter von einander entfernt standen. „Hallo.", sagte ich kaum hörbar und er lächelte schief. „Hallo.", antwortete er und reichte mir seine Hand. Ich schüttelte sie höfflich. Als unsere Hände sich berührten, spürte ich eine Art elektrischer Schlag, als hätte man lange die Hände auf einem Samt Sofa gerieben. Wir setzten uns hin und ich starrte ihn an. „Du siehst aus wie Dad.", gab ich von mir und zeigte ihm das Bild in meiner Kette. Er nahm es und sah es sich genau an. „Und du siehst aus wie Mum.", lächelte er und betrachtete das Bild. Ich schmunzelte und nahm die Kette wieder zu mir. „Hast du etwas von ihnen?", fragte ich neugierig nach. Er schüttelte traurig den Kopf. „Ich habe nur das." Er zeigte mir seine Narbe auf der Stirn und ich stand auf, um sie näher anzusehen. „Es tut mir leid Harry. Es tut mir leid, dass ich nichts von dir wusste. Ich hätte so gern einen Bruder gehabt. Aber jetzt habe ich dich." Meine Worte sind leise, aber Harry zieht mich dennoch in eine Umarmung. Noch nie zuvor fühlte ich mich so mit einem Menschen verbunden. „Mir tut es auch leid Schwesterchen.", murmelte er in mein Ohr und ich drückte ihn fester an mich. Endlich hatte sich ein Teil der Leere in meinem Inneren ausgefüllt.

So saßen wir noch einige Stunden zusammen und er erzählte mir von seinem bisherigen Leben. Erschüttert hörte ich ihm zu, wie er von meiner Tante, meinem Onkel und Cousin erzählte. Sie müssen schreckliche Muggel sein, wie kann man nur so sein eigen Fleisch und Blut behandeln. Dann erzählte ich ihm von meinem Leben und meiner Mum. Er sah mich etwas neidisch an und ich nahm seine Hand. „Keine Angst Harry, jetzt wird es nie wieder so sein wie vorher. Wir sind Geschwister, Zwillinge. Obwohl wir uns erst seit wenigen Stunden kennen, habe ich das Gefühl, wir kennen uns schon ein Leben lang.", versichere ich ihm eindringlich. Harry grinste mich breit an. „Ich habe das gleiche Gefühl Isabell.", bestätigte Harry. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, nenn mich Issi.", wende ich kichernd ein und haue ihm auf die Schulter. Als es an der Tür klopfte, spitzelte Hagrid rein. „Entschuldigt ihr beiden, aber wir müssen los, wenn ihr noch eure Liste abarbeiten wollt.", teilt er uns mit. Er grinste uns dabei nett an und so standen wir auf und folgten ihm nach draußen. Ich hatte ganz vergessen, dass wir noch unsere Zaubersachen kaufen mussten. Konzentriert sah ich auf die Liste und Harry bemerkte, dass wir gar kein Geld hatten. Wieder grinste Hagrid und führte uns zu einem großen weißen Gebäude, dass die Winkelgasse in zwei weitere Gassen aufteilte. „Das Kinder ist Gringotts, die Zaubererbank.", erklärte uns der Halbriese, während wir das Gebäude musterten. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Zum ersten mal fiel mir dieses riesige Gebäude auf. „Und da ist unser Geld?", fragte ich Hagrid verwirrt und auch Harry sah ihn mit großen Augen an. „Ja Isabell, da haben eure Eltern euch Geld hinterlassen.", antwortete Hagrid euphorisch. Wow, ich konnte es einfach nicht fassen.

So schritten wir durch die große Tür und sofort bemerkten Harry und ich die ganzen kleinen Männer. „Hagrid was sind das für Wesen?", fragte Harry schüchtern und ich musterte sie eindringlich. „Das ihr lieben sind Kobolde. Sie sind nicht gerade die nettesten Kreaturen.", widerfuhr es Hagrid und wir kamen an einen freien Schalter. Während Hagrid mit dem Kobold sprach, sah ich mich genauer um. Die Kronleuchter waren voller Spinnenweben. Einige Kobolde wogen Münzen mit kleinen Messingwagen ab. Als Hagrid schließlich mit dem Kobold verschwand, zog Harry mich mit. „Ist das nicht unglaublich aufregend.", flüsterte ich ihm zu und er nickte eifrig. Schon stiegen wir in eine Art Wagon und fuhren eine wilde Strecke. Ich klammerte mich fest während Harry Spaß bei der Fahrt hatte.

Als wir ankamen, stiegen wir aus dem Gefährt und der Kobold ging auf ein Verlies zu. Nummer 687. Hagrid reichte ihm die Laterne und schließlich unseren Verliesschlüssel. Als die dicke, schwere Tür aufschwang, erblickten wir einen riesigen Haufen von Goldmünzen. Harry und ich rissen die Augen förmlich auf und ich konnte es nicht fassen. Noch nie zuvor hatte ich so viel Geld gesehen. Wir gingen motiviert hinein und fanden in einer Ecke weitere Münzen. Sie waren Silbern und wenige Bronzen. „Wow, und das gehört alles uns?", fragte ich Hagrid verwirrt. „Natürlich, dachtet ihr etwa, eure Eltern haben nicht für euch gesorgt?" Harry und ich griffen nach zwei Lederbeuteln, die auf einer kleinen antiken Truhe lagen. Wir packten einige der silbernen Münzen ein und viele von den Goldenen. Während wir zu einem weiteren Verlies gingen, erklärte ich Harry, dass die goldenen Münzen Galleonen waren, die silbernen Sickel und die am wenigsten Wert waren, hießen Knuts.

Schließlich kamen wir vor Verlies 713 zum Stehen und der Kobold öffnete die Tür. Ich konnte nicht sehen was darin war, nur das Hagrid es schnell an sich genommen hatte. So gingen wir zurück in die Winkelgasse, denn wir mussten noch unsere Zaubersachen besorgen. Hagrid besorgte für uns die Bücher und Harry und ich gingen den anderen Kram besorgen, wie zum Beispiel unsere Umhänge für die Schule.

„Wir brauchen noch Zauberstäbe.", sagte Harry und Hagrid zeigte auf einen Laden. „Na dann los zu Ollivander, da gibt es die Besten." Etwas eingeschüchtert von der Atmosphäre des Ladens gingen wir beide hinein. „Hallo, ist hier jemand?", fragte ich in den staubigen Raum. Die Regale waren bis obenhin vollgestopft mit länglichen Schachteln. Plötzlich kam ein Mann zwischen zwei Regalen hervor und lächelte uns an. „Ich habe mich schon gefragt, wann sie wohl hier auftauchen würden. Die Potter Zwillinge.", ertönte die kratzige Stimme eines alten Manne. Harry und ich warfen uns einen irritieren Blick zu. Schon begann Ollivander nach Zauberstäben zu suchen und kam mit vier Schachteln zurück. „Hier Mr. Und Ms. Potter." Er reichte uns jeweils einen Zauberstab und wir nahmen sie an. „Sie müssen ihn schwingen.", sagte der alte Mann und wir taten es. Bei mir passierte nichts, Harry räumte ein Regal aus. Erschrocken legte er den Stab zurück und auch ich hatte nicht den Richtigen. Wir bekamen die nächsten und als ich meinen in die Hand nahm, umfing mich ein eigenartiges Gefühl. Es begann mit einem Kribbeln in den Fingern und breitete sich bis in meine Haarspitzen aus. Es fühlte sich an, als hätte ich viel zu heißen Tee hinunter geschluckt, dessen Wärme sich in meinem ganzen Körper verteilte. „Wow.", hauchte ich und Ollivander kam auf mich zu. „Sehr schön, Ms. Potter. Dies ist ein Zauberstab aus Rebstock mit Drachenherzfaser als Kern. Er ist gut biegsam und 10 Zoll lang. Dies ist ein außergewöhnlicher Zauberstab." Stolz packte ich ihn zurück in die Verpackung und wartete auf Harry. Nach dem dritten Versuch hatte auch er seinen Zauberstab gefunden. Ollivander erzählte ihm, dass der Bruder des Zauberstabs, ihm seine Narbe verpasst hatte. Mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf, was das zu bedeuten hat bezahlten wir unsere Stäbe und gingen nach draußen auf die menschenüberfüllte Straße. „Jetzt bräuchten wir noch eine Eule, ich meine wenn du möchtest.", sagte ich zu Harry, welcher mir begeistert zu nickte.

Schnell eilten wir mit Hagrid zu der Tierhandlung. Harry suchte sich unter den ganzen Eulen, eine Schneeeule aus. Ich nahm einen kleinen Kauz, der immer ein Auge leicht zudrückte und so wie ein kleiner Bösewicht aussah. Sein braunes Gefieder war schön gemustert und so kauften wir uns Haustiere. Voller Stolz und voll Euphorie gingen wir zum tropfenden Kessel und aßen noch eine Kleinigkeit. „Es war wirklich ein schöner Tag gewesen. Ich freu mich schon sehr auf Hogwarts.", bemerkte ich und aß den letzten Happen. Hagrid reichte uns nach dem Essen jeweils ein Zugticket für den Hogwartsexpress. Als Harry und ich uns verabschiedeten, fielen wir uns in die Arme. „Wir sehen uns in zwei Wochen am Bahnhof wieder Harry.", sagte ich tapfer und verdrückte mir eine Träne. Ich wollte meinen Bruder nicht verlassen. Schließlich brachte Hagrid Harry nach Hause und meine Mum holte mich mit meinem ganzen Kram ab. Ich erzählte ihr von meinem tollen Tag und wie sehr ich mich auf die Schule freute.

Zauberhafte Welt- Eine Familie (Fred Weasley FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt