Kapitel 23

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Verdutzt sahen wir alle Luna an. Wir gingen nicht weiter auf das Thema ein, wer oder was die Kutsche zog, Hauptsache wir kamen an. Umgezogen saßen wir in der Großen Halle. Freds Hand ruhte auf meinem Oberschenkel, während er mit George und Lee sprach. Ich hingegen hörte dem Lied des Sprechenden Hutes zu. Dieses Jahr sang er darüber, dass wir Schüler zusammenhalten sollten, egal welchen Häusern wir angehörten. Danach hielt Dumbldeore eine Ansprache. Pflege magischer Geschöpfe wurde dieses Schuljahr von Raue-Pritsche unterrichtet. Von Hagrid sagte er allerdings kein Wort.

Harry hatte uns selbstverständlich erzählt, dass Dumbledore ihm aus dem Weg ging. Zu guter Letzt stellte er unsere neue Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste vor. Als Harry sie sah, bemerkte er sofort, dass sie bei seiner Anhörung war. Das würde bedeuten, sie arbeitete für das Ministerium.

Nachdem sie auch an uns ihre Worte richtete, blickten Hermine und ich uns besorgt an. „Was hat das zu bedeuten?", fragte Ron unsicher. „Das Ministerium mischt sich ein.", sprach ich leise und rieb mir über die Stirn. Danach wurden die Erstklässler in ihre Häuser eingeteilt. Hermine und Ron kamen nun also ihren Pflichten nach und führten die Kinder zum Turm. Harry sah ihnen neidisch hinterher und ich stupste in gegen die Schulter. „Alles in Ordnung?", fragte ich ihn und sah im Hintergrund Schüler, die ihre Köpfe zusammensteckten. „Ja, bestens." Sein Ton sagte aber etwas ganz anderes.

Zusammen mit den Zwillingen und Lee, schlenderten Harry und ich zum Gemeinschaftsraum. Fred sprach ganz begeistert von ihren Erfindungen und schmunzelnd lief ich neben ihm. Harry hingegen starrte nur geradeaus. Ab und an hörte ich seinen Namen, der geflüstert wurde. Ich hatte geahnt dass es dieses Schuljahr schlimm werden würde. Letztes Jahr hatte er schon so gelitten, als er Teilnehmer des Turniers wurde. Mit diesen Gedanken schritten wir durch das Portrait der fetten Dame und alle Gespräche verstummten, als sie meinen Bruder sahen. Seamus fing verärgert eine hitzige Diskussion an. Fred und George halfen mir die beiden auseinander zuziehen, bevor das noch in einer Prügelei endete. Harry war so aufgebracht und stürmte in seinen Schlafsaal. Nachdenklich sah ich ihm nach. Ich hatte ihn noch nie so wütend erlebt. „Der wird schon wieder.", widerfuhr es Fred, der sich dicht neben mich stellte.

Am nächsten Tag begann unser Unterricht. Jeder Lehrer machte uns darauf aufmerksam, dass dieses Jahr unsere ZAG's anstanden. In Geschichte und Wahrsagen, bemühte ich mich sehr nicht den Faden zu verlieren. Snape machte uns klar, dass er nächstes Jahr nur Schüler mit der Bestnote unterrichten würde. Ich prahlte nicht gerne über meine Schulnoten, aber dank Hermine hatte ich jedes Jahr in Zaubertränke die Bestnote erzielt. Nur Wahrsagen und Kräuterkunde zählten nicht zu meinen Stärken. Darin hatte ich nur ein E (Erwartungen übertroffen).

Am Nachmittag hatten wir unsere erste Stunde bei Umbridge. Diese setzte dieses Schuljahr nur auf reine Theorie. Keine Anwendung von Zauberei. Natürlich zog sie über die vergangenen Lehrer her, die davor dieses Fach unterrichtet hatten. Vor allem Lupin beleidigte sie schwer und ich riss mich zusammen, nicht aus der Haut zu fahren. Wütend ballte ich meine Hand zu einer Faust und das so fest, dass ich danach Abdrücke meiner Fingernägel in der Handfläche hatte. Hermine versuchte aus ihr die Wahrheit heraus zu kitzeln, warum wir hier nicht zaubern durften, doch scheiterte kläglich. Harry jedoch fing einen richtigen Streit mit ihr an. Er meinte, dass es schwarze Magie nicht nur theoretisch existierte. Laut erzählte er von Voldemorts Rückkehr und Cedrics Tod. Umbridge machte Harry mundtot, indem sie ihn öffentlich als Lügner darstellte. Zur Strafe musste er nachsitzen.

Ich konnte mir diesen Unterricht nicht länger antun und griff in meine Umhangstasche. Dort hatte ich ein Nasenblutnougat von Fred und George versteckt. Unauffällig steckte ich es mir in den Mund und kaute es. Sofort kribbelte es in meiner Nase und schon tropfte das Blut auf mein Tisch. „Ms. Potter?", fragte Umbridge verstört und ich tat so als würde ich nichts merken. „Sie bluten ja.", gab sie entsetzt von sich und ich sah an mir herunter. Mein Tisch war voller Blut und gespielt überrascht fuchtelte ich herum. „Professor, bitte helfen sie mir. Es hört nicht auf.", flehte ich panisch und drückte mir den Umhang gegen die Nase. Überfordert sah sich Umbridge um. „Professor," sagte ich lauter und fing langsam an zu weinen, wodurch meine Szene noch glaubhafter wirkte. „Mr. Weasley bringen sie Ms. Potter bitte sofort in den Krankenflügel.", forderte sie Ron auf.  Panisch stand mein Mitschüler auf und half mir aufzustehen. Ich versuchte weiter die Blutung zu stoppen und tropfte den ganzen Boden voll. Als wir draußen auf dem Flur waren lachte ich leise los. Verwirrt sah Ron mich an. „Nasenblutnougat.", flüsterte ich leise und Ron grinste breit. „Wow, das war genial.", schwärmte er. Etwas entspannter schlenderten wir Richtung Krankenflügel. Madame Pomfrey bekam die Blutung ohne Probleme unter Kontrolle und gab mir einen Stärkungstrank.

Die Stunde war zum Glück vorbei und wir gingen in den Gemeinschaftsraum, damit ich mich umziehen konnte. Denn wenn ich an mir herunter sah, sah ich aus als hätte ich jemanden ermordet oder wäre selbst ein Opfer gewesen. Zufällig saßen Fred und George im Gemeinschaftsraum und als sie meinen vollgebluteten Umhang sahen, kamen sie besorgt auf mich zu. „Issi, was ist passiert?", fragte Fred schockiert und musterte mich eindringlich. Ron und ich lachten wieder los. „Nasenblutnougat ist echt super." , teilte ich den beiden mit und lachte inzwischen Tränen. Als sie es realisierten, stimmten sie mit ein. „Ihr hättet sie sehen müssen. Sie hatte es unglaublich gut gespielt. Umbridge war komplett überfordert. Sie hat sogar echte Tränen geheult.", prahlte Ron und Fred sah mich begeistert an. „Wahnsinn. Und wie war es? Hat es stark geblutet und wie lange?", fragte er interessiert und ich rollte die Augen. „Also es hat wirklich stark geblutete und die Hälfte der Zeit würde auch reichen. Ich war nach 20 Minuten ganz blass geworden.", erzählte ich den beiden. George schrieb sich alles auf. „Wenn ihr mich entschuldigt, ich muss mich umziehen.", So verschwand ich und wechselte meine Sachen.

Als ich zum Abendessen in die große Halle kam, konnte ich die Gespräche über Harry und Umbridge überall hören. Hermine funkelte mich böse an und ich sah zu Ron. Er hatte ihr verraten was es mit dem Nasenbluten auf sich hatte. „Issi, das was du getan hast, kann ich nicht fassen. Das war echt.", doch Ron fiel ihr ins Wort. „Fantastisch.", vollendete er den Satz. Dann sah ich zu Harry, der sich immer wieder umsah. Als einige versuchten ihn zu provozieren, damit er wieder ausrastete, flohen wir vier in den Gemeinschaftsraum. Dort entdeckten wir Fred und George, die ihre Leckereien an Erstklässlern testeten und Hermine ging aufgebracht dazwischen. Ron hielt sich da raus was auch die klügere Entscheidung war.

Die nächsten Tage gingen stressig weiter und ich war nur noch mit Hausaufgaben und lernen beschäftigt. Harry hatte seine Strafe bei Umbridge abgesessen und jedes mal wenn er bei ihr war, durchfuhr mich ein eigenartiges Gefühl, so als würde jemand an der Oberfläche meiner Haut kratzen. Am Wochenende nahm ich mir Zeit für Fred und wir verbrachten einen schönen Tag am Seeufer. „Worüber denkst du nach?", wollte Fred wissen, als ich mit dem Kopf auf seiner Brust lag. „Ach ich werde das Gefühl nicht los, dass Umbridge nur Ärger bringen wird.", gestand ich ihm ehrlich. Fred streichelte zärtlich meine Schulter und ich zog seinen Geruch ein. Sein Herzschlag war regelmäßig und brachte mich auf andere Gedanken. Doch auch dieser Tag endete und ich konzentrierte mich wieder auf die Schule.

Am Abend saß ich wieder an meinen Hausaufgaben und vor mir war ein Stapel Bücher. Da kam Harry auf mich zu und setzte sich neben mich. Er sah fertig aus. „Was ist los?", fragte ich beunruhigt und legte den Kopf schief. „Hast du schon die Neuigkeiten von Ron gehört?" „Wenn du meinst, dass er nun unser Hüter ist, dann ja. Aber was ist mir dir?", hakte ich erneut nach und legte meine Feder weg. Harry sah sich im Raum um und blickte ins Feuer. „Harry, ich spüre doch, dass es dir nicht gut geht. Du kannst mir doch alles sagen.", versicherte ich ihm und rückte näher heran. Harrys Augen funkelten mich schuldbewusst an und er zeigte mir schließlich seinen Handrücken. Schockiert untersuchte ich die Wunde. Feine Linien waren in seine Haut geritzt und ich legte meine Hand auf den Mund. „Ich soll keine Lügen erzählen.", las ich vor und spürte wie die Wut in mir hochkam.

Schnell zog Harry seinen Pullover drüber und tat so, als wäre es nichts dramatisches. „Harry, das ist Folter. Geh damit zu McGonogall.", schlug ich vor, aber er schüttelte den Kopf. Mir fiel nur eine Möglichkeit ein, wie ich Harry ablenken konnte. „Komm mit.", sprach ich einfühlsam. Ich nahm seinen Arm und zog ihn hinter mir her. Wir schlichen uns in die Küche und da kam schon ein glücklicher Dobby angerannt. „Harry und Isabell Potter.", begrüßte er uns und schüttelte unsere Hände. „Hey Dobby. Einmal das Übliche.", forderte ich und zwinkerte dem Hauselfen zu. „Was machen wir hier Issi?", fragte Harry angespannt und ich zog ihn auf einen kleinen Hocker. Schon kam Dobby mit einem Eimer Eis zurück und mit zwei Löffeln. Dankend nahm ich es an und reichte Harry einen der Löffel.

Mein Bruder und ich saßen nun Eis essend in der Küche und sahen den Hauselfen bei der Arbeit zu. Wenige räumten auf und putzten fleißig. Jeder weitere Löffeleis verbesserte Harrys Laune und ich lächelte triumphierend. „Machst du das öfter?", fragte mich Harry und ich wischte meinen Schokomund an einem Küchentuch ab. „Nein, wie kommst du nur darauf?" Ich zwinkerte ihm zu und wir aßen den Eimer leer.

Zauberhafte Welt- Eine Familie (Fred Weasley FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt