ℒℯ𝒷ℯ 𝓌ℴ𝒽𝓁...

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Jimin Pov.

Als ich das nächste Mal aufwache, ist alles dunkel im Zimmer. Nur dank der leisen Atmung von Hoseok, weiß ich, dass ich nicht allein bin. Da ich immer noch unheimlich müde bin, rücke ich daher noch näher an die Person, der ich gerade am meisten vertraue und ziehe tief seinen süßen Duft in meine Nase. Für einen kleinen Moment scheint meine Welt in Ordnung.

Doch wie durch einen Blitz, schlägt mir der Gedanke an meine Mutter in den Kopf. Gestern Abend sah sie so schlecht aus. Sie wartet sicherlich schon auf mich. Voller Panik und Adrenalin setze ich mich auf. Ich muss so schnell, wie es nur geht, nach Hause. Auch Hoseok wird durch meine hektische Bewegung wach. Schnell schaltet er seine Nachttischlampe an. Außer einer Boxershorts trägt er nichts und seine roten Haare stehen ihm leicht vom Kopf ab. Von der plötzlichen Helligkeit geblendet kneift er seine Augen zusammen und sieht mich an.

"Jimin, was ist denn auf einmal los?"

"Meine Mama. Ich muss zu ihr. Gestern ging es ihr nicht gut." Erkläre ich kurz meinen Grund und fische meine Klamotten vom Fußboden.

"Wie spät ist es?", hänge ich noch gleich hinten dran. Nebenbei ziehe ich mir mein Shirt über den Kopf.

"Kurz vor 11 Uhr", gibt der Rothaarige von sich und steht ebenfalls auf. Genauso hektisch wie ich, zieht er sich  an.

"Willst du mit?", frage ich nur verwundert, was er gleicht mit einem hektischen Nicken bestätigt.

"Denkst du ich lasse dich allein durch die Welt stolzieren, nachdem du gestern zusammengebrochen bist? Am liebsten würde ich dich eigentlich ans Bett fesseln, damit du dich mal ausruhst!", schimpft der Ältere mit mir, jedoch bin ich froh, dass er mich so sehr unterstützt und wenigstens er sich Sorgen um mich macht. Obwohl ich ihm natürlich nur ungern Sorgen bereite. Nachdem er mich dazu gezwungen hat, wenigstens im Auto noch etwas zu essen, sind wir jetzt bei mir zu Hause. Hoseok kennt bereits die Umstände in denen ich lebe, daher brauch ich mich auch nicht schämen, als er mit in die Wohnung kommt. Trotzdem ist es mir immer ein bisschen unangenehm, Leute mit in die Wohnung zu nehmen.

Da ich sie im Wohnzimmer nicht sehe, stürme ich danach gleich in ihr Schlafzimmer. Noch immer liegt sie unter ihrer Decke und scheint zu schlafen. Doch bereits auf den ersten Blick sehe ich, dass es ihr ganz und gar nicht gut geht. Auf ihrer Stirn stehen Schweißperlen und ihre Haut hat einen ziemlich gelblichen Ton angenommen.

Sofort hole ich eine Jacke und ziehe sie ihr über. Hoseok zieht ihr währenddessen ein paar Schuhe an.

"Lass uns ins Krankenhaus fahren, Jimin. Deine Mutter muss dringend behandelt werden."

Zustimmend nicke ich, denn genau die gleichen Gedanken habe ich auch. Unter keinen Umständen will ich sie verlieren. Meine Befürchtung von gestern Abend scheint sich zu bewahrheiten. Sie ist momentan meine einzige Familie. Zusammen mit meiner zitternden Mutter sitze ich auf der Rückbank von Hoseoks Wagen. Trotz der dicken Decke, welche wir um sie geschlungen haben, ist ihr eiskalt. Aus ihrem Gesicht ist jegliche Farbe verschwunden und sie bringt kaum ein Wort über ihre Lippen. Sie hält nur ganz fest meine Hand und versucht mich aufmunternd anzulächeln.

So eine Art von Lächeln habe ich bei ihr aber noch nie gesehen. Es löst aber ein bitteres Gefühl in mir aus, was mich traurig werden lässt. Es sieht aus wie ein 'Alles wird gut' Lächeln von einer Person, die genau weiß, dass wahrscheinlich nicht alles gut wird. Ja es kommt mir sogar fast vor, wie ein 'Lebe wohl' Lächeln. Mein Herz zieht sich bei diesem Gedanken zusammen und ich verfestige den Griff um ihre Hand, in der Hoffnung sie so bei mir behalten zu können.

Die Fahrt zum Krankenhaus dauert eine gefühlte Ewigkeit, obwohl ich genau weiß, dass Hoseok schon ziemlich schnell gefahren ist. Als ich dort meine Mutter in die Notaufnahme trage, wird sie mir sofort abgenommen und gleich von einem Arzt in Obhut genommen. Zu meiner Beruhigung wird sie gleich in die verschiedensten Untersuchungen geschickt.

Vor Aufregung zittere ich selbst am ganzen Leib, weshalb Hoseok meine Hand nimmt und sich mit mir ins Wartezimmer setzt. Ich kann nicht fassen, was gerade alles passiert und mache mir einen Vorwurf nach dem anderen. Auch, wenn ich es vielleicht nicht bin, fühle ich mich verantwortlich für diese Situation.

Wäre ich doch bloß nicht arbeiten gegangen...

Hätte ich sie doch nur mal zu einem Entzug gezwungen...

Hätte ich uns doch nur mal Hilfe gesucht....

Hoffentlich ist es nicht all zu schlimm...

Ich hätte niemals diesen Job annehmen dürfen, dann hätte ich mehr Zeit für sie gehabt...

In meinen Gedanken versunken, kriege ich gar nicht mit, wie der Arzt zwei Stunden später zu uns ins Wartezimmer kommt. Erst durch das erklingen seiner Stimme, schaue ich leicht erschrocken zu ihm auf.

"Würden Sie bitte kurz mitkommen?", bittet er uns und bringt uns in einen Behandlungsraum. Nachdem wir uns auf die zwei Stühle, welche dort vor seinem Schreibtisch stehen, gesetzt haben, schließt er die Tür und setzt sich auf seinen Stuhl. Zwar kriege ich es kaum mit, da ich die ganze Zeit abgelenkt bin, aber Hoseok hält die ganze Zeit meine Hand und hat sie auch noch nicht einmal losgelassen.

"Also Herr Park. Wir haben ihre Mutter vorerst auf die Intensivstation legen müssen, da sie uns ein paar Mal bei den Untersuchungen weggesackt ist. Zudem befindet sie sich auch gerade im künstlichen Koma. Ihr Körper und all ihre inneren Organe machen auch keinen guten Eindruck. Des Weiteren leidet ihre Mutter an einer sogenannten Schrumpfleber, das ist sozusagen das Endstadium einer Leberzirrhose und leider nicht mehr heilbar. Hat sie in den letzten Tagen irgendwelche gesundheitlichen Auffälligkeiten gezeigt?"

"Naja, sie isst sehr wenig. Dauernd erzählt sie mir, dass sie keinen Hunger hat und wenn sie etwas isst, dann bricht sie es sofort wieder aus." Schildere ich dem Arzt und ich merke wie sich ein Kloß in meinem Hals bildet.

"Sie sagten es wär nicht mehr heilbar...Kann sie also daran sterben?", meldet sich nun Hoseok besorgt zu Wort. Er klingt genauso unsicher, wie ich.

"Im Endstadium der Leberzirrhose liegt die 2-Jahres-Überlebensrate bei lediglich 38%. Ich sage es ihnen am besten so wie es ist. Ihre Mutter hat diese zwei Jahre wahrscheinlich schon bald hintersich. Es grenzt an ein Wunder, dass sie nicht schon früher diese Beschwerden hatte. Es tut mir leid."

False Confidence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt