False Confidence

𝒮𝓊𝓇𝓅𝓇𝒾𝓈ℯ

Jungkook Pov.

Dieser Tae verschwindet auch gleich, nachdem wir wieder den Raum verlassen haben, zu seinen Jungs. Welche immer noch nur geiern und sich wahrscheinlich kein Stück wegbewegt haben.
Schnell verschwinde ich hinter dem Vorhang in den hinteren Raum.

Erschöpft lass ich mich an meinem Schrank hinunter gleiten und stütze meinen Kopf mit meinen Händen.
Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich in zwei Stunden Feierabend habe. Deshalb öffne ich meinen Schrank und krame nach den Schmerztabletten, die ich mir gleich zu Beginn mitgebracht habe.
Ohne diese, würde ich wahrscheinlich kein Meter mehr gehen können. Hoffentlich würde das heute der einzige Sex bleiben, ich bin so müde und fühle mich so ausgelaugt.

Die Wirkung der Tablette setzt ein und ich gehe wieder zurück in den Laden. Alle sind gut drauf und es herrscht eine bomben Stimmung. Jimin sitzt wie immer, bei einer Gruppe von Frauen und Jackson sehe ich gerade nicht, wahrscheinlich hat er Kundschaft.

Der Rest der Schicht ging schnell vorbei. Pünktlich zu 3.00 Uhr, leert sich der Laden. Wie gestern auch gehen Jimin und ich stillschweigend gemeinsam die Straße entlang. Jeder in seinen eigenen Gedanken versunken.
Nur ein beherztes Gähnen verlässt Jimins Mund.

"Montag werde ich dann unsere Scheinbeziehung beenden", gebe ich von mir und schaue zu Jimin, welcher nur resignierend nickt.

"Mach, ich bin nächste Woche eh wieder in meiner alten Klasse", antwortet er ohne mich anzusehen.

"Du Jimin, bei welchem Urologen bist du? Ich muss Hoseok mein erstes Atest bringen", füge ich noch hinzu, damit meine erste Frage nicht all zu komisch rüber kommt.

"Bei Herrn Shin, der ist so ziemlich in der Nähe unserer Schule. Ich kann dir die Telefonnummer schicken, wenn du willst."

"Ja, das wär nett."

Und somit herrscht wieder Ruhe. Mit Jimin ein Gespräch aufzubauen ist wirklich frustrierend. Er fragt nämlich nie Sachen zurück. Wenn ich mit ihm spreche, komm ich mir immer vor, wie ein nerviger Moderator, der seinem berühmten Gast dauernd Fragen stellt.

Drei Wochen später

Den Drops, dass Jimin und ich nicht mehr zusammen sind, haben die Schüler gut geschluckt. Natürlich gibt es jetzt neue Gerüchte, aber die sind mir zum ersten Mal in meinem Leben egal.
Herr Min hat sich nicht weiter dazu geäußert und geht mit mir um, wie immer.
Was ihn wohl an Jimin so stört? Ich mein, eigentlich kann es ihm doch egal sein, ob er zu spät kommt oder nicht.

Mit dem Job komme ich sehr gut klar. Mittlerweile bin ich ein fester Bestandteil des Teams und finde es gar nicht so schlimm, wie ich es mir zu Anfang vorgestellt habe.
Selbst meine Noten bessern sich, da ich in der Schule nun einen freien Kopf habe und aufpassen kann.
Selbst mein Vater redet nun wieder mehr mit mir, nachdem ich mit zwei Einsen nach Hause gekommen bin.

Mittlerweile sind unsere Gespräche am Abendbrotstisch nicht mehr so distanziert, wie nach Namjoons Tod. Mein Vater lernt mich jetzt erst richtig kennen. Traurig, aber immerhin lieber spät, als nie.
Heute ist der Tod meines Kumpels genau einen Monat her, weshalb ich nach der Schule gleich in einen Blumenladen gehe und den schönsten Strauß kaufe, den ich finden kann.
Danach laufe ich natürlich gleich zum Friedhof, der nur von wenigen Leuten besucht wird.

Immer wenn ich Zeit habe komme ich hier her und erzähle ihm kurz, was in meinem Leben so passiert. Ich will gar nicht wissen, wie er reagieren würde, wenn er wüsste, dass ich als Stripper und Teilzeit Nutte arbeite.

"Hallo Jungkook. Deckst du schon mal bitte den Tisch? Ich gehe nur Hände waschen und danach helfe ich dir", begrüßt mich mein Vater mit einer ungewohnt guten Laune.
Da ich diese seltene Stimmung nur ungern vermiesen möchte, beginne ich alles auf den Tisch zu stellen.

"Du sag mal, deine Noten sind ja in letzter Zeit besser geworden. Hast du jetzt endlich die Themen verstanden?", spricht mich mein Vater auch gleich auf meine Noten an.
Doch kurz gefriert mir das Blut in den Adern. Was sollte ich denn jetzt darauf antworten?

"Ja, ich hab einen ganz guten Ausgleich gefunden...", sage ich ein Viertel der Wahrheit.
Die Augen meines Vaters weiten sich interessiert.
"Aha und was für einen?"

"Sport", entgegene ich nur kurz und knapp und entscheide mich, das Thema wieder auf die Schule zu lenken.
"Ich kann mich dank dem Sport viel besser konzentrieren und muss kaum noch irgendetwas nacharbeiten."

Lächelnd nimmt er mir die nun halbe Wahrheit ab und somit ist das Thema beendet.

Gegen 20 Uhr verschwindet mein Vater in seinem Büro. Nachdem ich mich nochmal um 21 Uhr bei ihm gemeldet habe, dass ich jetzt 'schlafen' gehe, wünscht er mir eine gute Nacht. Das Schlafzimmer meines Vaters liegt im Erdgeschoss, weswegen er sowieso nicht mehr in mein Zimmer kommen würde.
Eine halbe Stunde später schnappe ich mir meine Tasche, hänge sie mir über die Schulter und mache mich auf den Weg zum Club.

Ab der Hälfte des Weges, treffe ich auf Jimin. Ein paar Worte wechselnd gehen wir zusammen Richtung Club. Beide tragen wir unsere großen Sporttaschen über den Schultern, in denen die frisch gewaschene Klamotten drin sind, die wir eben aus der Reinigung geholt haben.
Wir unterhalten uns wirklich gut, doch plötzlich bleibt der Blonde abrupt stehen. Da ich bis eben die ganze Zeit einfach nur auf den Boden gesehen habe, hebe ich meinen Blick.

Mein Herz setzt für einen Moment aus, als ich sehe, wer da vor uns steht.
Mein Mathe- und Physiklehrer höchstpersönlich.