ℐ 𝒽𝒶𝓉ℯ 𝓎ℴ𝓊, ℐ 𝓁ℴ𝓋ℯ 𝓎ℴ𝓊

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Jungkook Pov.

Nicht wirklich besser gelaunt, als am Tag davor, schleppe ich mich wieder in die Schule.
Ich kann von Glück reden, dass ich zu Hause noch etwas Make up habe, denn sonst würden sich jetzt tiefe Ringe unter meinen Augen abzeichnen.

Ganze dreimal hat Taehyung mich noch mal daran erinnert, meinen Part durchzusprechen, damit heute auch ja nichts schief läuft.
Ich versteh, dass er alles perfekt haben will. Aber das ist noch lange kein Grund, so einen Stress zu verbreiten.
Selbst mein Vater meinte, dass es doch wohl langsam reichen würde, das durchzusprechen.
Und wenn er das sagt, dann muss es wirklich genug sein.
Taehyung ist einfach ein extremer Kontrollfreak.

Meinen Text kann ich deswegen auch schon in- und auswendig.
Ich hatte die ganze Nacht nichts besseres zu tun.
Wach war ich eh gewesen.
Mein Vorhaben meine Gefühle gegenüber ihm einzustellen, hab ich schon über Board geworfen, nachdem er mir die erste Nachricht geschrieben hat.
Der Inhalt war einfach nur, dass er mich das erste Mal erinnern wollte. Doch schon allein, seinen Namen auf meinem Sperrbildschirm zu sehen, brachte mir ein dämliches Grinsen ins Gesicht.

Danach habe ich mir verboten zu lächeln, wenn ich seinen Namen wiedersehe. Schon beim zweiten Mal, konnte ich mich nicht daran halten.

Jetzt habe ich die Hoffnung, dass sie von allein mit der Zeit verschwinden.
Wenn sie das nicht tun, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mich geschlagen zu geben und abzuwarten, was die Zeit wohl mit sich bringt.

Mit Kopfhörern in den Ohren betrete ich das Schulgelände.
In der Ferne sehe ich, wie der Schwarzhaarige bereits am Eingang steht und auf mich zu warten scheint.
Seine Tasche hat er quer über seinen Oberkörper gehangen und in einer leichten Schräglage lehnt er sich gegen die Wand neben dem Eingang.

Automatisch richte ich meinen Blick auf den Boden. Ich weiß ganz genau, das seine Augen auf mir liegen. Mein Körper aber leider auch, denn er gibt wieder Reaktionen von sich, die mir bisher noch immer fremd sind.

Es ist mir wirklich ein Rätsel, wie Jimin es geschafft hat seine Gefühle für Hobi so lang für sich zu behalten.
Mir fällt es ja schon schwer, nicht wie ein Irrer zu grinsen, wenn ich Taehyung sehe.
Wahrscheinlich ist es einfach Gewöhnungssache. Umso öfter man diese Person sieht und man weiß, was für Gefühle sie in einem auslösen, desto besser kann man sich darauf einstellen und leichter über sie hinwegsehen.

Für mich ist das aber alles so neu. Meine Knie werden weich. Mein Bauch kribbelt aufgeregt. Ich lache über jeden noch so unlustigen Satz, den er sagt.
Jede Berührung seinerseits fühlt sich goldwert an.
Ich könnte gefühlt noch hundert weitere Dinge aufzählen, die mir fremd sind. Dazu komme ich aber nicht, denn in der Sekunde stehe ich vor dem Älteren und ziehe meine Ohrstöpsel aus meinen Ohren.

Nur dadurch, dass mein Blick weiterhin auf den Boden gerichtet ist, sehe ich, dass mein Gegenüber zwei verschiedene Socken trägt.
"Na, stressigen Morgen gehabt?" Mutmaße ich und stecke mein Handy in meine Jackentasche.

Irritiert sieht er mich an.
"Was meinst du?"

Mit meinem Finger deute ich auf seine Füße.
"Deine Socken. Sie sind unterschiedlich."
Als würde er es jetzt erst bemerken, hebt er leicht seine Hose an und betrachtet die kleine Katastrophe.
Dort leuchten quasi eine grüne und eine rote Socke um die Wette.

"Mist, das habe ich heute früh gar nicht mitgekriegt. Ich war so in Gedanken bei unserem Vortrag...", nuschelt er in seinen nicht vorhandenen Bart und richtet seinen Blick wieder auf mich. Seine Hose ist aber lang genug, dass man es nicht sofort erkennt, wenn man nicht darauf achtet.
Natürlich habe ich schon längst dieses ununterdrückbare Lächeln im Gesicht.
Für einen kurzen Moment sehen wir uns genau in die Augen und ich glaube in dem Augenblick mein Herz schlagen zu hören.
Ich weiß gar nicht, wann ich mich so in ihn verguckt habe. So plötzlich, wie das hier auf einmal alles passiert, geht mir das viel zu schnell.

"Wollen wir?" Reißt er mich aus dem Moment und geht ins Schulgebäude.
Mit zwei schnelleren Schritten habe ich ihn eingeholt und zusammen gehen wir in den Unterricht.

Die Präsentation läuft wie am Schnürchen. Im ruhigem und verständlichem Tempo arbeiten wir Folie für Folie ab und bringen das Thema näher an die Klasse.
Bei den ganzen professionellen Wörtern, die Tae in meinen Text gebaut hat, fühle ich mich wie der Professor höchstpersönlich.
Selbst unser Wirtschaftslehrer nickt anerkennend.

Taehyung referiert gerade seinen letzten Teil zuende, als er auf einmal eine Überleitung zu mir raushaut, welche mich kurz nach Luft schnappen lässt.
"Aber wie genau diese Leute dazu kommen sich prostituieren zu lassen, kann uns mit Sicherheit Jungkook besser erklären."

Dabei schwingt eine gewollte Zweideutigkeit in seiner Stimme. Das ganze unterstreicht er dann auch noch mit einem gefälligen Grinsen.
Ich schwöre, wenn es mir nicht die Note versauen würde, hätte ich ihm jetzt glatt meinen Hefter an seinen Kopf geworfen.
Doch ich halte mich im Zaum und schenke ihm nur einen 'was-soll-das-Blick', bevor ich mein altbekanntes Lächeln aufsetze und Faktoren aufzähle, die dort eine ausschlaggebende Rolle spielen. Nachdem ich fertig bin und Taehyung nun zum Schluss kommt, packe ich meinen Hefter auf den Lehrertisch und nehme mir die Handouts zur Hand.

Nach 15 Minuten beenden wir unseren Vortrag und während ich mit den Schülern das Handout durchgehe und Fragen beantworte, baut der Ältere alles ab und packt seine Laptop zurück in seine Tasche.
Unter anerkennendem Applaus setzen wir uns schließlich zurück auf unsere Plätze.

Sofort drehe ich mich zu ihm um.
"Sag mal, spinnst du?"
Flüstere ich so wütend, wie es nur geht.

Er weiß genau, was ich meine, weswegen er nicht weiter nachfragt, sondern gleich rechtfertigt.
"Was denn? War doch ne normale Überleitung...
Weiß ja nicht jeder, wie viel Wahrheit dahinter steckt."

"Was war das denn für ne NORMALE Überleitung? Echt ein Wundern, dass du Lehrer wirst. Aber wahrscheinlich nehmen die heutzutage eh jeden!"

Mit diesen Worten drehe ich mich um.
Innerlich koche ich vor Wut und gleichzeitig verfluche ich mich dafür, dass ich für so einen taktlosen Idioten tatsächlich Gefühle habe.
Um meiner Wut Luft zu machen, beiße ich meinen Kiefer fest aufeinander.

Mehrere Male höre ich ihn noch meinen Namen flüstern. Doch nach dem dritten Mal hebe ich einfach nur meinen Mittelfinger und beende somit jegliches Gespräch.
Gefühlt tausende Male habe ich ihm gesagt, dass er zu diesem Thema einfach seine Fresse halten soll, aber scheinbar interessiert ihn das einen feuchten Dreck.














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