Jungkook Pov.
Montag.
Den gesamten Tag laufe ich schon durch die Gegend, ohne überhaupt wirklich anwesend zu sein.
Selbst nachdem mich Hoseok gestern Abend nach Hause geschickt hat, konnte ich kein Augen zu tun.
Der Unterricht zieht sich wie Kaugummi und ohne Taehyung im Nacken sitzen zu haben, ist der Tag auch irgendwie nur halb zu lustig.Ich hätte wirklich niemals gedacht, sowas zu sagen, aber ich vermisse seine Anstichelungen und Bemerkungen, die er immer so leise von sich gibt, dass nur ich sie hören kann.
Herr Min hat uns gesagt, dass Taehyung mit Sicherheit noch diese Woche fehlen wird.
Auch wenn ich mich vor dem nächsten Zusammentreffen fürchte, bin ich trotzdem traurig über diese Nachricht.
Ich weiß nicht, ob ich es wirklich schaffe, mich dazu zu überwinden zu ihm ins Krankenhaus zu gehen. Die Angst, dass er mich wieder angebrüllt ist einfach zu groß.In den Pausen bin ich ab jetzt auch öfters allein. Jimins Prüfungen sind fast vorbei. Ab nächster Woche starten die Mündlichen und dann gibt es Zeugnisse.
Das heißt, dass er höchstens noch dreimal zur Schule kommen wird.
Was ich danach in den Pausen machen werde, weiß ich auch noch nicht.
Taehyung bleibt auch nur bis zu den Sommerferien, ehe er in den Hörsaal zurückkehrt.
Wirklich Interesse neue Freunde zu finden, habe ich aber auch nicht.
Wozu auch? Ein Jahr ist schneller rum, als einem manchmal lieb ist.Der Weg nach Hause zieht so an mir vorbei, wie der bisherige Tag.
Ich habe mir vorgenommen heute ALLES meinem Vater zu erzählen. Was er davon halten wird?
Ich habe keine Ahnung.
Innerlich habe ich mich die ganze Nacht auf alles vorbereitet. Von Tötungsabsichten, bis hin zu unergründlichen Emotionalen Ausbruch, ist alles dabei.
Das Einzige was ich hoffe, ist einfach nur, dass er überhaupt eine Reaktion zeigt und nicht einfach nur kurz zuhört, um mich dann weiter zu ignorieren.Bevor es aber soweit ist, gehe ich nach oben in mein Zimmer und lasse mich dort auf mein Bett fallen.
Die Müdigkeit zerrt an mir und damit falle ich keine halbe Stunde später in eine unruhigen Schlaf.Panisch reiße ich meine Augen und auf und setze mich blitzschnell auf. Mein gesamter Körper ist nass geschwitzt und meine Haare kleben an meiner Stirn. Eilig sehe ich aus dem Fenster und ich könnte mir selbst dafür eine klatschen, als ich sehe, dass es bereits dunkel ist.
Eigentlich wollte ich mich wenigstens noch etwas zurecht machen, ehe ich zu meinem Vater gehe und ihm alles gestehe.
Es muss aber schon nach 10 Uhr sein, da es ja schon dunkel ist. Also, muss es jetzt wohl so gehen.Schnell schlüpfe ich in saubere Klamotten und schaue noch einmal in den Spiegel, ehe ich auf der Treppe nach unten gehe.
Wie üblich, sitzt mein Vater in seinem Büro. Die Tür ist leicht angelehnt, weshalb ich erkennen kann, dass er immer noch arbeitet.
Nur die Schreibtischlampe hat er angeschaltet, denn sonst wirkt der Raum ziemlich finster.
Vorsichtig lasse ich meinen Knöchel gegen die schwere Holztür fallen, um mich wenigstens anzukündigen.
Es kommt aber kein 'Herein', so wie ich es erhofft habe.
Alles bleibt stumm. Nur das Klappern der Tastatur ist zu hören.
Mein Herz schlägt gegen meine Brust und wie immer, wenn ich nervös bin, sind meine Hände schwitzig und meine Knie so weich, wie Wackelpudding.Als auch nach weiteren 10 Sekunden kein Laut ertönt, fasse ich einfach die Türklinke und schiebe die Tür so weit auf, dass ich problemlos den Raum betreten kann.
Für eine Millisekunde sehe ich, wie er seine Augen kurz auf mich richtet. Sofort aber schaut er wieder auf seinen Rechner.
Ohne einen Laut von mir zu geben, setze ich mich auf einen der zwei Sessel, welche vor seinem Schreibtisch stehen.
Aufgeregt knete ich meine Hände in meinem Schoß und mit jeder Sekunde die vergeht, wächst die Hemmung, auch nur ein Wort zu sagen.
Bevor ich aber eine Rückzieher machen kann, gebe ich mir einen gewaltigen Ruck und rufe mir Hoseoks Drohung ins Gedächtnis."Er heißt Taehyung. Er ist Praktikant an unserer Schule. 20 Jahre alt und lebt allein in einer Wohnung, am anderen Ende der Stadt", plappere ich die ersten Sätze herunter, die ich mir schon mal zurecht gelegt habe. Ab jetzt, weiß ich aber auch nicht weiter.
Sein Blick ist zwar immer noch starr auf den Desktop gerichtet, jedoch ruhen seine Finger jetzt auf der Tastatur. Ein Zeichen, dass er mir zuhört.
"Ich hab ihn nicht auf der Hochzeit kennengelernt. Wir sind uns das erste Mal im Stripclub 'Golden People' begegnet. Dort habe ich insgesamt jetzt zwei Monate gearbeitet.
Ich habe es aber nicht getan, weil ich es toll fand oder man dort viel Geld verdient..... ich habe es getan, weil ich mich so klein und unbedeutend gefühlt habe."
Wieder atme ich einmal tief ein und aus.
"Meine Kündigung, ist dort schon so gut wie eingereicht.
Es tut mir leid.
Auf der Hochzeit hat Taehyung mich damit aufgezogen, dass dieser Job ein Geheimnis ist. Deswegen bin ich auf den Spielplatz gerannt. Ich habe bis dahin, ungefähr 4 oder 5 Wochen im Club gearbeitet und mir ehrlich eingeredet, das ich doch schon viel selbstsicherer bin. Taehyung hat mir aber immer wieder die Augen geöffnet und mir den Boden unter den Füßen weggerissen.Gut eine Woche nach der Hochzeit, stand er dann auf einmal als Praktikant vor unserer Klasse.
Du kannst mir glauben, begeistert war ich nicht. Eigentlich hatte ich gehofft ihn nach dieser Feier nie wiederzusehen. Eines Tages haben wir dann eine Partnerarbeit aufgebrummt bekommen. Und so kam es halt, dass Taehyung bei uns zu Hause war. Und ja, den Rest kennst du ja schon....
An dieser Stelle tut mir es wirklich leid, wegen dem Pool. Ich wusste wirklich nicht, dass du damit so ein Problem hast....Jedenfalls haben wir die Präsentation gehalten und dadurch, dass er keine Farben unterscheiden kann, hat er meinen Hefter mit eingesteckt. Jimin war aber kurz vor seiner Wirtschaftsklausur, sodass er sich nochmal meinen Hefter ausleihen wollte. Ihn hab ich übrigens auch im Club kennengelernt und heute ist er mein bester Freund. Seine Mutter ist an einer Schrumpfleber gestorben, weil sie Alkoholikerin war. Sein ganzes Leben lang, hat er sich nur um sie gekümmert. Er hat zum Beispiel wegen der Miete für die Wohnung, im Club gearbeitet.
Letzten Freitag bin ich dann halt zu Taehyung gefahren, um den Hefter wiederzuholen. Dabei hatte ich die feste Absicht, am Abend wieder zu Hause zu sein. Es tut mir leid, dass ich dir weder Bescheid gesagt, noch mich gemeldet habe.
Ich hatte die schönste Nacht meines Lebens", bei dem Teil, schleicht sich mir ein ununterdrückbares Lächeln ins Gesicht."Und am Morgen wollte er mich auch gleich nach Hause fahren. Damit Jimin eher lernen kann, haben wir den Hefter gleich zu ihm gebracht. Auf dem Rückweg sind wir gegen die Sonne gefahren. Selbst für mich war es schwer, die Ampel deutlich zu erkennen.
Das soll jetzt keine Rechtfertigung sein oder so. Ich will dir nur verdeutlichen, dass Tae nicht Schuld ist, denn ich hätte das Selbe getan.
Er hat gebremst um sich einen besseren Überblick verschaffen zu können und auf einmal hat uns auch schon jemand von hinten gerammt.
Bis Samstag wusste ich übrigens selbst nicht mal, dass er Farbenblind ist, dass hat er mir erst nach dem Unfall ins Gesicht gebrüllt. Du warst in diesem Fall mal der Erste, der von etwas wusste.
So das war erstmal alles in der Zusammenfassung.
Seit einer Woche weiß ich, dass ich Taehyung wirklich liebe und ich werde mein bestes tun, damit wir wieder zueinander finden. Der Streit am Samstag war sehr heftig. Dennoch hat er mir mit seinen Worten die Augen geöffnet.
Nur durch ihn, kündige ich jetzt im Club und ich will mich wirklich bessern."Damit beende ich meine Beichte. Mein Herz rast in meiner Brust. Jetzt steht nur noch die Reaktion von meinem Vater aus.
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False Confidence
Fanfiction||𝚅𝚔𝚘𝚘𝚔|| Jungkook ist am Boden zerstört. Die verfremdete Beziehung zu seinem Vater, der Tod seines einzigen Freundes und vor allem er selbst, machen ihm das Leben schwer. Als einzige Jungfrau des gesamten Jahrgangs, macht er sich selbst umheim...