Wahre Liebe

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Out of my hands - Milow

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Ein lautes Klopfen und regelmäßiges Wiehern riss mich aus meinem Schlaf. Ich setzte mich im Bett auf und sah auf die Uhr. 2.30 Uhr mitten in der Nacht. Wieder dieses laute Klopfen, wieder das Wiehern. Der Haflinger würde uns alle noch in den Wahnsinn treiben. Leicht wütend stand ich auf und band meine zerzausten Haare zu einem hohen Zopf. Ich zog mir meine schwarze enge Jeans und mein kariertes Hemd über und verließ mein Zimmer. Leise schlich ich durch die Wohnung, um die anderen nicht zu wecken, so lange es der Hengst noch nicht getan hatte. Leise schloss ich hinter mir die Haustür und zog meine Vans über. Mein Weg führte über die kaum beleuchtete Ranch in den Stall. Ich machte das Licht an, nahm ein Halfter von dem Harken und ging zielstrebig dem Lärm nach. Vor der Box des Hengstes blieb ich stehen, atmete tief durch und öffnete die Tür. Der Hengst verstummte und sah mich gleichgültig an.

"Du willst arbeiten? Okay. Dann arbeiten jetzt!"-ich und legte das Halfter an. Ich führte ihn aus seiner Box und ging genervt aus der Stallgasse zu dem größten aller Reitplätze. Ich führte ihn auf diesen Reitplatz und band ihm am Gatter fest. Dieser Reitplatz war mit Kuhgattern eingezäunt und war hatte extra hohe Zaunelemente, damit auch die Springpferde nicht abhauen konnten. Ich pfiff nach Dexter, der durch die Dunkelheit angelaufen kam. Ich machte an dem Halfter von 'Rudi' eine Longe fest und begann ihn zu longieren. Anfangs buckelte er und versuchte abzuhauen, doch Dexter hielt die offene Seite in Richtung andere Hälfte der Reitbahn, mit Knurren zu. Rudi ergab sich diesem Machtkampf nach kurzer Zeit und lief brav im Kreis. Er kannte es, das stand fest. Er war erzogen wurden und das sehr gut, denn seine Gänge waren außergewöhnlich schön und flüssig für einen Haflinger. Er war auch nicht sehr dick und auch nicht ungepflegt. Als ich ihn nach einiger Zeit von der Longe ließ, zeigte er wieder sein typisches Gesicht. Wild, ungestüm, nervös, angespannt, unzufrieden. Er rannte an den Metallstäben der Umzäunung lang und wieherte. Dann blieb er stehen und lauschte. Keine Antwort. Er wieherte und wartete wieder auf eine Antwort, die wieder nicht kam. Er trabte auf und ab und war einfach nur laut. Ohne Probleme ließ er sich von mir einfangen und wieder an die Longe nehmen. Kaum hatte er eine Aufgabe, war er ruhig, doch als er wieder nichts zu tun hatte, randalierte er wieder. Ich beobachtete ihn dabei. Es war nicht sein Bestreben etwas kaputt zu machen. Nein, viel mehr war es der Wunsch gehört zu werden. Ich ging auf den Hengst zu und hielt ihm meine Hand entgegen, er schnupperte daran und drehte dann den Kopf wieder weg. Vorsichtig streichelte ich über seinen Hals. Er stand einfach nur da und ließ die Ohren hängen. Mehr als durcheinander ging ich ins Haus und setzte mich in Irene's Büro an den Schreibtisch. Ich durchsuchte den Ordner von 'Rudi'. Sein eigentlicher Name war 'Rudokko'. Ich sah mir den Stammbaum an, las mir jeden Text durch. Bewunderte die Auszeichnungen und Gewinne. Dann kamen Bilder wie er aufwuchs. Gemeinsam mit großen Pferden vielen Menschen, die sich gut um ihn kümmerten und dann die Bilder wie er eingeritten wurde. Ein junges Mädchen saß damals auf seinem Rücken. Er war brav und es schien ihn nicht zu stören. Auf den weiteren Bildern sah man wie 'Rudi' langsam zu einem stattlichen Hengst wurde und an Muskeln aufbaute. Das Mädchen war auf vielen Bildern zu sehen und dann gab es ein Bild, wo man Rudi und das Mädchen von hinten auf einem Feld stehen sah. Beide wirkten glücklich. Ich sah raus aus dem Bürofenster auf den Reitplatz der mit Scheinwerfern beleuchtet wurde. Da stand der Haflinger, erstmals ruhig. Seine Ohren hingen seitlich herunter. Die Tür ging plötzlich auf und Irene kam verschlafen herein und sah mich fragend an.

"Was macht der Haflinger draußen und was machst du?"-sie.

"Der Haflinger hielt mich wach und dann hab ich ihn erziehen wollen"-ich.

"Und?"-sie und setzte sich gegenüber von mir

"Er ist perfekt erzogen"-ich

"Und wieso verhält er sich so?"-Irene und sah raus zu dem Haflinger.

Together, we are strongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt