Gespräch zwische Feinden

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Say something - Christiana Aguilera

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Am nächsten morgen stieg ich ohne jeglichen Schlaf in den weißen Van. Louis neben mir, genauso wenig Schlaf. Ebenso Charlie, Dylan und Mitchell. Somit musste Jus den dunkel braunen Van fahren und Kyle unseren. Die Nacht über hatte Dexter gebrannt. Seine Asche war nun in einer Urne auf dem Armaturenbrett. Es war traurig, aber vorhersehbar. Für uns hieß es nun nach vorne schauen und weiter machen, doch das war nicht so einfach getan wie gesagt. Dexter war immer da, egal wann, egal wo, egal wie, egal wieso. Er war da. Immer. In guten und schlechten Zeiten. Er erlebte so viel mit. Er war für meine Familie da als sie zerbrach. Er lernte mir das Leben ohne Mutter und jetzt war er weg. Er diente der Polizei sechs Jahre lang mit vollem Körpereinsatz. Er besuchte mit mir und Charlie seine Familie, bei der er zur Welt kam und wo er vielleicht nie wieder zurück gekehrt wäre. Er lernte uns das Lachen in den schwersten Zeiten. Er war einfach er. Ein wunderbarer Hund der alle Menschen in seiner Umgebung glücklich machte und ein Lächeln zauberte. Einen Hund wie Dexter trifft man nur einmal in seinem Leben und ich hatte das Glück knapp vier einhalb Jahre mit dem großen Rüden zu verbringen. Das schlimme ist nicht der Abschied, das schlimme sind die Erinnerungen die danach kommen. Zu wissen ihn nie wieder zu haben. Mit dem Husky habe ich eine der aufregendsten und ereignisreichsten Zeit durchlebt und ich bin so unendlich dankbar das er dabei war.

Ich sah mich im Auto um. Charlie schlief, Louis schlief und auch Bentley tat es. Der Rüde war gestern Nacht dabei gewesen uns wusste was mit seinem geliebtem Freund passiert ist. Ich schloss meine Augen und lehnte den Kopf gegen die kühle Scheibe. Vergessen. Vergessen war das, was jetzt anstand. Die letzte Nacht vergessen. Den endgültigen Abschied vergessen und nur die schönen Erinnerungen behalten. So wie ich es mit Dust getan hatte. Irgendwann würde ich über Dexter rede können, ohne das ich das Gefühl hätte, das mein Kehle abgeschnürt wird.

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Als ich aufwachte standen wir auf einem Rastplatz. Charlie stand mit Bentley an der Leine vor dem Van und rauchte eine, die anderen waren nicht zu sehen. Ich stieg aus und begrüßte Bentley. Charlie drückte mir die Leine in die Hand und blies den Rauch aus.

"Wo sind die anderen?"-ich.

"Kyle und Louis holen Essen und den anderen Van haben wir schon wieder verloren"-er. Ich nickte und lehnte mich gegen's Auto. Auch Charlie war gestern am Boden gewesen. Er war kurz, nachdem Dexter aufhörte zu atmen, mit Tränen in den Augen verschwunden. Es traf ihn mehr als ich dachte.

"Wie geht's dir jetzt?"-Charlie plötzlich. Ich sah ihn verwundert an, doch er warf mir nur einen emotionslosen Blick zu.

"Naja, wie soll es mir schon gehn'?"-ich. Er nickte stumm und nahm wieder einen Zug an der Zigarette.

"Dir?"-ich und sah auf den Asphalt.

"Nach gestern Abend scheiße"-er und blies den Rauch mit einem Seufzen zusammen aus.

"Dexter war dir doch schon immer egal"-ich und sah ihn vernichtend an.

"Er war mir nie egal. Ich habe ihn sehr geschätzt und sehr gemocht. Er war mir wichtig. Extrem wichtig."-er. Ich sah ihn leicht skeptisch an.

"Du glaubst mir nicht, richtig?"-er und man hörte Wut in seiner Stimme. Ich nickte leichte.

"Okay! Ich beweis es dir!"-er und schmiss seien Zigarette weg. Er ging zur Beifahrer Tür und holte ein Buch aus seinem Rucksack. Er hielt es mir hin. Zögernd nahm ich es und sah mir das Cover an. Ein Bild von mir und Dexter, wie ich im Bett lag und schlief, neben mir lag der wachsame Dexter. Der Buchtitel lautete 'Friendship'. Ich schlug das Buch auf und auf der zweiten Seite stand ein kleiner Text.

'Eine Biographie über Dexter-Lewis, den Rüden der vier Jahre lang die Crazy Monkeys und vor allem Yana Brooks begleitete'. Ich blätterte die Seite um.

'Ein Buch für Yana Brooks und Dexter'
Ich schluckte hart und blätterte noch weiter. Die dritte Seite.
'Der Schwerpunkt des Buches, liegt auf der Freundschaft zwischen Yana Brooks und Dexter, die mir beide die Augen öffneten'

Die vierte Seite, die erste richtige Seite des Buchs.

'Dieses Buch erzählt die Lebensgeschichte eines Hundes, der in seinem Leben wohl mehr als eine Familie glücklich machte.
Begonnen hat alles vor 10 Jahren in Kanada. Dort wohnten zu dem Zeitpunkt mehr als 30 Huskys die zu dem erfolgreichsten Huskyteam Kanadas gehörten. Zwischen Eis und Schnee kam ein Wurf Welpen zur Welt, darunter Lewis. Lewis würde in seinem Leben mehr als einmal sein zu Hause und seinen Namen wechseln. [...]'

Ich blätterte auf die vorletzte Seite.

'In Erinnerung an das wohl mächtigste und stärkste Mitglied der Crazy Monkeys'

Ich schlug das Buch zu und sah Charlie an, der mit den Händen in der Hosentasche mir gegenüber stand.

"Reicht das?"-er und man sah die Tränen in den Augen. Auch meine Augen waren wässrig. Ich spürte wie meine Beine wacklig wurden und ich drohte umzukippen. Charlie fing mich auf und ich vergrub mein Gesicht in seiner Schulter.

"Ja, das reicht"-ich leise. Er strich über meinen Rücken und sagte nichts. Ich weinte in die Schulter meines Ex-Freundes und es fühlte sich nicht falsch an. Das war das beängstigende daran. Ich weinte und weinte und Charlie ließ es zu. Nach einiger Zeit löste ich mich von ihm und wischte die letzten Tränen weg.

"Tut mir leid"-ich.

"Ist schon okay"-er und sah mich stumm an.

"Das du über Dexter geschrieben hast, hätte ich dir nicht zugetraut"-ich leise.

"Das du dich ohne mich und deinen Bruder durchbeißt, ich dir auch nicht"-er. Ich lächelte schwach, doch es verschwand schnell.

"Darf ich dich was fragen?"-ich.

"Ja"-er. Ich atmete tief durch.

"Wie lange waren wir noch zusammen, nachdem ich dir egal wurde?"-ich. Die Frage schien ihn zu treffen. Jedenfalls verriet das sein Blick.

"Du bist mir bis heute nicht egal geworden. Sonst hätte ich längst eine neue, doch ich kann nicht. Es fühlt sich nicht richtig an"-er

"Was fühlt sich nicht richtig an?"-ich.

"Ein Mädchen an die Stelle zu lassen, wo du lange Zeit standest. Es geht einfach nicht"-er

"Wieso nicht?"-ich.

"Weil du Yana Brooks bist und nicht irgendein Mädchen"-er. Ich musste leicht lächeln.

"Aber du fühlst doch nichts mehr für mich, oder?"-ich skeptisch.

"Nein"-er und seine Stimme versagte am Ende. Ich biss meine Lippen aufeinander.

"Auch wenn ich davon überzeugt bin, das du nichts mehr für mich fühlst; wenn du es doch noch tust, hör auf damit. Ich bin nicht mehr die Yana von damals, ich bin anders und ich bin mit meinem jetzigen 'ich' glücklich"-ich leise. Er nickte und ich wollte ihm das Buch wieder geben.

"Lies es bitte"-er mit fester Stimme. Ich nickte und stieg ins Auto.

Together, we are strongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt