~Kapitel 24~

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Ein weiterer Vorfall meiner Vergangenheit. Ein weiteres Mal bei dem ich so viel verlor.

Es ist nicht mal so lange her. Es war etwa vor einem Jahr. Damals hatte ich mich mit einer Obdachlosen alten Dame angefreundet. Ihr Name war Yuri. Sie wohnte unter dem Dach eines Pavilions in dem Park in der Nähe des Hauses meines Onkels. Nur durch einen Zufall traf ich sie damals und kam mit ihr ins Gespräch. Sie hatte eine kleine Katze namens Flecki. Ich durfte immer mit ihr spielen, wann immer ich wollte. Jeden Tag brachte ich ihr etwas zu Essen vorbei und redete mir ihr. Niemand wusste von meiner Freundschaft mit der alten und liebenswürdigen Dame. Sie war eine der wenigen, die mich so behandelte wie ich war und nicht die ganzen Gerüchte beachtete. Sie sah wie ich wirklich bin und genau das tat gut. Deshalb war ich ihr dankbar. Sie war damals meine einzige Freundin, denn von Jennie distanzierte ich mich, um nicht auch ihren Ruf in den Dreck zu ziehen. Denn nun war ich die, die jeder vermeiden wollte. Die Kriminelle, die bei der selbst der eigene Vater geflohen ist.

Wie oft hatte ich Yuri gesagt, dass sie sich beim Sozialamt melden soll, doch sie wollte nicht. Sie weigerte sich. Sie sagte sie wolle auf der Straße leben. Sie sei selber Schuld und wollte keine fremde Hilfe. Sie wolle es alleine wieder von der Straße schaffen und ich glaubte ihr. Irgendwann akzeptierte ich es, dass sie meine Hilfe nicht wollte, da sie zudem viel zu sturköpfig war... eine Gemeinsamkeit welche sie mit Jennie hatte.

Doch dann wurde es Winter und der Schnee fiel. Eine normalerweise wunderschöne Jahreszeit, doch sobald die ersten Schneeflocken fielen, wurde es kalt und Yuri krank. Ich hatte ihr bereits all meine Decken gebracht, meinen Onkel angefleht sie aufzunehmen, doch es brachte nichts. Was vielleicht eine harmlose Erkältung für andere war, war es für sie in ihrer Situation nicht. Das kalte und nasse Wetter, die Unterernährung, zusammen mit ihrem geschwächten Immunsystem, ergaben zusammen eine Lungenentzündung. Lebensgefährlich ohne Behandlung.

Doch ich wusste eines. Sie brauchte Antibiotika und musste ins Krankenhaus. Doch wer würde das alles bezahlen? Ich hatte kaum Geld, sie noch weniger. Mein Onkel wollte nichts davon wissen. Er meinte nur, es sei nicht mein Problem und Yuri solle sich bei einem Obdachlosenheim melden, doch sie war stur und wollte nicht. Sie bestand darauf, dass es ihr gut gehen würde, doch so war es nicht, das sah man ihr sofort an.

Von Tag zu Tag wurde sie schwächer, kränker. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus sie so zu sehen, also schlich ich mich in die kleine Apotheke in der Nähe, welche abends nur wenige Kunden hatte, um die Medikamente zu besorgen. Das klappte auch alles, denn ich schnappte mir diese als niemand hinsah. Alles wäre perfekt gelaufen, hätte ich bloß dieses eine blöde Detail beachtet. Diese blöde Kamera. Noch am gleichen Tag stand die Polizei vor der Tür meines Onkels.

Die Polizei verstand nicht meine Gründe, meinte es hätte auch andere Möglichkeiten gegeben, doch ich war damals in Panik und verzweifelt, da ich keine andere Lösung fand. So kam ich letztendlich für drei Wochen ins Jugendgefängis und bekam ein Haufen an Sozialstunden, die ich abarbeiten musste. Doch das alles machte mir nicht aus. Nicht das, aber etwas anderes. Denn als ich aus dem Jugendgefängnis rauskam, führte mich mein erster Weg wieder zurück zu Yuri. Kein Tag hatte ich nicht verbracht an sie zu denken. Zu hoffen, dass es ihr durch die Medikamente besser ging. Sie hatte keine Schuld an meinem Vorhaben. Sie wusste ja noch nicht einmal wo ich die Medikamtente her hatte. Doch als ich ankam, war sie verschwunden. Ihre Sachen und auch sie selbst, als wäre sie nie dort gewesen.

Kurze Zeit darauf erfuhr ich, dass sie gestorben war. Die Staatsanwaltschaft nahm ihr ganzes Hab und Gut. Flecki kam ins Tierheim. Ich hatte keine Chance mich weder von ihr noch von der kleinen Schmusekatze zu verabschieden, denn als ich zu Flecki wollte, um mich wenigstens um sie zu kümmern, war sie schon weg. Eine Familie hatte sie geholt und ich sah die kleine nie wieder. Sie war die einzige Erinnerung an Yuri und nun war diese auch weg.

So war mein letzter Eintrag entstanden:

Einbruch und Diebstahl

Also wem konnte man es verübeln, wenn er mir nicht mehr vertraute, weil er meine Anklagepunkte kannte.

Doch alle wussten nur die Anklagepunkte und nicht meine Beweggründe. Warum sollten sie denn auch nachfragen?

Worlds Apart: Welcome to the World of BangtanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt