{chapter 27; musik der gefühle}

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Müde öffnete ich meine Augen und gähnte. Das Mondlicht von draußen schien zu mir nach drinnen. Ich strich mir mit den Händen über die Augen.

Wie spät war es?

Ich richtete mich auf und blickte geradewegs auf die offen stehende Tür, die zu Levis Hauptzimmer führte. Im Moment befand ich mich in seinem Schlafzimmer, in seinem Bett. Nachdem wir den restlichen Tag in Trost unsere Zeit verstrichen hatten lassen, waren wir spät abends wieder in das Hauptquartier zurückgekehrt. Lange hatten wir noch geredet und anscheinend war ich danach eingeschlafen.

Nur wo war Levi?

Als ich noch wach gewesen war, hatte er neben mir im Bett gesessen, doch jetzt war er weg.

Durch die offen stehende Tür konnte ich sehen, dass kein Licht in dem anderen Zimmer brannte, daher war Levi wahrscheinlich nicht dort.

Ich seufzte. Ich richtete mich nun gänzlich in dem Bett auf, wickelte mich aus der Decke und stand auf. Meine Füße landeten auf dem kalten Holzboden und schnell zog ich mir meine Stiefel an. Dann ging ich durch die Tür in das angrenzende Zimmer. So wie ich es geahnt hatte, war niemand in dem Zimmer.

Wo war Levi nur hin gegangen?

Es war mitten in der Nacht und niemand war mehr wach. Außer uns beiden vielleicht. Ich entschloss mich dazu ihn suchen zu gehen. Also zog ich mir meine Soldatenweste an, die über einen der Holzstühle lag und trat aus dem Zimmer des Hauptgefreiten heraus.

Der Gang der sich jetzt vor mir erstreckte war ebenfalls Menschenleer und nur wenigen Fackeln an den Wänden erleuchteten ihn. Mit leisen Schritten ging ich an den vielen Holztüren vorbei und achtete auf meine Umgebung. Der Schwarzhaarige konnte nicht weit sein.

Plötzlich hörte ich ein leises Geräusch, das von einer Etage über mir zu kommen schien. Ich machte mich daran die Treppen nach oben zu gehen. Je höher ich kam, desto lauter wurde das Geräusch, das ich irgendwann als Klavierklänge identifizieren konnte. In dem Gang in dem ich jetzt ankam, war ebenfalls alles leer und nur eine einzige Fackel war an der Wand angebracht worden. Sonst lag alles in der unendlichen Schwärze.

Die Klavierklänge waren jetzt deutlich lauter und ich konnte eine schöne, angenehme Melodie erkennen. Ich schritt leise voran zu einer Holztür, die nur angelehnt war und durch die leichtes Licht hindurch schien. Als ich vor ihr stand, konnte ich mit Sicherheit sagen, dass die Musik aus diesem Zimmer kam.

Leise hörte ich den Klängen der Melodie zu, die mich in den Bann zog. Die Schönheit und Traurigkeit, die in ihr lag, ließ mich alles vergessen. Ich konnte einfach nur zuhören.

Irgendwann endete die Musik und zurück blieb eine Stille, in der ich nicht mal wagte zu atmen. Hinter der Tür konnte ich jetzt ein Seufzen ausmachen und danach erklingen Schritte, die direkt auf mich zukamen.

Wie als wäre ich aus einer Trance erwacht, stolperte ich zurück und knallte volle Kanne gegen die Fackel die an der Wand hing. Mit einem lauten Krach fiel sie hinunter.

Toll gemacht, Eren!

Die Tür gegenüber von mir wurde jetzt mit einem Ruck geöffnet und entgegen blickte mir ein grimmig dreinschauender Levi. Doch sobald er mich erkannte, wurden seine Gesichtszüge ein wenig sanfter.

"Eren, verdammt! Was machst du hier?", fragte der Schwarzhaarige jetzt, trat auf mich zu, hob die brennende Fackel von dem Boden auf und befestigte sie wieder an der Wand.

Also hatte Levi eben Musik gespielt?

Ich konnte nicht glauben, dass mein Freund so gut Klavier spielen konnte. Ich starrte den Mann neben mir einfach nur an, der jetzt verwirrt eine Augenbraue hob.

Another World || Ereri FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt