"Eren. Ich bitte dich, tu das nicht.", flüsterte Levi und seine Hände ergriffen meine eigenen.
Seine grauen Augen blickten mir müde und verzweifelt entgegen und ich musste den Drang unterdrücken den kleineren in meine Arme zu ziehen.
Seine Hände waren eiskalt. So kalt, wie ich mich fühlte, als ich die nächsten Worte aussprach.
"Du hast das nicht zu entscheiden. Der Untergang der Menschheit steht auf dem Spiel. Ich kann keine Rücksicht auf mich oder sogar dich machen, nur weil ich dich liebe.", sagte ich hart und versuchte mich von seinen Händen zu befreien, was mir aber nicht gelang, da er sie eisern festhielt.
Sein Blick hatte nun wieder die Maske aufgesetzt und mir blieb verschleiert was er dachte.
Ich hatte absolut keine Ahnung ob ich ihn nun mit meinen Worten abgestoßen hatte. Ich hatte alles dafür investiert, dass Levi mir vertraute und seine Maske mit guten Gewissen bei mir fallen lassen konnte. Die Tatsache, dass ich das alles nun zerstört haben könnte, machte mir Angst und ich schickte eine unangenehme Gänsehaut über meinen ganzen Körper.
Levi seufzte auf und eine seiner Hände ließ meine los, nur um einmal über seine Stirn zu fahren, als hätte er Kopfweh.
"Weißt du noch, als ich dir vorgeschlagen hatte, dass wir zusammen nach Trost gehen sollten, um mal abzuschalten?", fragte mich Levi nach einer kurzen Stille.
Verwirrt blickte ich meinen Freund an und die Zweifel von eben verschwanden kurz aus meinem Kopf.
Ich nickte dem schwarzhaarigen zu, da ich nur zu genau wusste, was er meinte. Ich hatte Levi das erste Mal schlafend in seinem Zimmer vorgefunden, an seinem Schreibtisch. Er hatte mir gesagt, dass er noch verrückt werden würde, wenn er nicht mal bald raus gehen würde. Er war unfassbar still und nachdenklich den ganzen Tag über gewesen. Jedoch hatte er mir nicht verraten wollen was los war, also hatte ich nicht weiter nachgefragt.
"Ich hab gemerkt, dass du mich fragen wolltest was mit mir los ist, aber ich konnte es dir noch nicht sagen- ich wollte dir nicht meine Ängste aufzwingen, indem ich sie dir erzähle.", fing Levi nun an zu erzählen.
Aufmerksam hörte ich meinem Freund zu, während dieser seinen Blick mit meinem verhakte und seine Hände meine noch fester umfassten.
"I-ich hatte Angst. Seit dem Tag am See, hatte ich ständige Angst dich zu verlieren. Und als die Expedition immer näher gerückt ist und ich dich weiter unterrichtet habe, ist es immer schlimmer geworden. Ich wusste wie es da draußen hinter den Mauern ist und das ich dich nicht beschützen könnte, wenn es drauf angekommen wäre. Einfach weil man in dieser Welt niemanden beschützen kann! Aber dieses Wissen hat alles noch schlimmer gemacht."
Levi legte eine kurze Pause ein, in der er sich anscheinend noch einmal sammeln musste. Für einen kurzen Augenblick schloss er die Augen. Riss sie dann aber wieder auf, als hätte er etwas Schreckliches gesehen. Mit einem verzerrten Gesichtsausdruck redete er weiter.
"Irgendwann war ich so weit, dass ich zu Erwin gegangen bin und ihn angefleht habe, dass du hier im Hauptquartier bleiben kannst. Aber er hat seine Meinung nicht geändert. Dabei hat er auch von uns erfahren."
Ich schluckte. Der Kommandant höchstpersönlich wusste also über uns Bescheid und das anscheinend nicht erst seit gestern. Und doch war nichts passiert.
War es also nicht schlimm?
Am liebsten hätte ich Levi die Frage gestellt, aber ich wollte ihn nicht unterbrechen, denn er war noch nicht fertig.
"Gestern Nacht, als du mir diese Kette geschenkt hast, war ich so unglaublich-... glücklich, Eren.", brach aus ihm heraus und mit Freude sah ich, dass ein kurzes, ehrliches Lächeln über sein Gesicht huschte. Es war aber kurz darauf wieder verschwunden, als hätte ich es nie gesehen.
"Ich wusste, dass ich jede Chance bei der Expedition ergreifen würde, um dich aus der Gefahr zu ziehen. Und selbst wenn ich damit mein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt hätte.", sagte er entschlossen.
Ich spürte wie mein Herz unfassbar laut mit meiner Brust schlug und ich spürte wie ein leichter Kloß sich in meinem Hals breit machte. Ein Zeichen, dass ich Tränen in den Augen hatte. Ich versuchte den Kloß hinunter zu schlucken, was mir aber nicht gelang.
Es war einfach ein unbeschreibliches Gefühl zu wissen, dass es eine Person gab, die ihr Leben für mich geben würde. Etwas was ich natürlich nicht wollte, und doch löste es eine Lawine von Gefühlen in mir aus, die ich nicht mehr zurück halten konnte.
Schniefend schlug ich mir die Hand vor den Mund, als ich spürte, dass die ersten salzigen Tränen aus meinen Augen traten und sich ihren Weg über mein Gesicht bahnten.
Ohne jegliche Kraft ließ ich meinen Kopf auf Levis Schulter fallen und krallte mich noch fester an seine kalten Hände, die leicht zitterten. Ich spürte wie der Ältere mich an sich zog.
"Es tut mir so Leid was passiert ist, Eren. Das ich dich so angemeckert habe. Aber ich wollte einfach nur, dass du da weg kommst. Ein bisschen weiter weg von der Gefahr.", brach aus dem schwarzhaarigen heraus und wild nickte ich an seiner Schulter. Tief in meinem Inneren hatte ich es von Anfang an gewusst, aber wir Menschen waren nun mal Kreaturen, die gerne mal aus einer Maus einen Elefanten machten.
Ich ließ meine Tränen einfach laufen. Mir war egal, dass hier um uns herum Soldaten standen. Ich wollte einfach nur noch bei Levi stehen und in seinen Armen liegen.
Ich hatte Angst. Ich war erschöpft. Ich war angespannt.
All das geisterte durch meinen Kopf und Körper. Ich war so weit in dieser Welt gekommen, hatte zu Levi gefunden und wenn meine Fähigkeiten offenbart werden würden, würde ich wahrscheinlich sterben. Ich würde mein Leben verlieren.
Nie wieder würde ich Levis Lippen oder seine Nähe spüren. Noch der Wind, wenn er durch die Luft rauschte, noch würde ich die Vögel je wieder sehen, die in unendlicher Freiheit über den Himmel flogen.
Noch würde ich mich je wieder an meine Familie erinnern können.
An meine Mutter und ihr langes, schwarzes Haar, die warmen Augen und ihre Fürsorge für mich.
Weder an meinen Vater, mit seinem Pflichtbewusstsein und seiner Lehre über die Medizin, die er mir hatte weiter geben wollte.
Noch an Mikasa, meine kleine Schwester, die mir wahrscheinlich bis in den Tod folgen würde, so wie ich es bei ihr tun würde.
Und Armin. Der Typ der immer für mich da gewesen war und der mich besser verstand, als jeder andere Mensch in diesem Universum.
Doch plötzlich riss ich meine Augen auf.
Armin!
Armin, war hier!
Auf einmal waren meine Tränen versiegt und so schnell ich konnte, löste ich mich von meinem Freund der mich jetzt verwirrt und mit ebenfalls noch leicht glänzenden Augen anstarrte.
"Ich weiß, wer uns bei der ganzen Sache hier helfen könnte!", rief ich aus und ließ meine Augen über die Mauer wandern, nur um den Kommandanten bei Pixies stehen zu sehen. So schnell ich konnte setzte ich mich in Bewegung und rannte auf die beiden Personen zu, die mich jetzt entdeckt hatten.
Mit schnell pochenden Herzen blieb ich vor den beiden Kommandanten stehen und salutierte.
"Ich weiß, wer uns bei dem Ganzen hier helfen kann. Sir, ich mussdringend mit einem Rekrut Namens Armin Arlert sprechen!"
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Another World || Ereri FF
Fanfiction[ABGESCHLOSSEN] Eren ist ein ganz normaler Schüler, mit Freunden, guten Noten und einem Ziel was er später einmal werden möchte. Doch als er ein paar Tage vor seinem 18. Geburtstag komische Träume bekommt, in denen er sich in einen Titanen verwande...